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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Misstrauen. »In der Rolle des Helden habe ich Euch bisher noch nicht gesehen, Messire. Was treibt Euch, den Ritter des Mädchens zu spielen?«
    Es war eine von diesen typischen Bemerkungen des Fürsten, die ebenso gut harmlos wie zynisch gemeint sein konnten. Der Graf war darauf vorbreitet und hielt dem König seine eigenen Worte entgegen.
    »Wart nicht Ihr es, der mir eine mögliche Verbindung mit der Dame anbot? In dem Fall ist es nur recht und billig, dass mir ihr Schicksal am Herzen liegt.«
    »Also doch«, der König nickte, als hätte er etwas bestätigt bekommen, das er ohnehin schon länger vermutet hatte. »Gestattet mir eine Warnung, denn ich habe Euch schätzen gelernt. Ihr seid der Letzte in einer langen Liste, mein Freund. Die Dame trägt ihren Namen mit Recht. Süß duftend wie eine Rose, mit seidenweichen Blättern, aber mit mehr verborgenen Dornen, als ein Igel an Stacheln hat. Ihr ahnt nicht, worauf Ihr Euch einlasst, wenn Ihr Euch unter ihre Verehrer einreiht.«
    Die zutreffende Beschreibung Roselynnes entlockte Justin ein Schnauben. »Wie auch immer, sie ist eine Dame von Rang. Es gehört sich nicht, dass sie wie ein Stück Kriegsbeute nach Norden geschleppt wird. Es wird mir ein Vergnügen sein, dem Schotten seine Beute zu entreißen und ihn zurechtzustutzen.«
    »Hm ...« Der König wandte seinem Begleiter den Rücken zu und trat zwischen zwei Zinnen, wo im Regenvorhang die Umrisse der Stadt verschwanden. »Ein eifersüchtiger Normanne, der sich mit einem schottischen Grafen anlegt und nicht mein Untertan ist, das klingt wunderbar. Niemand kann mich für Eure Taten verantwortlich machen, denn noch schuldet Ihr meinem Bruder, dem Herzog, Gehorsam. In der Tat, Euer Plan würde das Problem auf höchst diplomatische Weise angehen ...«
    Es war mehr ein Selbstgespräch denn eine Antwort, und der junge Edelmann hütete sich, den König dabei in irgend einer Weise zu stören. Dass er jedoch noch ein zweites Beutestück zurückholen wollte, verschwieg er wohlweislich. Er konnte selbst nicht genau sagen, wann er den Entschluss dazu gefasst hatte, Herzog Roberts tückische Pläne zu verweigern. Die Sache hatte ihm nie besonders gefallen, aber inzwischen sah er sie mit völlig anderen Augen. Er wollte nicht länger helfen, Rufus um seinen Thron zu bringen. Die vergangenen Tage und Stunden hatten seinen Blickwinkel auf viele Dinge verändert.
    »... aber dennoch sehe ich nicht, wie er zu einer Lösung beiträgt!«, drang nun die Stimme des Fürsten wieder in sein Bewusstsein. »Graf Duncan ist mit seinen Männern unterwegs. Ihr seid ein vorzüglicher Schwertkämpfer und Bogenschütze, aber es wird Euch nicht gelingen, ein ganzes Dutzend kriegsgestählte Schotten zu überwältigen, um das Mädchen zu befreien. Wenn ich Euch jedoch Bewaffnete zur Seite gebe, dann weiß alle Welt, dass ich meine Finger im Spiel habe.«
    »Ich bitte Euch nicht um Bewaffnete. Ich will unbedingt allein reiten, lediglich ein Diener soll mich begleiten. Je weniger Aufsehen wir erregen, umso besser ist es und umso schneller holen wir die Schotten ein.«
    »Ihr riskiert Euer Leben.«
    »Wisst Ihr eine andere Lösung?«
    »Duncan wird sie nicht töten, wenn er wirklich so närrisch nach ihr ist. Vielleicht nimmt er sie zur Frau. Es ist nicht das schlechteste Schicksal, die Gräfin Duncan zu sein. Seine Sippe zählt zu den ersten des Landes, und vielleicht hat er das nötige Durchsetzungsvermögen, diese Dame auf Dauer zu bändigen.«
    Justin d'Amonceux ballte die Fäuste. Jetzt war nicht die Stunde zu zögern. »Bevor ich das zulasse, riskiere ich lieber mein Leben.«
    Das Schweigen des Königs war Antwort genug. Rufus schäumte vor Zorn über die Tat des Schotten, aber seine Hände waren gebunden. Das Leben einer Hofdame wog schwer, aber es wog nicht so schwer wie der Friede für die Nordgrenze. Sie wussten es beide, ohne die Tatsache aussprechen zu müssen.
    »Wann wollt Ihr aufbrechen?«, fragte der junge König schließlich und wischte sich endlich den Regen aus dem Gesicht.
    »Bei Tagesanbruch«, entgegnete der Normanne.
    »Ich bin tief in Eurer Schuld, wenn es Euch gelingt, die Tochter des Lords von Hawkstone zu retten.« Der König gab sich einen erkennbaren Ruck. »Aber wenn Ihr sie tatsächlich zurückbringt, müsst Ihr sie zur Frau nehmen, das muss Euch klar sein.«
    »Das ist nicht das schlechteste Schicksal ...«, parodierte der Ritter mit einem Anflug seines gewohnten Sarkasmus die Worte des Fürsten.
    Der König lachte

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