Herz aus Eis
Beispiel bin ich zu diesem Haus gekommen, indem ich die Frau eines Mannes fragte, wer für mich ein Haus bauen könnte. Sie nannte mir einen Mann, den ich in mein Büro bestellte und dem ich sagte, ich wollte etwas wirklich Schönes haben. Und dann baute er mir dieses Haus. Er engagierte auch die beiden Männer, die mir die Möbel besorgten. Ich hab’ mir von dem ganzen Zeug noch gar nichts angeschaut.«
»Warum haben Sie denn die Möbel von den beiden Männern nicht gleich aufstellen lassen?«
»Weil meiner Frau vielleicht nicht gefallen könnte, wie sie aufgestellt sind, und sie das Ganze vielleicht wieder umstellen möchte; und ich sah nicht ein, daß man sich die Arbeit zweimal machen soll.«
Houston lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Ich wußte ja gar nicht, daß Sie verheiratet sind.«
»Bin ich auch nicht. Noch nicht. Ausgeguckt habe ich mir schon eine.«
»Meinen Glückwunsch.«
Kane lächelte sie durch seinen Bart hindurch an. »Ich kann mir nicht jede Frau in dieses Haus holen. Sie muß eine echte, wahre und unverfälschte Lady sein. Jemand hat mir mal gesagt, daß eine echte Lady eine Führerpersönlichkeit ist, daß sie für eine Sache kämpft, sich für die Unterdrückten einsetzt, ohne daß ihr dabei auch nur der Hut auf dem Kopf verrutscht. Und eine echte Lady kann einen Mann mit einem Blick zu Eis erstarren lassen. Das haben Sie heute getan, Houston.«
»Wie war das bitte?«
Er schob die beiden leeren Schüsseln zur Seite und beugte sich zu ihr hinüber. »Als ich in die Stadt kam, machten sich alle diese Frauen meinetwegen zum Narren, und als ich sie nicht beachtete, fingen sie an, sich so zickig zu benehmen, wie sie wirklich sind. Die Männer standen alle dabei und lachten, ein paar wurden auch böse; doch keiner von ihnen sagte auch nur einmal zu mir, daß es ihm leid täte. Und keiner hat mal irgendwas Nettes zu mir gesagt. Nur Sie.«
»Aber, Mr. Taggert, eine von diesen Frauen wird doch sicherlich . . .«
»Keine von ihnen hat mich so verteidigt, wie Sie das heute getan haben. Und wie sie mich ansahen, als ich Sie anfaßte! Ich wäre fast erfroren.«
»Mr. Taggert, ich glaube, ich sollte jetzt gehen.« Ihr gefiel die Wendung, die ihr Gespräch genommen hatte, ganz und gar nicht. Sie war allein mit diesem riesigen, halbzivilisierten Mann. Und noch dazu wußte niemand, daß sie sich in diesem Haus befand.
»Sie können jetzt noch nicht gehen; ich habe Ihnen noch etwas zu sagen.«
»Sie können mir ja einen Brief schicken. Ich muß jetzt wirklich gehen.«
»Kommen Sie mit nach draußen. Ich habe eine Menge Pflanzen hinterm Haus«, sagte er wie ein kleiner Junge, der gern seinen Willen haben möchte.
Sie hoffte, daß sie das nicht bereuen mußte; aber vielleicht waren >eine Menge Pflanzen< ein Garten.
Es war ein Garten: Morgen über Morgen voller duftender blühender Büsche und mehrjährige Pflanzen, Rosen und Bäume.
»Der Garten ist so schön wie das Haus«, sagte sie und wünschte sich, sie könnte die Wege erkunden, die sie im Mondlicht erkennen konnte. »Was wollten Sie mir denn noch sagen, Mr. Taggert? Ich muß bald aufbrechen.«
»Wissen Sie, daß ich Sie schon als kleines Mädchen gekannt habe? Sie haben ja immer mit Marc Fenton im Garten gespielt. Natürlich haben Sie mich nicht beachtet. Ich war ja nur der Stallbursche«, sagte er schroff und beruhigte sich dann wieder. »Ich habe mich immer gefragt, was aus Ihnen mal werden würde — Sie, eine Chandler, die mit den Fentons spielte —, aber es ist was wirklich Gutes draus geworden.«
»Vielen Dank.« Sie fragte sich verwundert, was er mit diesen krausen Reden bezweckte.
»Was ich Ihnen noch sagen wollte, ist, daß ich vierunddreißig Jahre alt bin, so viel Geld besitze, daß ich gar nicht mehr weiß, wohin damit, ein großes leeres Haus habe und die Speicher voller Möbel, die heruntergeschafft und aufgestellt werden müssen. Und ich will, daß mir jemand eine Köchin besorgt, damit ich und Edan nicht dauernd unser eigenes Essen verzehren müssen. Was ich brauche, Miss Houston Chandler, ist eine Frau, und ich habe beschlossen, daß ich Sie zu meiner Frau machen werde.« Er sagte den letzten Satz mit triumphierender Stimme.
Houston brauchte einen Moment, ehe sie zu einer Antwort fähig war. »Mich?«, flüsterte sie.
»Ja, Sie. Ich denke, es stünde einer Chandler gut an, wenn sie in diesem Haus wohnen würde — in dem größten Haus, das Chandler in Colorado jemals gesehen hat und sehen wird. Und ich habe auch
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