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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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gerade noch mit, wie David gereizt die Lippen verzog, hörte, wie er eine Entschuldigung murmelte, sah, wie er seine Gesprächspartner verließ und zu ihr herüberschlenderte. Kühl blickte er ein paar Sekunden auf den verwirrten alten Mann hinunter, dann sagte er leise: „Hallo, Mr. Lorrimer!“
    Argwöhnisch blinzelte Charles Lorrimer hoch, während er hektisch neben sich im Sessel nach seiner Brille suchte. „Vermutlich sind zwei Monate vergangen“, meinte er schließlich böse, während er die distinguierte Gestalt musterte, „und Sie sind gekommen, um meine Tochter zu kaufen.“

2. KAPITEL
    Ruhig erwiderte David: „Sie besitzen ein ausgezeichnetes Gedächtnis, Mr. Lorrimer.“ Lediglich die Andeutung eines mitleidigen Lächelns war um seinen harten Mund zu erkennen, aber ansonsten verstand er es brillant, jegliche Anzeichen von Wut oder Kränkung zu verbergen. Victoria versuchte seinem kritischen Blick standzuhalten und hoffte, er möge in ihren Augen ihr von Herzen kommendes Bedauern über die Taktlosigkeit ihres Vaters lesen.
    „Sehen Sie, mein Gedächtnis ist immer noch gut!“ meinte Charles Lorrimer selbstgefällig, während er mit seinen knochigen Fingern die Sessellehnen umklammerte und sich vorbeugte. „Sie will es mir ja nicht glauben“, vertraute er David Hardinge an. „Sie sagt, ich sei geistesgestört. Es passt zu ihr, so etwas zu sagen ... grausam zu ihrem Vater zu sein ... mich anzulügen.“
    „Vater!“ Victorias Stimme war heiser vor Scham.
    „Wolltest du mir nicht ein Glas Cognac holen?“ schimpfte er.
    „Ich sagte Portwein, Vater“, versuchte Victoria ihn leise zu beruhigen. „Ich werde ihn dir sofort holen - wenn du dich nur einen Moment geduldest..."
    „Wo ist Daniel?“ unterbrach Charles Lorrimer seine Tochter unwirsch. „Wo ist mein Schwiegersohn? Der behandelt mich besser als mein eigen Fleisch und Blut. Daniel ist ein wirklicher Freund, er bringt mir Schnupftabak und Cognac ..."
    „Was ist nun schon wieder los mit dir, Charles?“ beendete eine weibliche Stimme das senile Geschwätz. Matilda Sweeting drängte sich an den Umstehenden vorbei und drückte ihrem Bruder ein Glas Glühwein in die Hand. „Hier, nimm das und halt den Mund!“ befahl sie. „Und trink langsam, sonst musst du wieder husten. Deine Lunge ...“
    Charles Lorrimer ignorierte den Rat seiner Schwester und nahm einen gierigen Schluck. Während Matilda weiter gutmütig auf ihren Bruder einsprach und dabei seine Decke wieder glättete, zog sich Victoria vorsichtig zurück. Ihr Gesicht war kreideweiß, ihre Augen glänzten graublau. Erleichtert stellte sie fest, dass außer David niemand die Taktlosigkeit ihres Vater mitbekommen hatte. Es herrschte bereits eine gelöste Geselligkeit unter den Trauergästen, die eifrig dem Glühwein zusprachen.
    David Hardinge folgte Victoria. Beschämt schaute sie zu ihm hoch. „Es tut mir so Leid ...“, wollte sie sich entschuldigen.
    „Ich sollte gehen ...“, sagte er fast im gleichen Moment.
    Verlegen schwiegen sie beide. Nach einer Weile begann Victoria leise aufs Neue „Er wollte Sie bestimmt nicht beleidigen. Ich bedauere aufrichtig, wenn er Ihnen Anlass zu ...“
    „Er hat mir zu nichts Anlass gegeben. Zu gar nichts!“ unterbrach David sie unwirsch, ohne sie anzusehen. „Sie hätten Grund, gekränkt zu sein. Ist er oft so?“
    Victoria nickte. Sein Mitleid war demütigender als die verletzenden Worte ihres Vaters.
    David betrachtete ihre ernsten Gesichtszüge. So sieht also die Wahrheit aus, dachte er und zwang sich, den Blick wieder abzuwenden. Wenn ich noch länger bleibe, könnte ich versucht sein, etwas zu tun oder zu sagen, was ich später bereue, überlegte er. Er sehnte sich danach, herauszufinden, ob ihr Haar sich immer noch so seidig anfühlte. Er wollte mit seinem Daumen über ihr Kinn fahren, liebevoll die Linie ihrer Wangenknochen nachzeichnen, wieder einmal ihre zarte Haut streicheln.
    Aber David Hardinge hatte gelernt, sich zu beherrschen, und es war nicht das leidenschaftliche Verlangen, es war die wieder aufkeimende emotionale Bindung, die ihn beunruhigte. Doch die Vorstellung, dass er es noch einmal zulassen könnte, jemals wieder verletzt zu werden, war so absurd, dass er beinahe laut lachen musste.
    Einer Frau an dem Tag, an dem sie ihren Mann beerdigte, den Hof zu machen, war nicht einmal mit David Hardinges lockerer Moral zu vereinbaren. Deshalb sollte ich jetzt gehen, sagte er sich. Dorthin, wo ich weiß, was mich erwartet: ein

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