Herz ueber Bord
lassen und viel Spaà dabei gehabt.
Es grüÃt euch ganz herzlich,
eure Gabriele
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Ein Auszug von "Meeresflüstern" von Patricia Schröder:
Nach dem Tod ihres Vaters verlässt die siebzehnjährige Elodie ihre Heimatstadt Lübeck, um bei ihrer GroÃtante auf Guernsey zu leben. Als wenig später auf der Nachbarinsel ein Mädchen tot aufgefunden wird, glaubt sie, dass ihre Ankunft auf der Kanalinsel in irgendeinem Zusammenhang mit dem schrecklichen Vorfall steht. Aber wie ist das möglich? Und wer ist der wunderschöne Junge, dem Elodie in ihren Träumen begegnet? Dann, eines Tages, taucht dieser Junge plötzlich wie ein Geschöpf aus dem Meer vor ihr auf. Geheimnisvoll. Magisch. Betörend. Elodie kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Und sie beginnt zu ahnen, welche Geheimnisse der Ozean tatsächlich verbirgt und wie sehr ihr eigenes Schicksal mit den dunklen Legenden der Kanalinseln verknüpft ist.
Eigentlich hatte ich mir meinen letzten Abend in Lübeck ein wenig anders vorgestellt, irgendwie intimer. AuÃerdem war Pas Unfall gerade einmal sechs Wochen her und mir war überhaupt nicht nach Feiern zumute, aber Sina hatte unbedingt diese Party für mich geben wollen, und wie immer hatte ich ihr auch diesen Wunsch nicht abschlagen können. Sina war seit der sechsten Klasse meine beste Freundin und half mir bei allen lebenswichtigen Entscheidungen. Denn leider war ich nicht der Typ, der einfach geradeaus durchs Leben spazierte. Im Gegenteil: Ich liebte Umwege und Warteschleifen und überlegte alle drei Wochen aufs Neue, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, irgendeine Ausbildung zu beginnen, als noch endlos weiter zur Schule zu gehen.
Ich besuchte das sprachliche Profil in der elften Jahrgangsstufe des Katharineums mit dem Kernfach Latein â was ich einzig und allein der Ãberzeugungskraft meines Vaters und Sinas Gebettel verdankte â und hatte die erste Schuljahreshälfte gerade einigermaÃen erfolgreich hinter mich gebracht, als Pa verunglückte.
Seitdem klaffte ein Riesenloch in meinem Herzen, das niemand, nicht einmal Mam oder Sina, ausfüllen konnte. Ich hatte den Boden unter den FüÃen verloren, den Blick in die Zukunft, ja, ich wusste nicht einmal mehr, ob ich mich gerade in einer Warteschleife, auf einem Umweg oder schlicht im Niemandsland befand.
Als meine Mutter dann mit der Idee kam, dass ich doch für eine Weile bei meiner GroÃtante Grace auf Guernsey leben könnte, um Pas Tod zu verarbeiten, mich zu sortieren und am Ende vielleicht sogar etwas ganz Neues zu entdecken, das mich begeisterte und mein Leben auf ein Ziel ausrichtete, hätte ich eigentlich vollends durchdrehen müssen. Ausgerechnet ich mit meiner panischen, irrationalen Angst vor Wasser sollte mein Seelenheil auf einer winzigen Nordseeinsel finden? â Hallo! Unter normalen Umständen wäre ich ganz sicher eher gestorben, als eine solche Reise anzutreten.
Doch die Umstände waren eben nicht normal. Ich war in einem Ausnahmezustand und hatte einfach nicht die Kraft zu diskutieren. Es schien mir weitaus einfacher, zumindest dieses eine Mal über meinen Schatten zu springen, und am Ende kam mir Mams Vorschlag mit der Insel schon fast wie eine Erlösung vor.
Für meine groÃe Abschiedsparty hatte Sina es sogar hingekriegt, die angesagtesten Typen unseres Jahrgangs einzuladen. Bestimmt hatte sie mir damit eine Freude machen wollen, doch leider war der Schuss nach hinten losgegangen. Ich hatte zu viel Alkohol getrunken â was ich sonst nie tat â, war schrecklich sentimental geworden und hatte einfach nicht Nein sagen können: weder bei Luis noch bei Jannik und am allerwenigsten bei Frederik.
An diesem berüchtigten Morgen danach stellte ich mir dann die Frage, ob ich mich nicht vielleicht sogar ein bisschen in ihn verliebt hatte. Und auch jetzt, nachdem ich am Flughafen Lübeck-Blankensee durch die Passkontrolle gegangen war und mich in eine der Schlangen an der Sicherheitskontrolle einreihte, grübelte ich weiter darüber nach. Ich tat es allerdings nicht, weil ich darauf hoffte, dass mir meine momentan ein wenig chaotisch angeordneten Gehirnzellen eine zufriedenstellende Antwort liefern würden, sondern vor allem, um mich abzulenken. Hätte mein Denkapparat nichts zu tun gehabt, hätte ich wahrscheinlich längst einen Herzinfarkt bekommen.
Ich war noch nie in meinem Leben geflogen.
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