Herz im Zwiespalt (German Edition)
auch sterben.«
Urplötzlich gefror Lizz das Blut in den Adern, als sie ihr näheres Umfeld genauer betrachtete. Um Himmels willen, Archie und sie saßen auf einem Scheiterhaufen! Dicke Reisigbündel stapelten sich zu einem flachen Haufen unter ihnen. Großer Gott, dieser Kerl wollte sie bei lebendigem Leibe verbrennen!
Mit aller Macht versuchte sie die neu aufkommende Panik zu bezwingen. Sie durfte nicht den Kopf verlieren, sonst waren Archie und sie dem sicheren Tod geweiht. Denk nach, Lizz, befahl sie sich. Die Fledermäuse. Nein, die waren längst verschwunden. Die einzige Chance bestand darin, Zeit zu gewinnen. Auch ohne Hamiltons Hinweis war George bestimmt schon auf der Suche nach ihr. Er würde sie finden. Ganz bestimmt, versuchte sie sich selbst Hoffnung zu machen. Aber wie sollte er ihnen zu Hilfe eilen? Das Meer hatte die vorderen Eingänge beinahe vollständig überflutet. Dennoch, sie musste es zumindest versuchen.
»Wartet! Einiges verstehe ich immer noch nicht. Weshalb habt Ihr die Ernte sabotiert? Ihr wart es doch, oder?«
McDerrels Gesicht verzog sich zu einem hässlichen Grinsen. »Das war lediglich ein Ablenkungsmanöver. Ich musste George Douglas von dir fern halten, damit er nicht deinem sündigen Zauber verfällt.« Sein Grinsen wurde noch breiter und entblößte faulende Zähne. »Welch eine Ironie des Schicksals, nicht wahr? Vor wenigen Wochen hast du es mit diesem Douglas genau an dem Ort getrieben, an dem du heute brennen wirst. Gottes Wege sind wirklich unergründlich.«
Lizzys Gesicht verlor sämtliche Farbe. Der Kerl hatte ihnen dabei zugesehen?! In diesem Augenblick wäre sie ihm am liebsten an die Kehle gesprungen. Dieser Bastard hatte kein Recht, in ihrem Leben herumzuschnüffeln, wie es ihm gerade gefiel. Allein der Gedanke, dass McDerrel irgendwo ganz in der Nähe gestanden hatte, während George und sie sich geliebt hatten, bereitete ihr Übelkeit.
»Wolltet Ihr mich deshalb vergiften? Weil wir Eure Pläne durchkreuzt und trotzdem zusammengefunden haben?«
»Glaubst du vielleicht, ich hätte dir den Tod so einfach gemacht? Die Eibennadeln waren so offensichtlich über deinen Teller gestreut, dass du sie sehen musstest. Ich wusste, dass du das Gift erkennen würdest. Ebenso den Felsbrocken. Es befanden sich genügend Leute im Hof, die dich warnen konnten.«
»Aber weshalb dann die ganzen Umstände, wenn Ihr zu dem Zeitpunkt gar nicht die Absicht hattet, mich zu töten? Und warum wollte Lord Hamilton den Verdacht auf George lenken?«
»Vielleicht, weil er seine eigenen Pläne verfolgte?«, erkundigte sich McDerrel gedehnt.
»Ach ja, und welche?«
»Nun, uns beiden liegt viel an deinem Tod, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Aber zunächst einmal mussten wir dich aus Tantalion herausholen. Die Burg ist besser bewacht als der Tower in London. Du hättest uns die ganze Angelegenheit wesentlich einfacher gemacht, wenn du vor Douglas geflohen wärst. Ich hätte dich abgefangen und getötet. Einige Tage später wäre dann deine Leiche angespült worden und hätte Douglas zum Witwer gemacht.«
»Und damit wäre George wieder frei gewesen«, beendete Lizz bitter den Satz.
»Aber für wen? Ich bezweifle ernstlich, dass Ihr diesen ganzen Aufwand für ein Flittchen wie Isabella betrieben habt.«
Ein boshaftes Grinsen erschien auf seinem hässlichen Gesicht. »Du weißt es wirklich nicht, oder? Dabei ist es doch so offensichtlich. Isabella ist nicht irgendein Flittchen. Sie ist die Tochter meines Bruders.«
»Was?« Plötzlich fiel es Lizz wie Schuppen von den Augen. »Der Siegelring! Natürlich! Daher kannte ich das Motiv. Isabella trug ihn am Finger. Die Rose aus dem Wappen der Hamiltons und das Schwert der Knights.«
»Mein Bruder trägt sich mit der festen Absicht, seine einzige Tochter mit dem mächtigen George Douglas zu vermählen. Als trauernder Witwer wird er ihren liebevollen Trost bestimmt willkommen heißen.«
Brennender Hass ließ Lizz wild an ihren Fesseln zerren. »Niemals! George wird Euer falsches Spiel durchschauen und Rache nehmen.«
McDerrel umklammerte die Fackel mit beiden Händen. »Darum brauchst du dich nicht mehr zu kümmern.«
»Und was war mit dem armen Priester? Weshalb musste er sterben?«
»Damit hatte ich nichts zu tun. Alles, was ich wollte, war dieses Kreuz«, erklärte er gelassen und deutete auf eine goldene Reliquie, die auf einem Felsvorsprung stand. »Ich brauche es für die Zeremonie. Aber du kannst dir sicher sein, ich werde
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