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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die veilchenblauen Augen seiner Gemahlin zu sehen. Er hatte gelernt, ihrem Instinkt zu vertrauen, auch wenn dieser ihn manchmal dazu zwang, Entscheidungen zu treffen, die seinem geradlinigen männlichen Gefühl ganz und gar nicht entsprachen.

27. Kapitel
    Roselynne tauchte aus ihrem Schlaf auf wie aus den kühlen Tiefen einer erfrischenden Quelle. Sie verspürte keinen Drang, das Aufwachen zu beschleunigen. Es war herrlich, so dazuliegen und außerhalb der Wirklichkeit zu schweben. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie geschlummert hatte, sie wusste nur, es war tief und völlig traumlos gewesen. Erholung für Körper und Seele, Stille und totale Entspannung für ihren gemarterten Leib ...
    Ein grelles, unerwartetes Geräusch drang jäh in diesen Frieden. Ein schrilles Quäken, dünn, jämmerlich und von so dringlicher Mahnung, dass es ein verblüffendes Echo in ihren schweren, sich spannenden Brüsten fand. Sie wurden augenblicklich feucht. Unwillkürlich berührte sie die Stelle mit der Hand: ihr Hemd klebte auf der Haut. Im selben Moment war da eine Bewegung an ihrer Seite, ein kaum merkliches Gewicht, ein Kissen, Wärme ...
    Sie schlug die Augen auf und blickte in ein winziges, ungnädig verzogenes Säuglingsgesicht, in dem der kirschgroße Mund eine protestierende Höhle war, die gierige, quäkende Geräusche ausstieß. Ihre Tochter ... Ihre Tochter lebte!
    Eine Welle unendlicher Liebe und grenzenloser Erleichterung stieg in Roselynne auf, und die Milch, nach der das kleine Mädchen so jammernd verlangte, schoss in ihre Brüste. Erst jetzt entdeckte sie die schlanke Männerhand, die das schreiende Köpfchen stützte und den kleinen Körper in seinem Wickelkokon hielt. Ihre Augen wanderten langsam den Arm entlang und die Schulter hinauf in das unrasierte, übernächtigte Gesicht, das direkt aus ihren Träumen zu kommen schien.
    »Du musst ihr die Brust geben«, sagte Justin rau. »Sie verbraucht zu viel Kraft, wenn sie zu lange schreien muss. Sie ist noch sehr schwach und braucht dringend Nahrung, sagt die Wehmutter.«
    Roselynne fand keine Worte. Sie senkte die Lider, öffnete das Zugband des Hemdes, zog den Stoff zur Seite und barg das Kind, das ihr Justin reichte, an einer prallen Brust, an deren Spitze schon ein Tropfen hing. Das kleine Mädchen stieß mit seiner winzigen Nase dagegen und gluckste. Der Duft brachte es auf den richtigen Weg, die Brustwarze verschwand in der rosigen Höhle und das Gekreisch verstummte jäh.
    Roselynne japste vor Überraschung, als sich der zahnlose Kiefer überraschend energisch um ihre Haut schloss und das gierige Saugen des kleinen Mundes eine Fülle von unbekannten, aber durchaus angenehmen Gefühlen in ihr aufwallen ließ.
    Erst jetzt hob sie die Lider erneut und sah den Mann an, der den Platz an ihrem Bett nicht verlassen hatte. Seine Kleider waren schmutzig, die Haare wirr, die Bartstoppeln dunkel und ungewohnt. Zum ersten Mal passte die Narbe in das wilde, ungestüme Gesicht. Nur die Augen wollen es nicht. Sie waren leuchtend, durchscheinend blau und von einer neuen, wundervollen Wärme, die sie noch nie in ihnen entdeckt hatte. Er sagte nichts. Zwischen ihnen war nur das leise Schmatzen des kleinen Mädchens, das immer wieder schnaufend Luft holte und weitertrank.
    »Du bist gekommen ...«, flüsterte Roselynne endlich. »Wer hat dich geholt?«
    »Niemand«, entgegnete Justin. »Ich habe gespürt, dass du mich brauchst. Ich war immer draußen vor deinem Haus. Jede Nacht. Ich habe deinen Schlaf bewacht und mich einen dummen Narren geschimpft, weil ich dir so wehgetan habe. Kannst du mir je verzeihen?«
    »Nur wenn du mir wiederholst, was du gesagt hast, bevor sie zur Welt kam«, flüsterte Roselynne leise.
    »Was soll ich wiederholen? Dass ich nicht ohne dich leben kann? Dass ich dich brauche wie die Luft zum Atmen, das Wasser zum Trinken, das Brot zum Essen? Dass mein Leben erst durch dich zum Leben geworden ist? Dass ich dich liebe, mein Herz?«
    Roselynne rang nach Luft, als er endete. Erst in diesem Moment merkte sie, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte.
    »Ich hab gedacht, ich hätt' es geträumt«, flüsterte sie beglückt.
    Mit einem leisen >Plop!< glitt ihre Brustwarze aus dem Mund des Säuglings, der mitten im Trinken wieder eingeschlafen war. Roselynne spürte auf der feuchten Haut die kaum merklichen Atemzüge ihrer Tochter und sie berührte das rührend kleine, zerbrechliche Fäustchen, das sich gegen ihre Brust presste. Die Finger gingen auf

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