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Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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packte die gesamte Garderobe aus, die für ihre Hochzeit vorbereitet worden war, um das richtige Kleid für diesen Abend zu finden.
    Schließlich entschied sie sich für ein Kleid aus malven-und silberfarbenem Brokat mit Hermelinbesatz am tiefen Ausschnitt und an den Puffärmeln. Sie würde das Kleid in einer ledernen Reisetasche verstecken — Blair schleppte immer dicke Ledertaschen voll medizinischer Instrumente mit sich herum - und sich in Tias Wohnung umziehen.
    Sie mochte nicht das Telefon benützen, aus Angst, jemand könnte mithören; und so bezahlte sie einem der Jungen von Randolph einen Penny, damit er ihrer Freundin Tia Mankin, deren Haus sich unweit von Kanes Auffahrt befand, eine Botschaft zustellte. Sie sollte sagen, daß Blair bei ihr sei, wenn jemand Fragen stellte.
    Blair fing wieder an zu quengeln, als verlangte Houston Unmögliches von ihr. Und sie beklagte sich zwanzig Minuten lang über das enge Korsett, das ihr fast die Luft abdrückte, weil sie sonst mit ihrer Taille nicht in das Modellkleid von Worth hineingepaßt hätte. Aber als sich dann Blair im Spiegel betrachtete, sah Houston ein Funkeln in ihren Augen und wußte, daß sie mit ihrem Aussehen sehr zufrieden war.
    Die wenigen Minuten, die Houston im Salon mit ihrer Mutter und Mr. Gates verbrachte, waren eine Freude für sie. Blairs bequeme Kleider forderten einen geradezu heraus, den Wildfang zu spielen, und sie zankte sich ununterbrochen mit Mr. Gates.
    Und als Leander kam, genoß sie es nicht weniger, ihn zu necken. Lees kühle Reserviertheit, sein überlegenes Gehabe, das von keinem noch so frechen Wort zu erschüttern war, gingen ihr so auf die Nerven, daß sie froh war, als sie vor Tias Haus aussteigen konnte und Blair mit ihm allein weiterfuhr.
    Sie traf sich mit Tia im Schatten eines Cottonwood-Baumes und folgte ihr über die Hintertreppe ins Zimmer.
    »Blair«, flüsterte Tia, während sie Houston beim Umziehen half, »ich hatte gar nicht gewußt, daß du unseren geheimnisvollen Mr. Taggert kennst. Ich wünschte, ich könnte dich heute abend begleiten, und ich wette, Houston wünschte sich das auch. Sie ist in dieses Haus verliebt. Hat sie dir erzählt, was sie damals . . .? Vielleicht sollte ich dir das lieber nicht erzählen.«
    »Vielleicht solltest du mir das wirklich nicht erzählen«, pflichtete ihr Houston bei. »Aber jetzt muß ich gehen. Halt mir die Daumen.«
    »Und erzähl mir morgen, wie es gewesen ist. Ich möchte, daß du mir jedes Möbelstück beschreibst, jeden Teppich, jede Wand und jede Decke«, sagte Tia, die ihre Freundin die Treppe hinunterbegleitete.
    »Das werde ich«, rief Houston, während sie schon die Auffahrt zu Taggerts Haus hinauflief. Sie haßte es, nicht mit einer Kutsche, sondern wie eine Bettlerin zu Fuß zu kommen; aber sie konnte es nicht riskieren, eine einmalige Gelegenheit ungenützt vorübergehen zu lassen.
    Die kreisrunde Auffahrt brachte sie zur Vordertür des Hauses, das mit seinen weißen Flügeln die Arme auszubreiten schien. Auf dem Dach sah sie eine Brüstung, und sie fragte sich, ob sich dahinter Terrassen befanden.
    Die Vordertür war weiß, und zwei lange rechteckige Glasscheiben waren darin eingelassen. Während sie durch die Scheiben sah, strich sie sich das Kleid glatt, versuchte ihr pochendes Herz zu beruhigen und klopfte an die Tür. Nach wenigen Sekunden hörte sie schwere Schritte durch das Haus hallen.
    Kane Taggert, der immer noch seine grobe Arbeitskleidung trug, grinste, als er ihr die Tür aufhielt.
    »Ich hoffe, ich komme nicht zu früh«, sagte Houston und hielt den Blick fest auf sein Gesicht gerichtet. Sie wollte nicht gleich unangenehm auffallen, indem sie an ihm vorbei auf die Einrichtung gaffte.
    »Genau richtig. Das Essen ist fertig.« Er trat einen Schritt zurück, und Houston konnte zum erstenmal einen Blick in das Haus hineinwerfen.
    Direkt vor ihr stiegen zwei prächtige breite, freitragende Treppen in weitem Bogen links und rechts in die Höhe. Weiße Säulen mit reich verzierten Kapitellen stützten die Galerie und schwangen sich bis zur hohen, mit Holz verkleideten Decke hinauf. Das Ganze war eine Studie aus Weiß und Gold, dem die gedämpfte elektrische Beleuchtung einen warmen Ton verlieh.
    »Gefällt es Ihnen?« fragte Kane und schien sich offensichtlich über ihren Gesichtsausdruck zu amüsieren.
    Houston konnte sich so weit von ihrem Erstaunen erholen, daß sie den Mund wieder zubrachte. »Es ist das Schönste, was ich bisher in meinem Leben gesehen

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