Herz im Zwiespalt (German Edition)
hätte am liebsten geweint vor Erleichterung. »Wir haben es geschafft, George. Da vorn ist ein Ausgang.«
»Wir sind frei!«, rief Archie glücklich und flitzte an beiden vorbei.
»Warte, bleib stehen«, brüllte George entsetzt, doch da war es schon zu spät.
Archie war McDerrel direkt in die Arme gelaufen.
»Ihr seid hartnäckig«, fauchte der falsche Priester erbost und hielt dem Jungen einen Dolch an die Kehle. Das scharfe Metall blitzte bedrohlich im fahlen Mondlicht auf und Lizz sog scharf den Atem ein.
»Kommt heraus, und zwar langsam«, forderte McDerrel und zog Archie einige Schritte rückwärts.
George und Lizz traten vorsichtig aus dem dunklen Gang heraus und stellten fest, dass sie sich irgendwo in einem Wäldchen befanden.
»Lass den Jungen los und kämpfe gegen mich«, forderte George kalt und ging einen Schritt auf McDerrel zu.
Augenblicklich drückte dieser die Klinge fester an Archies Hals. »Bleib, wo du bist, Douglas. Du bist nicht wichtig. Ich will den Jungen und deine Frau.«
»Dann hast du ein Problem, McDerrel. Denn die beiden bekommst du nur über meine Leiche.« Eisige Entschlossenheit sprach aus Georges Stimme.
Der falsche Priester fixierte Lizz mit seinen vor Wahnsinn funkelnden Augen. »Wenn dir das Leben deines Liebhabers etwas bedeutet, kommst du jetzt hier her.«
»Das wird sie nicht tun«, erklärte George kalt und hielt Lizz am Arm zurück.
»Ich bring den Jungen um, wenn die Dirne nicht gleich gehorcht«, kreischte McDerrel außer sich vor Zorn und sein Dolch presste sich bedrohlich an Archies Kehle.
Der Junge schluchzte leise vor sich hin, und Lizz glaubte, mit jedem verzweifelten Laut würde ihr das Herz aus der Brust gerissen. Wie konnte ein Mensch nur so grausam sein? Wie konnte sich ein erwachsener Mann an einem Kind vergreifen, das ihm nur knapp bis zum Bauch reichte? Plötzlich hatte sie eine Idee.
Sie nahm George die Fackel aus der Hand. »Archie, du brauchst dich nicht zu fürchten«, hob sie sanft an. »Es wird alles wieder gut. Denk nur an den kleinen Frederick. Weißt du noch? Er steckte einmal in der gleichen Klemme und am Ende wurde doch noch alles gut.«
Archie schniefte ängstlich: »Ja, ich weiß.«
»Was soll der Unsinn?«, fuhr McDerrel dazwischen und fuchtelte wild mit seinem Dolch herum. »Keine Tricks, Dirne, oder ich schlitze dem Jungen gleich hier die Kehle durch.«
»Ich versuche ihn lediglich ein wenig zu beruhigen«, erklärte Lizz gelassen und erkannte aus dem Augenwinkel, dass George ihre Ablenkung genutzt hatte, um sich näher an McDerrel heranzuschleichen. Sie konnte nur hoffen, dass auch Archie ihren Wink verstand. »Also, Archie, mach es genau wie der kleine Frederick. Glaube ganz fest daran.« Ihre Finger schlossen sich fester um die Fackel und sie sandte ein kleines Stoßgebet zum Himmel. »Jetzt, Archie!«, schrie sie auf und warf die Fackel McDerrel mitten ins Gesicht. Im selben Augenblick holte der Junge mit seinem Ellbogen aus und rammte ihn dem kreischenden Priester mit voller Wucht in die Genitalien. George sprang vor, zog den Jungen mit sich zu Boden und rollte sich mit ihm außer Reichweite. Im Bruchteil einer Sekunde stand er wieder vor McDerrel, der sich die schützend die Arme vors Gesicht hielt, und rammte ihm das Schwert mitten in sein schwarzes Herz.
»Nein!«, kreischte dieser ungläubig und fiel auf die Knie. Sekundenlang starrte er den harten Stahl an, der in seinem Körper steckte. »Meine Mission ...«, keuchte er wütend.
»Deine Mission ist hiermit ein für alle Mal beendet«, erklärte George frostig und stieß sein Schwert durch McDerrel hindurch. Mit einem Gefühl tiefster Genugtuung beobachtete er, wie der Lebensfunke in dessen Augen erlosch. Ganz langsam glitt McDerrels toter Körper von der Klinge und kippte rückwärts in den Dreck. Es war vorbei. Endlich.
George schloss die Augen und atmete tief durch, bevor er sich wieder Lizz zuwandte. Sie kniete vor Archie und hielt den zitternden Jungen tröstend an sich gedrückt. Großer Gott, es war das Schönste, was er jemals gesehen hatte: seine Familie. Als ob Lizz seinen Blick spüren würde, hob sie den Kopf und schenkte ihm ein befreites Lächeln. »Endlich hat der Spuk ein Ende.«
Urplötzlich fühlte George, wie die schwere Last der letzten Jahre von ihm abfiel. McDerrel war tot. Lizz und Archie befanden sich in Sicherheit. Heiße Freude erfüllte seine Brust und er zog die beiden fest in die Arme.
Minutenlang standen sie schweigend und eng
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