Herz in Gefahr? (German Edition)
Aubrey wurde ungeduldig.
„Sie arbeitet als Maklerin für Leute, die ihr Haus für Filmprojekte, PR-Veranstaltungen, Fotoaufnahmen und so weiter zur Verfügung stellen“, erklärte Harriet und lächelte zufrieden, als ihr Vater sie sprachlos anstarrte.
„Du willst doch nicht im Ernst vorschlagen, dass eine Filmcrew in meinem Haus herumtrampeln soll?“
„Wieso nicht, wenn es sich für ihre Zwecke eignet?“
„Wie aufregend!“ Sophie strahlte begeistert.
„Respekt“, sagte Julia. „Das ist eine hervorragende Idee und bringt richtig gutes Geld ein. Ich werde mein eigenes Team veranlassen, Modeaufnahmen in River House zu machen. Außerdem werde ich die Fühler nach anderen Auftraggebern ausstrecken.“
„Klingt super.“ Harriet wandte sich wieder ihrem Vater zu. „Eine andere Möglichkeit wäre, dass du vorübergehend zu Miriam ziehst und das Haus während der Sommermonate vermietest.“
„Niemals!“ Entsetzt schüttelte er den Kopf. „Miriam und ich würden uns innerhalb weniger Tage gegenseitig an die Kehle gehen.“
„Dann ziehst du eben ins Pförtnerhaus, Vater. Ich werde mir in der Stadt ein Zimmer suchen.“
Julia nickte nachdenklich. „Der Garten allein wäre sehr attraktiv für Modeaufnahmen. Ich sehe schon vor mir, wie Modedesigner sich die Klinke in die Hand geben. Models posieren auf der Veranda vor den blühenden Glyzinien oder lehnen sich lässig über die Balkonbrüstung vor meinem Zimmer.“
„Und vor meinem.“ Sophie wollte nicht außen vor bleiben.
Gespannt schaute Harriet ihren Vater an. „Wie lautet deine Antwort?“
Er rang sich ein Lächeln ab. „Ihr habt mir die Entscheidung ja schon abgenommen.“
„Wollen wir abstimmen?“
„Nicht nötig“, befand Julia. „Es steht drei zu eins.“
Aubrey gab sich geschlagen. „Ihr habt mich überzeugt. Der Entschluss wird einstimmig gefasst. Aber unter einer Bedingung: Du bleibst im Pförtnerhaus, Harriet, und behältst alles im Auge, wenn die Leute hier einfallen. Ich suche mir eine Bleibe in der Stadt. So, und nun würde ich vorschlagen, Sophie, dass du mit Julia den Tisch im Esszimmer abdeckst und den Geschirrspüler einräumst.“ Er wartete, bis die beiden Schwestern gehorsam den Salon verlassen hatten, bevor er Harriet fragte: „Bist du sicher, dass das funktioniert?“
„Es muss funktionieren. Ich habe mich kürzlich mit Ed beraten. Wir brauchen Geld, um das Dach zu reparieren.“
„Warum hast du das nicht mit mir besprochen?“
„Weil du nur siehst, was du sehen willst.“
Er seufzte ergeben. „Du hast dich sehr verändert, Harriet.“
„Das kommt dir nur so vor“, entgegnete sie.
„Ich sehe mehr, als du denkst“, behauptete er. „Und ich weiß auch, warum du mit mir nicht unter einem Dach leben willst.“
Harriet atmete erleichtert auf, als ihre Schwestern zurückkehrten und das unangenehme Schweigen im Salon beendeten. Kurze Zeit später fuhr Sophie nach Hause, und Harriet zog sich ins Pförtnerhaus zurück, froh, dass es ihr erspart geblieben war zu erwähnen, dass es bereits einen ersten Interessenten für eine Veranstaltung auf dem Landsitz gab. Ihr Vater sollte sich erst an den Gedanken gewöhnen, sein Haus demnächst zeitweise nicht mehr allein zur Verfügung zu haben.
Doch statt sich darauf zu konzentrieren, wie sie schnellstmöglich den Finanzbedarf des Landsitzes langfristig sichern konnte, kreisten Harriets Gedanken um den idyllischen Sommer, den sie vor zehn Jahren mit James Crawford verbracht hatte. Verträumt kuschelte sie sich unter die Bettdecke.
Harriet war fünfzehn gewesen, als Margaret aus dem Pförtnerhaus auszog, nachdem sie John Rogers geheiratet hatte. Es dauerte eine Weile, bevor Aubrey der Bitte seiner Tochter nachgab, dort einziehen zu dürfen, um in Ruhe zu lernen. Sie musste versprechen, sich selbst um das Häuschen zu kümmern.
Da saß sie nun einige Jahre später an einem heißen Sommermorgen an ihrem Schreibtisch, als ihr Computer abstürzte. Panisch hatte sie umgehend mit dem Inhaber des Computerladens in der Stadt telefoniert, der ihr versprach, sofort einen Fachmann zu schicken.
Wenig später tauchte ein schlaksiger junger Mann auf mit langem schwarzen Haar und nussbraunen Augen, die bei Harriets Anblick aufleuchteten.
„Hallo, ich komme von Combe Computers“, sagte er mit tiefer, heiserer Stimme, bei deren Klang ihr ein prickelnder Schauer über den Rücken rieselte.
Harriet lächelte schüchtern, bat den jungen Mann in das kleine Wohnzimmer, das sie als
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