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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Schreiben innehielt. Durch trübe Brillengläser starrte er auf die schlanke Gestalt seines Dienstherren, der sich im Stuhl zurückgelehnt hatte und ausgiebig die Quelle seiner Belustigung studierte. David schob seinen Ledersessel zurück, legte lässig die Füße mit den blank geputzten Stiefeln auf den Rand des Mahagoni-Schreibtisches und betrachtete verwundert die elfenbeinfarbene Karte mit dem schwarzen Trauerrand. Nochmals las er die wenigen Zeilen und griff dabei geistesabwesend nach der Cheroot, die im Aschenbecher lag. Die Zigarre im Mund, die blauen Augen auf die Stuckverzierung an der Decke des walnussgetäfelten Arbeitszimmers gerichtet, trugen ihn seine Gedanken einen Moment lang sieben Jahre zurück. Dann biss er wütend auf die Zigarre und schleuderte die Karte quer über den Tisch. „Kondolieren Sie in der üblichen Form - ich sei leider unabkömmlich.“
    Jacob jonglierte umständlich mit den Aktenordnern und Briefen auf seinem Schoß, bis es ihm schließlich gelang, mit dem Zeigefinger die Karte näher zu sich heranzuziehen. Verwundert überlegte er, wieso die Beerdigung eines entfernten Cousins den Viscount wohl zu einem so gehässigen Lächeln veranlasst haben könnte. „Traurige Angelegenheit ...“, klopfte der Sekretär vorsichtig auf den Busch.
    Ungehalten blätterte David Hardinge durch ein längeres Aktenstück. „Schicken Sie das umgehend zurück an Mainwaring. Schreiben Sie, wenn er seine Konditionen nicht nochmals ändert, dann käme das Geschäft nicht zu Stande. Ich unterschreibe nur den Kaufvertrag, den wir letzten Monat aufgesetzt haben.“ Als er bemerkte, dass der Sekretär sich keine Notizen machte, sondern offensichtlich über die Mitteilung von Daniel Harts Ableben nachdachte, erkundigte sich David scheinheilig: „Können wir fortfahren?“
    „Traurige Angelegenheit...“, wiederholte Jacob und deutete auf die Karte vor sich auf dem Tisch.
    David betrachtete eingehend die glühende Spitze seiner Zigarre. „So?“
    „O ja antwortete Jacob mitfühlend. „Die arme Mrs. Hart. Erst sieben Jahre verheiratet und schon Witwe. Ich lernte sie auf der Beerdigung Ihres Bruders kennen. Eine bezaubernde junge Dame.“ Traurig schüttelte er sein graues Haupt. „Sie kennen Mrs. Hart sicher nicht. Als man Ihren Bruder zu Grabe trug, kämpften Sie ja an der Seite Wellingtons. Kaum zu glauben, dass der junge Master Michael schon fünf Jahre tot ist. Nun bin ich schon mehr als fünfundzwanzig Jahre in den Diensten der Courtenays und ...“
    „Sie können sofort aufhören“, drohte David gutmütig und drückte dabei seine Zigarre so gründlich in dem Ascher aus, dass er sich die Finger verbrannte. O ja, dachte er, ich kenne die bezaubernde Mrs. Hart! Soll sie doch mitsamt ihrem Gatten zur Hölle fahren! Ihn ging das nichts an. Seit sieben Jahren ging ihn das nichts an! Seit ihr Vater ihn so hochmütig abgewiesen hatte!
    Erst als Heranwachsender hatte David erkannt, dass sein Vater, Paul Hardinge, der zur Belustigung des gesamten tons die Kurtisane Maria Poole geheiratet hatte, ein Trunkenbold war, der praktisch alles verspielte, was die Familie in über zwei Jahrhunderten erwirtschaftet hatte, und seine Mutter eine unverbesserliche Kokotte blieb. Als Jugendlicher hatte David lange Zeit unter den hämischen Bemerkungen seiner Mitmenschen gelitten, bis er schließlich zu der Überzeugung gekommen war, seinem Schicksal nicht entrinnen zu können, und sich dementsprechend liederlich verhalten hatte - bis er Victoria Lorrimer begegnet war! Dass ihm der schlechte Ruf seiner Eltern jemals zum Verhängnis werden sollte, auf die Idee wäre er damals gar nicht gekommen. Untadelig hatte sich David in den sechs Monaten benommen, während denen er der achtzehnjährigen Victoria Lorrimer den Hof gemacht hatte.
    Einen Monat nach seinem vergeblichen Antrag hatte die einzige Frau, die er jemals wirklich geliebt hatte, den Squire Daniel Hart geheiratet -einen wohlhabenden Großgrundbesitzer, der mit seinen zweiundfünfzig Jahren nahezu drei Mal so eilt war wie Victoria. Ein halbes Jahr später verstarb sein Vater, und nach dem plötzlichen Tod des Bruders Michael vor zwei Jahren war David Hardinge schließlich der Erbe von Titel, Schmach und horrenden Schulden geworden. Der Fünfundzwanzigjährige hatte die Herausforderung angenommen und schnell gelernt, was zum Überleben wichtig war: traue niemandem, täusche geschickt und reagiere rasch. Voller Ironie stellte er alsbald fest, dass er den Respekt und die

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