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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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sind?“
    „Genug, um jeden zu überzeugen, dass ich das bin, was ich zu sein vorgebe.“
    „Dann viel Glück!“
    Richard verließ das Gebäude durch den Dienstboteneingang, um im Ministerium nicht gesehen zu werden. Da er als bescheidener, schüchterner Mann aufzutreten gedachte, nahm er sich vor, sich eine einfache Brille zu kaufen. Jeder würde erwarten, dass ein Hauslehrer kurzsichtig war.
    „Ach, Tante Em, es wäre mir lieber gewesen, heute Nachmittag nicht die halbe Grafschaft bewirten zu müssen. Jacks neuer Hauslehrer, Mr. Ritchie, soll in den nächsten Stunden eintreffen, und Rice hat mich gebeten, die Kontobücher zu prüfen. Williams Gesellschaft hätte zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stattfinden können – und dann auch noch mit Leuten, mit denen ich nichts gemein habe. Ganz zu schweigen von den Ausgaben, die wir uns nicht leisten können.“
    „Eine Gesellschaft kann dir nur guttun, Pandora. Es ist an der Zeit, dass du wieder einmal ein hübsches Kleid anziehst und dich damenhaft frisieren lässt.“
    „Mir steht nicht der Sinn nach solchem Firlefanz“, rief ihre Nichte. „Und daher werde ich nicht dabei sein. Du musst die Gastgeberin spielen und dir eine Ausrede für meine Abwesenheit einfallen lassen.“
    „Das kommt überhaupt nicht infrage“, begann die Tante, als Galpin hereinkam. „Ein Mr. Ritchie ist da und möchte Sie sprechen“, murmelte er. „Er sagt, er sei Master Jacks neuer Hauslehrer. Ich habe ihn in die Bibliothek geführt.“
    „In die Bibliothek!“, wiederholten die beiden Frauen im Chor. Das war der Raum, den Pandoras Vater Simon fast aller wertvollen Gegenstände beraubt hatte, um sich Geld für sein liederliches Leben zu beschaffen.
    „Habe ich etwas falsch gemacht, Miss Pandora?“, fragte der alte Butler.
    „Nein, ein Raum ist so gut wie der andere“, erwiderte Pandora. „Du kannst sicher sein, dass ich heute Nachmittag nicht da bin“, rief sie ihrer Tante noch zu, während sie ging, um mit dem Bewerber zu sprechen, den Lady Leominster für sie gefunden hatte.
    Der Hauslehrer bereitete ihr ebenfalls Sorgen. Sie hoffte, dass der Mann erfahren genug war, um Jack zu zähmen. Zurzeit war der Junge ins Schulzimmer verbannt, weil er trotz absoluten Verbots im völlig zugewachsenen See des einst schönen Parks gebadet hatte.
    Interessiert betrachtete Richard seine neue Umgebung. Hinter ihm lag eine unbequeme Reise auf dem Dach einer billigen Kutsche, da sich ein angeblich mittelloser junger Hauslehrer einen Innenplatz natürlich nicht leisten konnte.
    Als man ihn dann in einer uralten Chaise abgeholt und hierher gebracht hatte, war ihm die Ungepflegtheit des gesamten Anwesens aufgefallen. Auch im Haus deutete alles auf Armut hin. Der Raum, in den man ihn geführt hatte – die sogenannte Bibliothek – zeigte genau wie die Halle Spuren von Vernachlässigung. Es gab zwar noch ein paar Bücher, aber die meisten Regale waren leer. Einzig der Schreibtisch erweckte den Eindruck, benutzt zu werden.
    Der alte Butler, der Richard die Tür zur Eingangshalle geöffnet hatte, hatte gemurmelt: „Sir John? Wollen Sie wirklich Sir John sprechen?“ Er überlegte offenbar, ob er den Neuankömmling in den Salon oder nach oben führen sollte, und entschied sich dann für die Bibliothek. „Miss Pandora arbeitet dort“, erklärte er.
    Wer mochte Miss Pandora sein? Vor der Abfahrt nach Sussex hatte Lord Sidmouth ihn über Sir John und dessen Enkelsohn William, der angeblich ein Taugenichts war, informiert.
    Für Richard war William Compton kein gänzlich Unbekannter. Russell hatte seinen Namen einige Male in einem Ton erwähnt, der auf wenig Sympathie schließen ließ. „Ein Spieler, und noch dazu kein erfolgreicher“, hatte er erklärt. Ob Comptons glücklose Spielleidenschaft für die hier offenkundig herrschende Armut verantwortlich war? Allerdings wirkten Ländereien und Haus, als ob sie bereits seit Jahren vernachlässigt würden.
    Richard machte sich bereit, seine Rolle als bescheidener Hauslehrer zu spielen, als am anderen Ende des Raumes die schwere Eichentür geöffnet wurde und eine junge Frau hereinkam. Sie war größer als die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen, also nur wenig kleiner als er. Ihr altmodisches grünes Kleid war so fadenscheinig, als sei es schon von mehreren Generationen getragen worden.
    Ihre Haare leuchteten wie rotes Gold, ihre Augen waren grün und ihre Lippen wohlgeformt. Doch der strenge Gesichtsausdruck schwächte die Schönheit ab, die sie

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