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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Narr.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen«, nickte die alte Dame zufrieden und schenkte ihrer Enkelin und ihrer Urenkelin eines ihrer seltenen Lächeln. »Merk es dir gut, Kind! Ein Gatte mit einem schlechten Gewissen ist etwas Wunderbares. Sorg dafür, dass er es lange behält! Und nun kommt, junger Mann. Eure beiden Damen müssen schlafen, und mir scheint, Ihr braucht vor dem Schlaf ein Bad und eine Mahlzeit. Ihr stinkt, mit Verlaub gesagt, wie ein Landsknecht und seht aus wie ein Wegelagerer.«
    Dem war schwer zu widersprechen, dennoch musste Roselynne einen letzten Hauch von Sorge bekämpfen, bevor sie Justin gehen ließ. »Du kommst wieder?«
    »So sicher, wie unsere Tochter Hunger haben wird, wenn sie das nächste Mal aufwacht!«
    Ihre Blicke trafen sich, und Dame Elisabetta blinzelte gerührt.
    »Ich bring ihn dir zurück, Roselynne«, sagte sie ungewohnt sanft. »Soll ich das Kind in die Wiege legen?«
    »Nein!« Roselynne barg das winzige Wesen noch enger an ihrem Busen. »Lass sie mir, ich muss sie ansehen, damit ich es glaube.«
    Und das tat sie, bis ihr die Augen zufielen und ihr gemarterter Körper sein Recht auf Ruhe und Schlaf forderte. Sie merkte nicht, dass Lady Liliana das kleine Mädchen aus ihrem Arm nahm. Nach Monaten des Kummers, des Kampfes und der Schmerzen war sie zum ersten Mal entschlummert, ohne sich vor dem Aufwachen zu fürchten.
    »Was, zum Henker, willst du in Orleans? Es gehört zum Königreich von Frankreich!«
    Justin d'Amonceux wartete, bis sich das Poltern seines Schwiegervaters gelegt hatte, dann antwortete er ruhig: »Das ist mir bewusst. Aber ich habe Anteile an einem Handelshaus in Orleans. Ich könnte einen Teil meines Vermögens mitnehmen und Roselynne ein angenehmes Leben bieten.«
    »Was soll das Mädchen in Orleans? Sie gehört nach England! Ich werde derlei Unsinn nicht dulden!«
    »Er hat Recht«, bestätigte Dame Elisabetta die Worte ihres jüngsten Sohnes. Sie nahm ebenfalls an diesem Familienrat teil, der alle in der großen Stube versammelte, die auf die Gasse hinausführte und in deren Schauschränken die prächtigsten Stücke von Dame Elisabettas Silbersammlung ausgestellt waren. »Ein Handelshaus in Orleans! Seid Ihr von Sinnen? Ihr seid ein Edelmann, ein Ritter des Königs, und kein Kaufmann!«
    »Ein Edelmann, der bei seinem König mit vollem Recht in Ungnade gefallen ist«, erinnerte Justin knapp. »Genau genommen hat er mich nur unter der Bedingung begnadigt, dass ich Roselynne nach unserer Eheschließung verlasse und unverzüglich ins Heilige Land gehe. Erinnert Euch!« Sein Blick wanderte zu Ryan of Hythe. »Ich habe auf Euer Schwert geschworen, dass ich die Dame nicht mit meiner Anwesenheit behellige.«
    »Ein alberner Schwur, der sich inzwischen von selbst erledigt hat«, warf Roselynne ein.
    Sie saß auf dem gepolsterten Fenstersitz und hatte in der zurückliegenden Woche ihr Temperament und ein Stück ihrer Gesundheit wieder gefunden, wenngleich sie immer noch ein wenig zu dünn und alarmierend zerbrechlich aussah. »Papa wird dafür sorgen, dass Rufus die Verbannung aufhebt. Nicht wahr, Papa?«
    »Zum Donner noch mal, welche Verbannung?« Der grauhaarige Lord betrachtete seine Familie, als hätte er unverhofft einen närrischen Haufen von Schwachköpfen vor sich.
    »Hier, diesen albernen Brief!« Roselynne hatte das sorgsam aufbewahrte Papier eingesteckt, bevor sie sich zu dieser Familienbesprechung eingefunden hatte.
    Der Lord griff danach und überflog die Zeilen. Als er im Aufblicken Justins Miene sah, reichte er das Pergament kommentarlos an ihn weiter.
    »Lebenslange Verbannung, da habt Ihr es.«
    Justin warf das Papier nachlässig auf den Tisch, an dem Lady Liliana, ihre Tochter und der Baron von Aylesbury saßen, ehe er zu Roselynne trat, ihre Hand ergriff und sie schweigend küsste. Die junge Frau sah mit einem innigen Lächeln auf das blonde Haupt, dessen frisch geschnittene und gewaschene Haare wie eine silberblonde Kappe um den Schädel lagen. Der Kuss kratzte auch nicht mehr vor lauter Bartstoppeln, und statt der ungewaschenen Kleider trug er feine Wolle und enge Beinlinge. Sie war es immer noch nicht müde, ihn einfach nur anzusehen.
    Deswegen entging ihr auch das feine Stimrunzeln ihrer Mutter, die gerade das Pergament las. Auch Sophia-Rose schüttelte den Kopf, und am Ende landeten alle Blicke auf eigentümliche Weise bei Ryan of Hythe, der plötzlich so aussah, als befände sich statt des gepolsterten Stuhles ein Ameisenhaufen unter

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