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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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der Aufruhr ihretwegen stattfindet?«
    Ryan of Hythe wehrte sich nicht gegen den mörderischen Griff, der seinen Oberarm umklammerte. Auch er war mit seinen Nerven ziemlich am Ende. Bisher hatte es den Anschein gehabt, als hätte er sich auf ein gefährliches Spiel mit zwei Partnern eingelassen, die sich aus der Partie zurückziehen wollten, der eine in die Tiefen eines Weinfasses und der andere auf das Polster ihres Gebetsstuhles. Beide nur in ihren Eigensinn und tiefe, ausweglose Verzweiflung versunken.
    Dass Justin ausgerechnet in diesem wichtigen Augenblick dem Weinfass entsagte, entschuldigte sogar seine Grobheit. Zwar stanken seine Kleider nach Schänke und sein Atem nach saurem Wein, aber seine hitzigen Fragen verrieten ausschließlich größte Sorge und Nüchternheit. Wie hatte er von dem Chaos erfahren, welches das Haus heimsuchte? Egal ... Hauptsache, er war gekommen.
    Und Roselynne? Da hatte es schon eines aufgebrachten Vaters bedurft, um sie aus ihrer frommen, jedoch gefährlichen Lethargie zu reißen. Allerdings mit höchst ungewissem Erfolg. Der heftige Streit, der nach der Ankunft des Lords zwischen Tochter und Vater entbrannt war, hatte in einem Aufschrei Roselynnes geendet. Ihr entsetztes Gesicht, wie sie auf die Pfütze aus Blut und Wasser geblickt hatte, die sich unter ihren Rocksäumen zunehmend ausgebreitet hatte, hatte genügt, um den polternden Lord und den Rest des Hauses in reine Panik zü versetzen.
    »Wenn Ihr auch nur einen Funken Erbarmen in Euch fühlt, sagt mir sofort, was geschehen ist!«, forderte Justin in diesem Moment mit angespannter Stimme. »Ist sie krank? Der Knecht hat etwas von Priester und Medicus gefaselt. Wieso braucht sie das eine, oder das andere?«
    Ryan of Hythe kratzte sich mit der freien Hand am Kopf und beschloss, dass es endlich Zeit für die ungeschminkte Wahrheit war.
    »Sie hat Probleme mit dem Kind«, sagte er knapp.
    »Die Wehen haben vor der Zeit eingesetzt. Ihre Mutter fürchtet um beider Leben.«
    »Ein Kind? Roselynne erwartet ein Kind?« Justin d'Amonceux würgte jeden einzelnen Buchstaben heraus, als müsste er daran ersticken.
    »Wenn Ihr jetzt auch noch fragt, ob es das Eure ist, Seigneur, dann habt Ihr meine Faust zwischen den Zähnen, noch bevor Ihr bis drei zählen könnt«, drohte der Sachse grimmig. »Habt Ihr wirklich nicht gemerkt, weshalb sie bei Eurer Eheschließung diesen albernen Umhang trug? All das geschah ausschließlich, um ihrem Kind den Namen seines Vaters zu geben. Sie wollte nicht, dass Ihr davon erfahrt. Aus Gründen, die Ihr nur selbst beurteilen könnt, nimmt sie an, dass Ihr nicht bereit seid, dieses Kind als das Eure anzuerkennen.«
    »Da soll doch gleich ...«
    Ryan lächelte freudlos über den gemurmelten Fluch. »Wenn Ihr sie tatsächlich so liebt, wie es in Eurem Gesicht geschrieben steht, dann scheint dieses Gefühl Euren Verstand inzwischen lahmgelegt zu haben.«
    »Gott im Himmel!«
    »Der tut hoffentlich das Seine, um eine Katastrophe abzuwenden«, murmelte der Baron bedrückt. »Wo lauft Ihr hin? Bleibt hier, verdammt noch mal! Ihr könnt da jetzt nicht hinein.«
    »Und ob ich das kann. Ich muss zu ihr!«, rief der Ritter über die Schulter und stürzte bereits zum Haupteingang des Hauses.
    »Zum Donnerwetter, so wartet doch! Ihr wisst nicht, dass der Lord ...«
    Wie ein kantiger Fels ragte besagter Lord vor Justin d'Amonceux auf, als jener in aller Kopflosigkeit durch die Tür hereinplatzte. Ohnehin von beeindruckender Körpergröße, stand er auf der steinernen Treppe zum ersten Stock auch noch eine Stufe über dem verstörten Normannen.
    »Ihr!«, brüllte er mit einer Donnerstimme, die garantiert durch alle Stockwerke drang, als er den ungebetenen Besucher erkannte. Im selben Augenblick zischte sein Schwert aus der Scheide und hob sich in tödlicher Drohung über die Stirn des Ritters.
    »Nicht!«
    Ehe Justin begriff, was geschah, stand Ryan of Hythe vor ihm und deckte ihn mit der ganzen Breite seiner Kriegergestalt vor dem Zorn des Lords.
    »Bist du von Sinnen?«, dröhnte Raynal de Cambremer mit hochrotem Kopf seinen Schwiegersohn an. »Geh zur Seite, damit ich diesen Schurken in Stücke schneiden kann, wie ich es geschworen habe.«
    »Das darfst du nicht tun! Roselynne liebt ihn!«
    »Das ist mir egal!«, schrie der Lord in rasender Wut. Das Schwert sauste gefährlich nahe vor Ryans Gesicht durch die Luft. »Er hat tausendfach den Tod verdient! Entweder werde ich ihr seinen Kopf vor die Füße legen, oder seine

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