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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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vor Sorge und Unruhe flatterte.
    Während der König in mühsam gezügelter Beherrschung die unterschiedlichsten Vorschläge prüfte, die allesamt unsinnig waren und nichts bewirken würden, veränderte Luthais seinen Standort, bis er an der Seite der Jungfer de Lacey auftauchte.
    Margaret erschrak ein wenig, denn der einschüchternde normannische Seigneur gehörte zu ihrem großen Kummer nicht zu den Männern des Hofes, die ihr Aufmerksamkeit schenkten. Aber an diesem schlimmen Tag war ohnehin alles anders.
    Sie fand sogar ein wenig Trost darin, dass an der glänzenden Erscheinung des Ritters die allgemeine Aufregung abzuperlen schien wie die Regentropfen an den marmornen Simsen der großen Halle. Hoch gewachsen, schlank und vollkommen gelassen, lächelte er sie im Glanze seiner Juwelen und Stickereien an, als wäre dies ein Bankett, bei dem kein Schatten die allgemeine Freude trüben konnte.
    »Dame Roselynne stand Euch als Freundin nahe, nicht wahr«, sagte er in einem so ehrlich mitfühlenden Ton, dass Margaret endlich damit aufhörte, den Bänderbesatz ihres Gewandes zu malträtieren.
    Sie blickte ihn aus großen, tränenfeuchten Augen an, dann nickte sie mehrmals heftig und murmelte etwas Ersticktes, das sich halb wie ein Gebet, halb wie etwas völlig Unsinniges anhörte.
    Der Normanne gab ihr Zeit, sich zu fassen, auch wenn er heimlich mit den Zähnen knirschte.
    »Wollt Ihr Euch nicht setzen? Ihr seht aus, als könntet Ihr Euch kaum mehr auf den Beinen halten«, überspielte er seine Ungeduld.
    Ehe Margaret sich versah, kauerte sie auf einem Hocker in der Nähe des großen Kamins und nippte an einem Silberbecher mit dampfendem Gewürzwein. Monsieur de Luthais setzte seine Wünsche durch, bevor die Welt um ihn herum überhaupt begriff, wie er es anfing. So plauderte auch die Dame de Lacey bereitwillig über ihre Freundin, ohne zu merken, dass sie geschickt ausgehorcht wurde.
    Nein, die Jungfer Roselynne hatte keine Feinde bei Hofe, alle schätzten und bewunderten sie. Nein, es gab niemanden, der ihr Böses wollte. Höchstens ein paar besonders hartnäckige Verehrer, die sie unablässig bedrängten. Die Edelmänner wetteiferten um ihre Gunst, sogar der finstere schottische Graf hatte immer wieder versucht, ihre Zuneigung zu erringen.
    »Als ob sie jemals auch nur auf die Idee kommen würde, einen von diesen Wilden zum Gemahl zu nehmen«, entrüstete Margaret sich mit zunehmend roten Wangen und plapperte weiter drauf los. »Man sagt, sie leben wie die Tiere dort oben im Norden. So waren auch seine Manieren. Ich glaube, er hatte sogar etwas damit zu tun, dass ihr das Pferd bei der großen Jagd durchging. Sie hängt an dem Zelter, wisst Ihr. Er ist ein Geschenk ihres Vaters und kommt aus ihrer Heimat in Hawkstone. Sie züchten dort die wunderbarsten Rösser ...«
    Die atemlose Mädchenstimme plätscherte weiter, während sich das Mosaik für den Ritter, wie von Geisterhand bewegt, zusammensetzte. Im Verein mit dem Vorfall der vergangenen Nacht, als er Roselynne schon zum zweiten Male vor den unsanften Aufmerksamkeiten des Schotten gerettet hatte, ergab sich für den Seigneur von Luthais ein Bild, das keine Zweifel übrig ließ. Irgendwann zwischen dem Ende der Morgenandacht und der Abreise der Gesandtschaft hatte Robert Duncan sich Roselynnes bemächtigt, um sie in seine Heimat im Norden zu bringen.
    Wäre Margaret eine geschulte Beobachterin gewesen, hätte sie bemerkt, wie sich die Gesichtszüge des Normannen verhärteten. Es schien, als hätte eine unsichtbare Hand einen Spiegel aus Eis über ihn gelegt. Mit einem Male wirkte er weit älter, als es seinen Jahren entsprach.
    Doch die Hofdame war so in ihren eigenen Kummer verstrickt, dass es ihr nicht einmal richtig auffiel, dass sich der Seigneur in aller Höflichkeit von ihr verabschiedete. Er verließ mit schnellen Schritten die große Halle, während der König sich zurückzog; vermutlich, um die traurige Botschaft zu diktieren, die der nächste Kurier nach Hawkstone bringen musste. Er konnte die Familie der verschwundenen Edeldame schließlich nicht im Ungewissen lassen.
    In kürzester Zeit würde ein wutschnaubender Raynal de Cambremer in Winchester auftauchen und seinen jungen König mit Vorwürfen überhäufen. Der silberhaarige Lord von Hawkstone war noch immer eine beeindruckende Persönlichkeit und einer der wenigen Männer, die Wilhelm den Zweiten in den kleinen Prinzen Rufus zurück verwandeln konnten, der seinen Vater und die Ritter seines Gefolges

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