Herz im Zwiespalt (German Edition)
weiß, wo ich bin. Er wird meinen Mann darüber in Kenntnis setzen und ...«
McDerrels hässliches Lachen verriet, dass er ihre Lüge durchschaute, und sie verstummte mitten im Satz.
»Aber natürlich weiß mein Bruder, wo du bist. Zumindest jetzt in diesem Augenblick. Schließlich haben wir diesen Plan gemeinsam ausgeheckt.«
Lizz fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Tritt in die Magengrube verpasst. »Bruder? Lord Hamilton ist Euer Bruder?«
Erneut ließ er ein grunzendes Lachen hören und stieg die Anhöhe zu ihr hinauf. »Mein Halbbruder, um es genau zu sagen. Du siehst also, niemand wird dir und dem Jungen zu Hilfe kommen.«
Grenzenlose Angst erfasste Lizz, als sich McDerrel neben sie kniete und seine Faust in ihrem Haar vergrub. »Du wirst deiner gerechten Strafe nicht entgehen, Dirne. Ich habe zu viele Jahre auf diesen Augenblick gewartet. Jetzt endlich bist du mein.«
Lizz biss fest die Zähne zusammen, als er so stark an ihrem Haar zog, dass sie am liebsten aufgeschrien hätte. Instinktiv wusste sie jedoch, dass er sich an ihrem Schmerz weiden würde, und diesen Triumph wollte sie ihm nicht gönnen.
»Was soll das heißen? Weshalb viele Jahre? Wir kennen uns doch gar nicht.«
McDerrels schwielige Finger glitten beinahe zärtlich über ihre Wangen. Dieser Mistkerl genoss seine Machtposition ungemein.
»Du irrst dich schon wieder. Ich habe dich beobachtet. Ich habe auch gesehen, wie du herangewachsen bist ...«
Lizz hielt unwillkürlich den Atem an. Bisher hatte sie geglaubt, McDerrel sei ausschließlich hinter Archie her. Sie hatte geglaubt, ihr Erscheinen hier sei McDerrel nur deshalb willkommen, weil er sich an George rächen wollte. Die Erkenntnis, dass dem nicht so war, erwies sich als nicht halb so erschreckend wie das Wissen, dass sie seit Jahren von diesem Irren beobachtet wurde.
»Ja, da staunst du, nicht wahr? Seit dem Tag deiner Geburt verfluche ich dich. Du siehst deiner Mutter so ähnlich, dass mir allein bei deinem Anblick übel wird.«
Lizz schüttelte benommen den Kopf. »Was, um alles in der Welt, hat Mama mit Euch zu tun?«
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die Entführung ihrer Mutter! Margarete hatte ihr davon erzählt. »Ihr wart das! Ihr habt versucht, meine Mutter zu entführen, weil sie sich für Papa entschieden hatte. Ihr konntet es einfach nicht ertragen, dass sie Papa liebte und nicht Euch ...«
»Liebe!?«, brüllte McDerrel außer sich vor Zorn und Lizz erkannte das ganze Ausmaß seines Wahnsinns in seinen blutunterlaufenen Augen. »Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Deine Mutter hat mich verhext, bis all mein Denken nur noch ihr galt, und dann hat sie sich einfach abgewandt und John Drummond geheiratet. O ja, sie war ein ebenso verkommenes Weibsbild, wie du es heute bist.«
Old Pegs Worte fielen Lizz plötzlich wieder ein. Hüte dich vor der Vergangenheit eines Nahestehenden.
McDerrel redete sich regelrecht in Rage. »Du brauchst es gar nicht zu leugnen. Auch du hast den Teufel in dir. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Mit deiner Wollust verhext du die Männer um dich herum.«
»Das ist doch lächerlich«, verteidigte sich Lizz, doch er packte erneut ihr Haar. »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Damals in jenem Wirtshausstall. Du hast dich dem schwarzen Ritter geradezu in die Arme geworfen.«
»Ihr wart da?«, keuchte Lizz erschrocken auf.
»Aber natürlich. Woher sollte dieser Feigling von einem Flemming sonst wissen, was dort geschehen war?«
»Ihr habt David auf mich angesetzt?«
»Ja, ich wusste von seiner perversen Veranlagung. Er liebt es, sich seine Frauen durch Schläge gefügig zu machen. Er wäre genau der richtige Mann für dich gewesen, Dirne. Dieser Flemming hätte dir die Wollust schon ausgetrieben«, erklärte McDerrel bereitwillig.
Lizz fühlte sich bis in ihr Innerstes gedemütigt und tiefer Hass loderte in ihr empor. »Wie gut, dass der König Euch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.«
McDerrel richtete sich auf und ging zum Höhleneingang zurück. »Ganz im Gegenteil. Der König hat mir sogar einen großen Gefallen erwiesen. Wie sonst wäre es mir möglich gewesen, die ganze Satansbrut auf einen Schlag zu vernichten?« Dabei deutete er auf Archie und sie. »Hier und heute werde ich meine Mission erfüllen und kann zudem endlich Rache an George Douglas nehmen.«
Er nahm eine Fackel aus der Wandhalterung und trat auf sie zu. »Durch die Feuer der Hölle seid ihr geboren. Durch das Feuer werdet ihr
Weitere Kostenlose Bücher