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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und schlug ihm auf die Schulter, dass das nasse Wams klatschte. »Bei Gott, Ihr reitet mit meinen besten Wünschen, Normanne! Kommt mit ihr zurück, das ist alles, was ich mir im Augenblick von Euch wünsche. Danach werden wir über Euren Lohn sprechen!«
    Der Normanne erbebte unter dem Hieb. Er schämte sich der Lügen, unter denen er sich die Freundschaft dieses Mannes erschlichen hatte. Er hatte so viel auf seine Ehre und seinen Namen gegeben und musste nun feststellen, dass er keinen Grund mehr dazu hatte.

12. Kapitel
    Die Stimmen drangen dumpf und fern in Roselynnes Bewusstsein. Sie verstand die Worte nicht, aber der Tonfall verriet Ungeduld, Sorge, mühsam kontrollierten Zorn und sogar einen Anflug von Panik. Heftige Männerstimmen, die doch eigentlich nichts in ihrer Schlafkammer zu suchen haben sollten. Schlafkammer?
    Roselynne riss die Augen auf, obwohl sie eigentlich keine Bestätigung mehr benötigte. Ihr war furchtbar kalt, sie fror erbärmlich, ihr ganzer Körper schmerzte. Sie ruhte auf etwas, das hart, glatt und in nichts mit der hübsch gepolsterten Matratze zu vergleichen war, die in ihrem Alkoven lag. Wo war sie? Was war geschehen?
    Während der Herzschläge, in denen sich das Bild vor ihren Augen klärte, kehrte auch die Erinnerung zurück. Weniger ein klarer Ablauf der Ereignisse als ein wildes Durcheinander von Empfindungen, Ängsten und Geschehnissen. Am Ende blieben ihre Blicke an einem kantig-düsteren Gesicht hängen, dessen Bart bis hinauf zu den glühenden dunklen Pupillen reichte.
    »Ihr ...«, hauchte sie fassungslos, und es gelang ihr, in die einzelne Silbe so viel Vorwurf, Entsetzen und Entrüstung zu legen, dass der schottische Gesandte in ungewohnte Erklärungsnot geriet.
    »Je nun...«, begann er, räusperte sich und suchte fast ein wenig hilflos nach den richtigen Worten. »Da seid Ihr ja wieder. Ihr habt uns einen schönen Schrecken eingejagt. Ihr wolltet einfach nicht wieder aufwachen. Ihr wart einen ganzen Tag ohne Bewusstsein. Wie ist das möglich?«
    Welch eine Frage! Roselynnes Blicke irrten an ihm vorbei und nahmen die Szene in sich auf. Offensichtlich befanden sie sich in einem hastig errichteten Lager, einer Art natürlicher Höhle, die von einem umgestürzten Nadelbaum geschaffen worden war, dessen flacher Wurzelballen nur halb aus der Erde ragte, weil ihn die Bäume ringsumher aufgefangen hatten, sodass er nun zwischen Himmel und Erde schwebte.
    Ihre Schultern ruhten auf der harten Unterlage eines hölzernen Sattelgestells und ihr Körper war mit mehreren Reiterumhängen bedeckt. Außerhalb dieses Kokons aus leidlicher Wärme herrschten Wind und feuchter Nieselregen; das Schnauben von Pferden, das Klirren von Sattelzeug und das Gemurmel anderer, mürrischer Stimmen drangen zu ihr.
    Die kurze Spanne eines Atemzugs genügte Roselynnes betäubtem Verstand denn auch zu erkennen, dass sie den Schotten mit ihrer todesähnlichen Ohnmacht ganz hübsch erschreckt hatte. Sie nutzte den Vorteil augenblicklich aus und schloss die Augen mit einem Seufzer erneut. Zum einen, weil ihr nicht gefiel, was sie da sah, und zum anderen, weil sie jetzt schon bedauerte, dass sie überhaupt die Lider gehoben hatte.
    »Zum Henker, Ihr werdet mir doch nicht schon wieder in Ohnmacht fallen«, fluchte der Schotte denn auch prompt. »Wein! Gebt mir den Trinkschlauch, zum Donner! Hier, Mädchen, Ihr müsst etwas trinken!«
    Die junge Frau fühlte eine Hand, die ihren Nacken sorgsam stützte, und dann die Öffnung eines Trinkschlauches, die einen Strahl in ihren Mund ergoss. Durstig trank sie das kühle Nass und schmeckte erst im Nachhinein, dass der schwere Rotwein mehr nach Fell und Erde roch als nach den Trauben, aus denen er gekeltert worden war. Dennoch linderte die Feuchtigkeit das Brennen in ihrer Kehle und hinterließ im Nachhall die Illusion, dass ihr Kopf ein wenig leichter geworden wäre.
    Sie verschluckte sich, musste husten, und die stützende Hand klopfte zwischen ihre Schulterblätter, als gälte es, ihr auch den letzten Rest von Luft aus der Lunge zu treiben. Sie keuchte entsetzt auf.
    »Lass das, Rob!«, hörte sie eine knurrige Stimme, die sich des Englischen ein wenig schwerfällig bediente. »Du bringst das Mädel um. Das hättest du auch gleich in Winchester erledigen können, wenn dir der Sinn danach steht. Dann wären wir jetzt auf dem Heimweg und müssten uns nicht in diesem Wald verstecken und darauf warten, dass dein Schätzchen endlich wieder zur Besinnung kommt.«
    Die

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