Herz in Gefahr? (German Edition)
genommen.“
„Also wirklich, Julia! Es ist zu früh am Morgen für so ein Thema. Ich muss jetzt wirklich los.“
„Nur noch eine Sache, Harriet. Dann lass ich dich gehen. Sollte tatsächlich genug Geld durch dieses Projekt hereinkommen, würde ich dir empfehlen, den Großteil auf ein Konto zu legen, an das Pa nicht herankommt. Sonst verliert er das ganze Geld wieder auf dem Aktienmarkt, und das Theater geht von vorn los.“
„Daran habe ich auch schon gedacht. Ich kann mir also deiner Unterstützung sicher sein, wenn ich Vater diese ‚frohe Botschaft‘ überbringe?“
„Selbstverständlich. Viel Glück!“
Pünktlich wie immer traf Harriet in der Kanzlei in der Broad Street ein, wo sie von Lydia begrüßt wurde, der langjährigen Empfangsdame. In ihrem kleinen Büro blickte sie nachdenklich durch das hohe, schmale Fenster auf den Garten hinaus, um sich zu sammeln. Der neue Auszubildende unterbrach ihr tägliches Ritual, um zu fragen, ob er ihr eine Tasse Kaffee bringen dürfte.
„Später, Simon, danke.“ Lächelnd wandte Harriet sich um. „Ich erwarte um neun Uhr dreißig einen Klienten. Lydia soll dir Bescheid sagen, wenn er eintrifft, damit du den Kaffee mit dem nötigen Pomp servieren kannst.“
„Gern. Sie sehen heute großartig aus“, bemerkte er. „Ist das Kostüm neu?“
„Sie haben es jedenfalls noch nicht gesehen. So und nun an die Arbeit.“ Lächelnd scheuchte sie ihn aus dem Büro.
Harriet arbeitete eine Stunde lang sehr konzentriert, bevor sie eine Pause einlegte, um sich kurz zu erfrischen. Dann vertiefte sie sich wieder in die Arbeit und sah erst auf, als Simon klopfte und ihrem Klienten höflich die Tür aufhielt.
„Ihr Termin, Miss Wilde“, verkündete er.
Harriet erhob sich und hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, als James Crawford in einem eleganten dunklen Maßanzug hereinkam und das kleine Büro durch seine Präsenz sofort noch kleiner wirkte. Er wirkte härter, älter, unnahbarer und hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Mann, in den sie sich damals verliebt hatte.
„Guten Morgen, Harriet.“ Höflich reichte er ihr die Hand zur Begrüßung. „Ich bin gestern gar nicht dazu gekommen, dich über unseren Termin heute zu informieren“, behauptete er.
Vermutlich hat er sich diebisch darauf gefreut, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen, dachte sie und versuchte, sich ihren Schock nicht anmerken zu lassen, als sie ihm die starke, schlanke Hand schüttelte. Bei der Berührung wurde ihr am ganzen Körper heiß. „Das ist ja eine Überraschung.“ Harriet lächelte freundlich. „Charlotte Brewster hat mir einen potenziellen Interessenten angekündigt, der eine Party im River House ausrichten will. Allerdings hat sie vergessen, seinen Namen zu erwähnen.“
James zog sich einen Stuhl heran und setzte sich entspannt vor den Schreibtisch. „Ich hatte sie gebeten, meinen Namen für sich zu behalten.“
„Warum?“
Er lächelte spöttisch. „Falls du dich weigerst, mich zu empfangen.“
„Wieso sollte ich?“ Harriet tat, als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen.
Simon stellte ein Tablett mit einer silbernen Kaffeekanne und edlen Porzellantassen auf den Tisch, die eigentlich für Klienten der Seniorpartner reserviert waren. „Melden Sie sich, wenn Sie noch etwas brauchen, Miss Wilde.“
„Danke, Simon.“
Sie schenkte James und sich Kaffee ein und nippte an ihrer Tasse, statt das Koffein wie Medizin hinunterzustürzen.
„Lass uns zum Geschäftlichen kommen.“ James stellte seine Tasse ab. „Letztes Wochenende habe ich Ms Brewster kennengelernt. Im Verlauf unserer Unterhaltung habe ich am Rande von meiner Unternehmensphilosophie erzählt, meine Mitarbeiter bei Laune zu halten und dass ich einen ganz besonderen Veranstaltungsort für ein Betriebsfest suche.“ Er sah Harriet durchdringend an. „Du kannst dir sicher vorstellen, wie überrascht ich war, als sie mir River House vorschlug.“
Das konnte sie sich allerdings lebhaft vorstellen. „Was für ein Unternehmen leitest du denn?“
„Wir stellen Firmen und Geschäftsleuten Breitband- und Telefonleitungen zur Verfügung“, erklärte er und lächelte zufrieden. „Ich habe Karriere gemacht, seit ich damals deinen Rechner repariert habe. Vom Tellerwäscher zum Millionär – so jedenfalls wird es in den Medien dargestellt.“
„Gratuliere. Bis zu mir hatte sich das noch nicht herumgesprochen.“ Bedauernd zuckte sie die Schultern. „Was genau hast du denn mit River House vor?“,
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