Herzdame fuer den Highlander
nicht ungepflegt, wenn er auch einen eher rauen Charme hatte. Das war immerhin etwas.
Als ein Taubenschwarm vom Feld aufstieg und bei einem kleinen, malerischen See landete, nickte der Reitknecht anerkennend. „Famoses Jagdrevier, würde ich sagen. Vielleicht denken Sie noch mal drüber nach, ob Sie den Besitz tatsächlich Ihrem Neffen überlassen wollen und behalten ihn lieber selber. Sie könnten einen Jagdsitz daraus machen.“
„Das wäre Verschwendung. Ich benutze ja kaum die Jagdreviere, die ich schon habe.“
Der Knecht stieß einen neidischen Seufzer aus. „Wenn ich Sie wär, ich würd nichts anderes machen, als immer nur jagen.“
„Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel, denn ich bin in meinem Leben noch nie einem noch fauleren Menschen begegnet - abgesehen von mir selbst natürlich. “
Shelton strahlte. „Vielen Dank, Mylord! Was für ein seltenes Glück, dass ich mich auf irgendeinem Gebiet als Ihresgleichen betrachten darf.“
„Keine Ursache“, erwiderte Dougal mit ernster Miene. „Nun, Sie haben aus der Faulheit eine Art von Kunst gemacht, die ... sehen Sie!“ Der Knecht deutete eifrig vor sich auf den Weg, wo die Spur eines Fuchses zu erkennen war. „Juhu, und die Fährte sieht frisch aus!“
Dougal betrachtete das Dickicht, das sie umgab. „Frisch oder nicht frisch, es braucht einen besseren Reiter als mich, um ein Pferd ohne Beinbruch über diesen holperigen Untergrund zu bringen.“
Shelton warf ihm einen scharfen Blick zu. „Man kann viel über Sie sagen, Mylord, aber dass Sie ein schlechter Reiter sind, gehört nicht dazu.“
„Du beschämst mich, Shelton. Ich weiß nicht, was ich auf solch überschwängliches Lob erwidern soll. “
Der Knecht setzte eine Leidensmiene auf. „Nun sagen Sie schon wieder so seltsame Dinge, Mylord. Sind Sie sicher, dass Sie nicht ein bisschen irisches Blut in den Adern haben?“
Dougal grinste. „Jedenfalls gibt meine Mutter nichts dergleichen zu.“ Er drehte sich im Sattel um und bewunderte die Aussicht. Der Duft der sauberen, feuchten Erde und des frischen Grases stieg ihm in die Nase, und das Sonnenlicht drang in goldenen Flecken durch das Laub der Bäume. Über ihnen erklang Vogelgesang, während die Pferdehufe den Weg entlangklapperten.
Das Land allein würde bereits ein hervorragendes Geschenk für seinen neugeborenen Neffen abgeben. Doch MacFarlane hatte beteuert, das Anwesen sei das Juwel des Besitzes. Als der Mann versucht hatte, die Besitzurkunde anstelle einer bedeutenden Geldsumme einzusetzen, hatte Dougal an der Wahrheit seiner Worte gezweifelt.
Dougal trieb sein Pferd an, ritt durch die letzte Kurve der Auffahrt und war ein weiteres Mal angenehm überrascht. Vor ihm lag das Haus. Es war groß und quadratisch, und die zweigeteilten Fenster funkelten in der Spätnachmittagssonne. MacFarlane House - das schon bald Kincaid Manor heißen würde - war ein ansehnliches Gebäude aus roten Ziegeln mit einer hübschen Fassade, vor der ein breiter Säulengang mit acht hohen ionischen Säulen lag, der zum Eingang führte. Über der zweiflügligen weißen Tür zeigte ein buntes halbkreisförmiges Glasfenster sonnenbeschienene Hügel, die denen ähnelten, auf denen das Haus stand. An beiden Seiten des Hauptgebäudes erstreckten sich Seitenflügel aus Backstein, welche mit ihrem Bewuchs aus tiefgrünem wildem Wein einen äußerst romantischen Anblick boten.
MacFarlane - in Dougals Augen ein notorischer Aufschneider-hatte behauptet, das Haus sei elegant. Doch das war es nicht unbedingt. Es war eher ... anmutig.
Sein Neffe würde seine Freude daran haben, wenn er volljährig war. Der Knabe würde einen eigenen Wohnsitz brauchen, einen Ort, an dem er tun und lassen konnte, was er wollte, ohne dass seine Mutter wie eine Glucke um ihn herumflatterte und sein strenger Vater ihn ständig anblaffte.
Dougal grinste. Black Jack Kincaid war der König aller Taugenichtse gewesen, bevor Fiona ihn gezähmt hatte. Es würde den Kerl maßlos ärgern, zusehen zu müssen, wie sein eigener Sohn denselben Weg einschlug - wofür er, sein Onkel Dougal, sorgen würde, wenn man ihm nur die geringste Gelegenheit dazu gab.
Es würde Jack absolut nicht gefallen, wenn Dougal seinem Sohn das Haus schenkte, was die Geste nur umso reizvoller für ihn machte. Oh ja, es war durchaus eine gewisse Entschädigung für die vorhergegangenen Ereignisse, nun Onkel eines Knaben zu sein.
Dougal lenkte sein Pferd durch das hübsche schmiedeeiserne Tor dicht vor dem Haus.
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