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Herz in Gefahr

Herz in Gefahr

Titel: Herz in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Alexander
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die Schultern, hob das Kinn höher, und gemeinsam schritten sie den Kirchengang entlang.
    Die Gäste in der Kirche drehten die Köpfe nach ihnen um, aber Judith achtete nicht auf die vielen Gesichter. Ihr Blick war fest auf den Altar gerichtet und den Mann, der davor stand und auf sie wartete.
    Als sie an seiner Seite war, schenkte er ihr ein zärtliches Lächeln, aber sie konnte es nicht erwidern. Sie hatte plötzlich wieder das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden. Das konnte nicht wirklich ihr geschehen. Das Mädchen, das neben Charles Truscott stand, war nicht sie selbst. Es war eine Fremde, die an einer Zeremonie ohne Bedeutung teilnahm.
    Truscott wandte jetzt seine ganze Aufmerksamkeit dem Bischof zu, und Judith hörte die ersten Worte der Trauzeremonie.
    “Liebe Brüder, wir sind hier zusammengekommen, um diesen Mann und diese Frau im heiligen Bund der Ehe zu vereinen …”
    Hier machte der Bischof eine Pause, um, wie es das Kirchengesetz verlangte, die Frage zu stellen, ob irgendjemand unter den Anwesenden von einem Hindernis wusste, das diese Ehe unmöglich machte. Es war eine reine Formalität, aber es folgte eine Stille, die Judith wie eine Ewigkeit erschien. Und plötzlich, als der Bischof sich schon anschickte, fortzufahren, erhob sich eine zitternde Stimme.
    “Dieser Mann ist der Vater meines Kindes!”
    Ein entsetztes Aufkeuchen ging durch die Kirche, und neben sich fühlte Judith, wie Charles Truscott zusammenzuckte.
    Als er herumwirbelte, um seiner Anklägerin ins Gesicht zu sehen, hörte sie ihn leise einen Fluch ausstoßen. Dann beherrschte er sich schnell und ging auf die schmale Gestalt zu, die im Gang stand. Judith erkannte das Mädchen sofort wieder. Es war das arme, schwache Geschöpf, das sie auf der Straße angesprochen und ihr später eine seltsame Nachricht von Charles gebracht hatte.
    Er leugnete, sie zu kennen. “Die Frau muss von Sinnen sein”, rief er. “Sag mir, meine Liebe! Wie ist der Name des Mannes, der der Vater deines Kindes ist?”
    “Du bist es, Josh Ferris! Willst du dein eigen Fleisch und Blut verleugnen?” Sie schob ihr Schultertuch beiseite und zeigte ihm ein winziges Kind, das sie auf dem Arm trug. Das kleine Wesen schien zu schwach zu sein, um weinen zu können.
    Truscott sah sich mit trauriger Miene um, eifrig bemüht, die Verwirrung in den Gesichtern der Gäste zu vertreiben.
    “Es ist wirklich bemitleidenswert!”, sagte er leise. “Das Mädchen hat seinen Verstand verloren. Ich bin nicht Josh Ferris, meine Liebe. Mein Name ist Truscott, Reverend Charles Truscott. Und jetzt lass mich Hilfe für dich besorgen.” Er sah die Kirchendiener streng an, die eilig herangelaufen kamen.
    Das Mädchen entzog sich dem Griff der beiden Männer. “Du kannst mich nicht verleugnen!”, schrie sie wild. “Ich weiß nicht, wie du dich nennst, aber das Kind ist deins!”
    Truscott blickte kummervoll zu Judith hin. “Es tut mir so leid, Liebes, dass Sie dem hier ausgesetzt wurden. Ich kenne diese Frau nicht.”
    “Das ist nicht wahr.” Die Stille trug Judiths klare Stimme bis in die entfernteste Ecke der Kirche. “Dieses Mädchen hat mir eine Nachricht von Ihnen gebracht.”
    Wieder ging ein entsetztes Raunen durch die Kirche. Judith ging auf die junge Mutter zu. “Hier ist nicht der richtige Ort für Sie”, sagte sie. “Lassen Sie uns in die Sakristei gehen.”
    Plötzlich war Mrs Aveton bei ihr und zerrte an ihrem Ärmel. “Was tust du?”, fuhr sie sie an. “Die Zeremonie muss weitergehen. Lass sie diese Dirne fortschaffen. Man sollte sie in die Irrenanstalt bringen.”
    Judith sah sie mit so großer Verachtung an, dass jede zarter besaitete Frau vor ihr zurückgeschreckt wäre. Aber Mrs Aveton ließ sich nicht beirren.
    “Und wenn das Kind eins von Charles’ illegitimen Bälgern sein sollte?”, fügte sie flüsternd hinzu. “Was hat das schon zu bedeuten? Eine vernünftige Frau würde es einfach ignorieren.”
    “Dann bin ich vielleicht nicht vernünftig.” Judith löste die Hand von ihrem Arm und wandte sich an den Bischof. “Mylord, ich muss die Wahrheit wissen.”
    “Selbstverständlich!” stimmte er bei. “Wir werden sofort abbrechen, um den Vorwurf zu untersuchen.”
    “Nein!” Truscotts Gesicht war dunkel vor Zorn. “Judith, es gibt kein Hindernis. Sie müssen mir glauben!”
    “Wie dem auch sei. Die Dame hat das Recht, alles zu erfahren.” Sebastian fiel es unendlich schwer, seine Erleichterung zu unterdrücken. Er nahm Judiths Arm.

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