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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Familie Cambremer bei Hofe traf. Oder glaubte er tatsächlich, dass man ihn vergessen hatte?
    Roselynne stieß einen leisen Seufzer aus und straffte die Schultern. Sie konnte nicht alle Schwierigkeiten zur gleichen Zeit überwinden. Zuerst musste sie ihren normannischen Ritter davon überzeugen, dass sie füreinander bestimmt waren. Danach konnte sie darüber nachdenken, wie sie verhindern sollte, dass die Ränkespiele der Politik ihrer beider Glück in Gefahr brachten.
    Sie verschränkte die Arme vor dem Busen und vergrub die kühlen Hände in den Ärmeln ihres seidengefütterten Mantels. Ihr tapferer Versuch, jegliche Gefühle auszuschalten, scheiterte jedoch ein zweites Mal. Da war es wieder, jenes eigenartige, bedrohliche Gefühl, das sie zum ersten Mal im Sonnenzimmer der Prinzessin überfallen hatte.
    So viel Verzweiflung, Einsamkeit und Hass, dass sie trotz des Kaminfeuers fröstelte. Was, wenn die Spur dieser Trostlosigkeit ebenfalls zu Justin d'Amonceux führte?

6. Kapitel
    »Du siehst einfach wunderschön aus!« Margaret de Lacey klang ein winziges bisschen neidisch. Sie stand an Roselynnes Seite und wartete ab, bis zwei andere Ehrendamen letzte Hand an das Festgewand von Prinzessin Mathilda gelegt hatten. »Irgendwie anders als sonst.«
    Der Nachsatz zauberte eine Spur von Röte auf die blassen Wangen der Demoiselle von Hawkstone. Roselynne war sich der Tatsache nur zu bewusst, dass sie zwar elegant, aber ausgesprochen herausfordernd gewandet war. Breite silberne Bänder fassten die knisternden Falten ihres Untergewandes zusammen. Sie waren unter dem Busen gekreuzt und ihre Enden, von winzigen Perlen besetzt, fielen fast bis auf den Boden. Das fliederfarbene Übergewand aus morgenländischer Seide glich eher einem ärmellosen Mantel, denn es wurde zwischen den Brüsten mit einer alten keltischen Brosche als einzigem Verschluss gehalten.
    Bei jeder Bewegung klaffte der glatte Stoff auf und gab Wellen von zarten Silberfalten frei, die wie Quellwasser über ihre Glieder glitten. Die raffiniert langen Ärmel des Untergewandes waren an den Handgelenken mit Bändern geschlossen und bauschten sich bei jeder Bewegung Roselynnes wie glänzende Nebelschwaden.
    Absoluter Blickfang indes war die altehrwürdige silberne Fibel, beinahe handtellergroß und zu einem heidnisch heiligen Knoten ohne Anfang und Ende geschlungen, die zwischen ihren Brüsten schwebte. Das ungewöhnliche, archaische Schmuckstück lenkte an dieser Stelle die Aufmerksamkeit natürlich auch auf das blasse Tal zwischen Roselynnes halb enthüllten Brüsten.
    Zusammen mit dem silbernen Stirnreif, der einen nebelfarbenen Mondstein in seiner Mitte trug, war es die einzige Zierde ihrer Erscheinung.
    Der glatte Reif bändigte die Flut ihrer tiefschwarzen Haare, die über ihre Schultern und ihren Rücken fielen und sie in einen zweiten Mantel hüllten. Maud hatte lediglich die kürzeren Strähnchen an ihren Schläfen zu dünnen Zöpfchen geflochten und mit Silberdraht umwickelt. Jetzt ringelten sie sich gleich den geheimnisvollen Zeichen eines alten Kultes auf ihrer durchscheinenden Haut.
    »Findet Ihr es gut, Euch zur Feier eines christlichen Festes wie eine Priesterin aus fernen Tagen zu gewanden?«, hatte sich die Prinzessin bei Roselynnes Anblick ein wenig kritisch erkundigt.
    Roselynne hatte die schmale Hand auf die Brosche gelegt und den Blick ihrer Herrin gemieden. »Ich werde mich sofort umziehen, wenn ich Euch missfalle«, hatte sie gewispert, wohl wissend, dass die Prinzessin ein solches Angebot nicht annehmen würde.
    Bereits in frühester Jugend hatte sie festgestellt, dass besonders eifrig angebotener Gehorsam bei den anderen meist dazu führte, dass sie ihn nicht annahmen, weil sie ihre Forderungen plötzlich selbst für übertrieben hielten. Auch Prinzessin Mathilda ließ sich auf diese Weise überlisten. Die Schwester des Königs hatte nach einem kurzen Stirnrunzeln sogar gelacht.
    »Lasst nur. Es wird unsere sächsischen Edelmänner freuen, Euch so zu sehen. Vielleicht findet ja einer von ihnen eher Gnade vor Euren sonst so gestrengen Augen, Dame Roselynne!«
    Auch Margaret de Laceys Gedanken kreisten um eine solche Möglichkeit. Sie klatschte aufregt in die Hände. »Wer ist der glückliche Ritter, für den du dich so schön gemacht hast? So viel Mühe hast du dir noch nie gegeben. Verrat mir seinen Namen!«
    Roselynne verdrehte die Augen, um sich über so viel vermeintliche Einfältigkeit zu entsetzen. »Du redest Unsinn, Margaret, und

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