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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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außergewöhnliche Kälte seiner Finger gewesen – ich stellte mir Schutzengel jedenfalls eher tot als lebendig vor. Außerdem überkam mich trotz geschlossener Flugzeugtüren eine bisher völlig unbekannte, extrem wohltuende Gelassenheit und das Brennen in meinen Beinen hatte ebenfalls aufgehört.
    Der Flieger rollte los und der Kapitän nuschelte eine Ansage auf Englisch, von der ich nur jedes dritte Wort verstand.
    Unauffällig zog ich Pas dunkelgrünen Sweater aus dem Rucksack und vergrub meine Hände darin. Dann schloss ich die Augen, spürte die Beschleunigung der Maschine und das Rumpeln des Fahrwerks auf der Startbahn. Ein paar Sekunden fühlte ich mich wie eine Presswurst, dann wurde ich leicht und mir war etwas schwindelig im Bauch und zwischen den Schläfen. Es war ein bedrohliches Gefühl, das mir jedoch keine Angst machte, ein bisschen schizo also, aber das passte ja zu mir und beunruhigte mich deshalb auch nicht weiter.
    Nachdem ich mich eine Weile auf den Sweater konzentriert hatte, ließ der Schwindel in meinem Bauch und im Kopf allmählich nach, und plötzlich fand ich das Fliegen sogar angenehm. Die Sonne schien, der Himmel war glasklar, und als ich mich dann auch noch dazu durchrang, über die Beine der beiden Frauen neben mir hinweg aus dem kleinen Fenster zu schielen, sah ich tief unter mir die Nordsee und den Küstenstreifen mit den Ostfriesischen Inseln. Es war ein überwältigender Anblick.
    Wasser aus einer Höhe von ungefähr 35 000 Fuß hatte ganz offensichtlich eine weitaus weniger alarmierende Wirkung auf mich als Wasser in einem Kinderplanschbecken.
    Die Landung im Nordosten von London war ebenfalls kein großes Ding, abgesehen davon, dass sie für mich persönlich natürlich schon ein großes Ding war. Es machte mir so viel Spaß, dass ich kein Problem damit gehabt hätte, wenn der Pilot durchgestartet und gleich noch ein zweites Mal gelandet wäre.
    Tief entspannt lehnte ich in meinem Sitz, während der Flieger auf das Flughafengebäude zurollte. Ich war als eine der Ersten auf den Beinen, öffnete die Gepäckklappe und holte meinen Rucksack heraus. Noch während ich auf den Vorderausgang zulief, schaltete ich mein Handy ein. Die Geschichte mit Frederik nagte einfach zu sehr an mir. Es wäre schlicht unfair, wenn er sich falsche Hoffnungen machte.
    Hallo frederik, tippte ich, ich mag dich, aber bitte lass uns noch mal über alles reden, okay?
    Die zweite Nachricht ging an Sina.
    Hey, du stellst die fotos von der party aber bitte nicht ins internet!
    Schon passiert ;-), simste sie zurück.
    Dann nimm sie wieder raus!, bat ich.
    Sieh sie dir doch erst mal an!
    Sina, bitte!
    Sei froh, dass du noch lebst!
    Â»Miststück!«, fluchte ich. Sina war schrecklich stur. Es würde verdammt schwer sein, sie davon zu überzeugen, dass sie mir das nicht antun durfte.
    Ich hatte ihre letzte Nachricht gerade gelöscht, da erschien Frederiks Nummer auf dem Display. Ohne Ton und ohne Vibration. Zögernd drückte ich auf die Verbindungstaste.
    Â»Hör mal, Elodie, ich verstehe nicht …«, sprudelte er los.
    Â»Ich bin gerade in London«, unterbrach ich ihn, nicht ohne Stolz in der Stimme.
    Â»Eben«, sagte Frederik. »Du bist viel zu weit und vor allem viel zu lange weg, um ernsthaft darüber zu reden. Es ist der völlig falsche Zeitpunkt und außerdem der verkehrte Ort.«
    Das passt doch, dachte ich. Zu mir, zu uns, zu allem.
    Â»Hör zu«, sagte jetzt ich. »Wir haben uns nur geküsst.«
    Â»Ja, und es war toll!«.
    Okay, das fand ich auch. Aber war das ein Grund, gleich ans Heiraten zu denken?
    Â»Ich muss jetzt meinen Pass vorzeigen«, behauptete ich, obwohl noch mindestens acht Leute vor mir waren.
    Â»Ja und?«, brummte Frederik.
    Â»Ich kann nicht das Handy halten und gleichzeitig in meinem Rucksack kramen.«
    Â»Dann klemm dir dasverdammte Ding doch einfach zwischen die Schulter!«
    Hä?, dachte ich noch, da lag das verdammte Ding bereits auf dem Boden. »Elodie?«, brüllte es. »Elodie, bist du noch da? Was machst du denn, zum Teufel noch mal?«
    Das Mädchen, das vor mir stand, drehte sich um und grinste blöd. Ich zuckte entschuldigend die Achseln und wollte mich gerade nach dem Handy bücken, als sich eine lange schmale Hand dazwischenschob und es aufhob.
    Â»Elodie?«, sagte Javen Spinx. »Das ist aber ein sehr

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