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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN
Autoren: Unbekannter Autor
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Titel einer Gräfin von d'Amonceux; sie musste sich bei Hofe präsentieren und am öffentlichen Leben Anteil nehmen.
    Er hatte sie in Winchester als viel beschäftigte Ehrendame erlebt. Als Lady, die ständig von einem Ort zum nächsten eilte, die Dienstboten antrieb und sowohl in den Ställen wie in den Gärten zu finden war. Weshalb sie in Rouen nicht einmal zur Kirche ging, ergab für ihn einfach keinen Sinn. Warum versteckte sie sich?
    Dabei war das große Haus voller Leute, die ein und aus gingen. Dame Elisabetta, meist mit zornigem Gesicht und die Sänftenträger scheltend. Lady Liliana, fast so blass, wie er ihre Tochter erlebt hatte. Die schöne Baronin von Aylesbury mit ihren leuchtend roten Locken, das blühende Antlitz von Sorge überschattet und neben sich den Gemahl, der täglich düsterer und gereizter wirkte. Die Familie hatte sich in ungewöhnlicher Zahl in Rouen versammelt. Weshalb? Um der neuen Gräfin zu gratulieren, die nach einem Skandal einen neuen Einfluss gewonnen hatte? Um das erheiratete Vermögen aufzuteilen oder ...
    Schnelle Hufschläge rissen ihn aus seinen Gedanken und trieben ihn in den Schatten eines Torbogens. Fast wäre er einem Reiter in den Weg gelaufen, der eben sein schweres Streitross in ungewohnter Eile durch die Gasse trieb. Aus seinem Versteck sah er im Gegenlicht der Fackeln die Silhouette einer mächtigen Kriegergestalt.
    Der Lord von Hawkstone hatte Rouen gerade noch vor dem abendlichen Schließen der Stadttore erreicht. Sein Staub bedeckter Umhang sprach von einem hastigen Ritt, und er kümmerte sich nicht um die wenigen Müßiggänger auf den Straßen. Er preschte durch den Torbogen in den Hof des Hauses gegenüber, wo sich im Viereck hölzerne Galerien um den ersten und zweiten Stock zogen.
    Ein Stallknecht eilte herbei und nahm sich des Rosses an, während der Lord mit einer Geschmeidigkeit, die für sein Alter verblüffend war, vom Pferd glitt und ins Haus eilte. Er vermittelte dem Beobachter den Eindruck eines Mannes, der mit dringlichen Nachrichten unterwegs war. Was war geschehen, das den Lord in eine solche Hast versetzte?
    Justin d'Amonceux starrte mit brennenden Augen auf das Haus, dessen Umrisse in der schnell hereinbrechenden Dunkelheit verschwammen. Schweiß stand auf seiner Stirn, aber er wischte ihn nicht fort. In den sandigen Ebenen vor Jerusalem würde es noch heißer sein. Allein, etwas in ihm wehrte sich mit einem Male dagegen, die Reise anzutreten, von der er sich seit Wochen die Lösung aller Probleme versprach.
    War es der Wunsch, sie wenigstens noch einmal zu sehen? Sich ein letztes Mal ihre lieblichen Züge einzuprägen und ein Bild festzuhalten, das nicht von Zorn, Hass und Unverständnis überschattet war? Vielleicht lächelte sie gar, wenn sie ihn nicht in der Nähe wusste!
    Sie zürnte ihm zweifelsohne, dass er ihrer Heirat zugestimmt hatte. Für sie musste es so aussehen, als hätte er sie absichtlich davon abgehalten, den Schleier zu nehmen. Dabei war sein Name das einzig Gute, das er ihr je gegeben hatte.
    Die Gräfin von d'Amonceux besaß Sicherheit, Behaglichkeit, Reichtum und Ansehen, Dinge, die es ihr ermöglichen würden, das Leben zu führen, das ihrer Schönheit angemessen war. Roselynne gehörte nicht in ein Kloster! Er hätte sie nie nach Montivilliers bringen dürfen!
    Irgendwann würde sie das einsehen und vielleicht einen Gatten finden, der ihre ungewöhnliche Person so würdigte, wie sie es verdiente. Nicht nur ihren Reiz, sondern auch ihre Fähigkeit zur Leidenschaft, ihren unabhängigen Geist und den stolzen Mut, der sie befähigte, die üblichen Bahnen zu verlassen.
    Seine tiefe Reue und seine so spät entdeckte Fähigkeit, sie ohne Einschränkung zu lieben, ermöglichten es ihm, ihr dieses Glück von ganzem Herzen zu wünschen. Aber er wollte das Abendland nicht verlassen, ohne sich wenigstens von ihrem neuen Wohlergehen überzeugt zu haben.
    Es war ein höchsteigenartiges Gefühl, sich so unendlich um einen anderen Menschen zu sorgen. In dieser Ausschließlichkeit hatte er es noch nie verspürt. Nicht einmal für die glanzvolle Baronin von Aylesbury, die er nun anblicken konnte, ohne dass sein Herz schneller schlug. Sophia hatte ihm stets den Eindruck vermittelt, dass sie sich ihres Wertes, ihrer Herkunft und ihrer Handlungen bewusst war und dass sie Bewunderung wollte, aber keine Hilfe.
    Ganz im Gegensatz zu Roselynne, die man ständig davon abhalten musste, sich selbst zu schaden. Die bei aller Dickköpfigkeit auch die
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