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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Serviermädchens, das auf sie aufpassen sollte, davongehüpft.
    Die angespannten Gesichter um ihn herum hatten Ned jedoch gesagt, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Es war der Hoteldirektor, dem nun die schwere Aufgabe zufiel, ihm mitzuteilen, was geschehen war.
    »Master Sinclair, verzeihen Sie mir, dass ich der Überbringer einer solch schlimmen Nachricht bin. Ihr Vater hatte einen Unfall.« Der Mann blickte zu Boden und räusperte sich. »Es tut mir leid, Sir, aber ich muss Ihnen sagen, dass er tot ist.«
    Das Einzige, was Ned von diesem schrecklichen Augenblick später im Gedächtnis blieb, war der schwache Duft der Orchideen, die in einer schweren Vase in der Nähe standen. Von diesem Moment an sollte er diesen Duft stets mit dem Tod in Verbindung bringen.
    »Tot?«, echote er, nicht imstande, das Wort zu begreifen.
    Der Mann nickte ernst. »Unser aufrichtiges Beileid.«
    Ned wappnete sich dafür, dass man ihm gleich Näheres berichten würde, jetzt, da seine Schwester beschäftigt war und sich jemand um seine Mutter kümmerte. Die Türen des Schlafgemachs ihrer dreizimmrigen Suite wurden geschlossen, so dass er mit einer Handvoll ernst dreinblickender Männer, einer davon der aschfahle Fraser, allein war.
    Der Hoteldirektor straffte die Schultern, holte tief Luft und zeigte jetzt wieder ein professionelles Auftreten. »Mr. Sinclair, das hier ist Mr. Paul Hannigan, der Polizeichef.«
    »Sind Sie sicher, dass Ihre Informationen stimmen?«, wollte Ned wissen, während sein Blick in den ausdruckslosen Gesichtern der Anwesenden forschte. Es schockierte ihn, Mr. Sinclair genannt zu werden, schließlich war das der Name seines Vaters.
    Hannigan nickte. »Es war eine Art Erdrutsch, mein Sohn. Wir gehen davon aus, dass Ihr Vater einen Abhang hinuntergerutscht ist, sich dabei den Kopf angeschlagen hat und dann mit dem Gesicht nach unten bewusstlos in einem seichten Tümpel am Grund der Grube liegen geblieben ist. Er ist ertrunken. Einer der burmesischen Bergleute hat ihn gefunden. Der Kommissar bat mich, Ihnen sein tiefstes Bedauern auszudrücken.«
    Trotz des Durcheinanders, das in seinem Kopf herrschte, fühlte sich Neds Körper vollkommen taub an. Plötzlich konnte er nicht einmal mehr die Lippen bewegen. Seine Mutter und Bella waren so gut wie hilflos – sie brauchten seinen Vater jetzt mehr denn je. Er spürte Zorn auf William Sinclair in sich aufsteigen, weil er seine Familie fern von zu Hause allein und mittellos zurückließ.
    Hannigan interpretierte sein Schweigen als Erlaubnis, fortzufahren. »Er wird so bald wie möglich nach Rangun gebracht werden.« Er wandte sich an Fraser. »Sir, ich habe gehört, dass man Sie als Freund der Familie gebeten hat, Ihre Reisepläne zu verschieben, bis der Leichnam eintrifft. Ist das korrekt?«
    Ned zuckte bei dem Wort »Leichnam« zusammen.
    »Ja, natürlich. Ich bleibe bei Mrs. Sinclair und den Kindern, bis Bill … und äh, helfe ihnen bei dem, was jetzt getan werden muss.«
    Der Arzt kam aus Lornas Zimmer. Alle Augen richteten sich auf sein ernstes Gesicht. Ned war der lebhafte kleine Mann, der in der Hotellobby ohne Umschweife seine Hilfe angeboten hatte, vom ersten Moment an sympathisch gewesen. Besonders gefiel ihm, dass Dr. Fritz ihn ansprach und sich nicht an die älteren Männer um ihn herum wandte.
    »Sie schläft jetzt, Edward. Leider musste ich ihr ein ziemlich starkes Beruhigungsmittel geben, da ich während der ersten paar Stunden um ihren Gemütszustand fürchte. Die Erschöpfung und die stickige Luft, dazu diese über alle Maßen entsetzliche Nachricht. Das zusammen kann durchaus gefährlich sein. Sie muss sich erst wieder etwas erholen, bevor sie sich mit der Realität auseinandersetzen kann. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    »Das tue ich«, erwiderte Ned mechanisch. Was hätte er sonst auch sagen sollen? »Vielen Dank, Doktor.«
    »Meine Frau bleibt den Rest des Tages bei ihr. Und ich bin ebenfalls in der Nähe. Ich werde regelmäßig nach ihr sehen.« Er schob die Brille auf seiner Adlernase ein Stück nach oben. »Das mit Ihrem Vater tut mir wirklich sehr leid. Kann ich Ihnen sonst irgendwie helfen?«
    Ned schluckte. Das Mitleid in den freundlichen Augen des Arztes kostete ihn fast die Beherrschung. »Dr. Fritz, Sie waren sehr freundlich zu uns«, begann er und hörte, wie seine Stimme zitterte. Er war jedoch entschlossen, sich so zu verhalten, wie man es von ihm erwartete.
    »Gern geschehen.« Fritz legte die Hand auf seine Schulter und drückte sie.

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