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HERZ HINTER DORNEN

HERZ HINTER DORNEN

Titel: HERZ HINTER DORNEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Skandal zu schützen, der unzweifelhaft drohte, wenn ein anderer diese Spuren entdeckte und der Klatsch einsetzte. Auf Hawkstone war man gewohnt, sich nur der Autorität des Lords und seiner Lady zu unterwerfen. Maud richtete sich aus alter Gewohnheit sogar jetzt danach.
    Sie hatte sich eben erst wieder aufgerichtet, als Margaret de Lacey ohne jede Spur von Förmlichkeit in das Gemach wirbelte und sich naserümpfend nach ihrer Gefährtin umsah.
    »Wo steckt deine Herrin? Die Prinzessin ist böse auf sie, und sie tut gut daran, wie ein Blitz bei ihr zu erscheinen. Puh, wie das hier riecht. Hast du die Kleidertruhen deiner Herrin nicht gelüftet?«
    Erst mit Verzögerung drang das Bild der Hände ringenden Kammerfrau in Margarets Bewusstsein. Sie hatte Maud als gelassene, tüchtige Magd kennen gelernt und konnte sich nicht vorstellen, was sie in einen dermaßen aufgelösten Zustand versetzte.
    »Was ist passiert?«, fragte sie deutlich vorsichtiger und runzelte die Stirn über den dunklen, neugierig funkelnden Kirschenaugen.
    »Ich weiß es nicht, Mylady«, entgegnete die Kammerfrau seufzend. »Dame Roselynne hat mich angewiesen, sie nach dem Fest schlafen zu lassen. Aber als ich in ihr Gemach kam, war sie schon fort. Sie hat sich ohne meine Hilfe angekleidet, das hat sie noch nie getan!«
    »Hm«, Margaret machte ein paar Schritte näher zum Alkoven, sah auf das Bett und schließlich auf den Leuchter, dessen geschmolzene Kerzenreste davon kündeten, dass Roselynne lange Licht benötigt hatte. »Sie war nicht unter den Damen, die der Prinzessin heute Morgen aufgewartet haben, und sie hat bei der Andacht ebenso gefehlt wie bei der ersten Mahlzeit. Sie war zwar nicht die Einzige, denn das Fest gestern ... nun ja!«
    Margaret de Lacey brach ab, zuckte viel sagend mit den Schultern und kam endlich zum wichtigsten Punkt ihres Auftrages. »Die königliche Prinzessin besteht augenblicklich auf ihrem Rat, weil der Händler mit den Gewürzen und den getrockneten Kräutern gekommen ist. Roselynne muss ihre Wahl treffen, denn sie ist es doch, die jene Tinkturen mischt, mit denen Mathilda ihre Haare spült und die Haut bleicht. Wir brauchen sie, sofort!«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist, Mylady«, gab die Kammerfrau zu.
    »Dann such sie, schnell! Fort mit dir, sie soll ins Sonnenzimmer kommen!«
    Doch am Ende war es nur die ratlose Kammerfrau, die vor der Prinzessin in eine Reverenz versank und zugab, dass sie nicht die kleinste Spur ihrer jungen Herrin entdecken konnte. Es schien, als wäre Roselynne de Cambremer vom Erdboden verschluckt worden.
    Es dauerte einen weiteren halben Tag, bis diese alarmierende Nachricht endlich zum König durchdrang, der sich gemeinhin nicht um den Haushalt seiner Schwester kümmerte.
    Aber inzwischen war Prinzessin Mathilda so besorgt, dass sie ihn auf dem Trainingsplatz aufsuchte, wo er trotz des immer noch nieselnden Regens mit Rittern, Freunden und Gefährten dafür Sorge trug, dass die Kampfkraft der königlichen Truppe auf gleichbleibend hohem Niveau blieb. Die jähe Abreise der schottischen Gesandtschaft hatte ihn eher dazu angespornt als beruhigt, denn er beging nicht den Fehler, den schönen Worten der kriegslüsternen Nordmänner Glauben zu schenken. An schottische Friedensbeteuerungen glaubte er ebenso wenig wie an Wunder.
    Rufus warf seiner Schwester einen erstaunten Blick zu. Gewöhnlich sah sie es nicht gern, wenn sich ihre Ehrendamen bei den Kampfplätzen herumtrieben; dass sie es nun selbst tat und noch dazu bei diesem Wetter, musste schwer wiegende Gründe haben. Auch ihre Miene verriet ihm, dass sie schlechte Nachrichten brachte.
    »Heraus damit!«, forderte er in seiner direkten, barschen Art. Hiobsbotschaften hatten es an sich, dass schnelles Handeln gefordert war, und er schätzte es wenig, wenn um den heißen Brei herumgeredet wurde.
    »Ich fürchte ein Unglück, Sire.« Auch Prinzessin Mathilda verfügte über die Fähigkeit, ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen. »Eine meiner Damen ist spurlos verschwunden, und niemand weiß Genaueres über ihren Verbleib. Womöglich ist ihr etwas zugestoßen.«
    Rufus versuchte seinen Ärger zu verbergen, aber die rote Stirn unter den wirren Haaren verriet ihn. »Deswegen störst du mich auf dem Kampfplatz? Wegen eines verschwundenen Weibes?«
    Prinzessin Mathilda straffte in einer Bewegung die Schultern, die alle älteren Ritter an den Eroberer erinnerte. Sie mochte noch so winzig sein, aber sie verstand es wahrlich, sich Gehör zu

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