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Herz aus Eis

Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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Seine Wangenmuskeln arbeiteten, er saß steif und mit geballten Fäusten in seinem Stuhl. Gut. Sie tippte mit dem Kuli auf den Block. Das Leben hatte er also nicht aufgegeben, nur gegen die Behinderung wollte er nichts tun. Es gab noch Hoffnung. „Eine Gesprächstherapie wird Ihnen helfen, über die Depression hinwegzukommen. Dennes ist die Depression, die den Heilungsprozess verhindert.“
    „Ich bin nicht depressiv.“
    „Dann eben wütend. Ihre Wut muss behandelt werden, Mr. Koumantaros. Ist Ihnen eigentlich bewusst, was für einen Ton Sie an sich haben?“
    „Mein Ton?“ Seine Finger umklammerten den Stahlrahmen. „Sie drängen sich in mein Haus und werfen mir meinen Ton vor? Für wen halten Sie sich!“ Seine wilde Rage raubte ihr für einen Moment die Sprache. „Sie glauben, Sie haben auf alles eine Antwort, geben sich so selbstherrlich und rechthaberisch. Aber wären Sie auch noch so, wenn man Ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen hätte? Wären Sie dann auch so gefühllos?“
    Er konnte nicht wissen, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen worden war. Niemand ging unbeschadet durchs Leben. Persönliche Tragödien hatten sie abgehärtet und widerstandsfähiger gemacht, die zurückgebliebenen Narben waren Teil von ihr geworden. Dennoch war Elizabeth im Moment dankbar, dass Kristian die Gefühle, die über ihr Gesicht huschten, nicht sehen konnte. Dabei lag ihre persönliche Tragödie sieben Jahre zurück, auch wenn es ihr schien, als sei es erst gestern gewesen.
    „Ich bin nicht so gefühllos, wie Sie denken“, sagte sie kühl, den Tumult in ihrem Innern eisern im Zaum haltend. „Aber ich bin hergeschickt worden, um Ihnen zu helfen. Ich werde also alles tun, um Ihre Heilung voranzutreiben.“
    „Warum sollte ich wieder gesund werden wollen?“ Mit wütender Miene neigte er den Kopf zur Seite. „Und kommen Sie mir nicht mit dem üblichen Schwachsinn … dass ich die wahre Liebe finden und eine Familie gründen werde.“
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. Nein, Liebe war für sie kein Argument, die konnte sich nämlich schnell als Trugschluss erweisen. „Auf solche Mittel greife ich nicht zurück. So gut müssten Sie mich inzwischen kennen.“
    „Dann nennen Sie mir einen Grund, warum ich gesund werdensollte. Wozu der ganze Aufwand?“
    Ja, wozu? Ihr Herz begann schneller zu schlagen, aus Verärgerung und Mitgefühl. „Weil Sie leben, deshalb.“ Sie musste all die ärgerlichen Dinge zurückhalten, die sie noch sagen wollte. Er war ihr Patient, sie war hier, um für seine medizinische Pflege zu sorgen, nicht, um ihm einen moralischen Vortrag zu halten. Das Leben war ein Geschenk, kein verbrieftes Recht, und das Geschenk hielt er in Händen und ignorierte es. „Leben Sie, Mr. Koumantaros. Genießen Sie das Leben in vollen Zügen. Und wenn Sie es nicht für sich selbst tun wollen, dann tun Sie es für jene, die an dem Tag der Lawine nicht entkommen sind. Tun Sie es für Cosima und Andreas. Sie sind es ihnen schuldig.“

3. KAPITEL
    Cosima und Andreas. Es wunderte Kristian, dass die englische Schwester Hatchet die Namen der beiden kannte. Ja, es stimmte. Es waren Cosima und Andreas, die ihn ständig verfolgten. Aus völlig unterschiedlichen Gründen.
    Kristian bewegte sich unruhig in seinem Bett. Seine Beine schmerzten höllisch. Der Schmerz war immer unterschiedlich, manchmal war es gar nicht so schlimm. Doch heute Nacht war es unerträglich. Und nichts konnte diesen Schmerz lindern.
    Der Unfall. Ein Winterurlaub mit Freunden und Familie in den französischen Alpen.
    Wochenlang hatte er im Koma gelegen. Und als er wach geworden war, musste er im Streckbett liegen, damit seine Wirbelsäule weiter heilen konnte. Man beglückwünschte ihn, dass er nicht gelähmt war, dass er einen so entsetzlichen Unfall überlebt hatte.
    Doch das Entsetzen hörte für Kristian nicht auf. Es waren nicht einmal so sehr die körperlichen Fähigkeiten, die er vermisste. Er vermisste Andreas. Seinen älteren Bruder. Seinen besten Freund.
    Er und Andreas hatten immer das Extreme gesucht, ganz gleich, ob beim Skifahren, beim Tauchen oder Fallschirmspringen. Doch während Andreas, der Ältere, immer der folgsame gute Junge gewesen war, hatte Kristian die Rolle des Rebellen mehr zugesagt.
    Zusammen waren sie unschlagbar gewesen. Sie hatten unendlichviel Spaß gehabt. Nicht, dass sie ihre Pflichten vernachlässigt hätten. Nein, sie beide hatten immer hart gearbeitet. Und dafür noch härter

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