Herzensangelegenheiten
um, hörte aber auf, sich weiter so stark zu bewegen. „Bring mich zurück in meinen Rollstuhl.“
„Ich lasse dich nicht fallen“, sagte Samuel belustigt, denn ihm war klar, was Devin jetzt im Kopf herumging. Anderen die Kontrolle zu überlassen, war sein Freund nämlich nicht gewöhnt. Das hatte er in den letzten Wochen mehr als einmal erlebt. Devin ließ sich sehr ungern etwas abnehmen, auch im Bezug auf seinen Rollstuhl, und das hier konnte er nun gar nicht kontrollieren. Devin war ihm förmlich ausgeliefert und das gefiel ihm nicht.
„Darum geht es auch gar nicht.“ Devin sah ihn wütend an. „Das ist Eis, Sam. Es ist kalt, glatt und darauf brechen sich Leute zu gern ihre Knochen, weil sie entweder zu dämlich zum Schlittschuhlaufen oder überhaupt zum Laufen sind.“
„Ich kann Beides“, neckte er Devin, worauf der schnaubte. Samuel ließ sich davon nicht stören und drehte mit Devin auf seinen Armen eine Pirouette. Es wäre zumindest eine gewesen, wäre er allein auf dem Eis gelaufen. So aber wurde es mehr der Versuch, weil er nicht auf die Nase fallen wollte und gleichzeitig natürlich Devin sicher festhalten musste. Aber es funktionierte, obwohl es schwer war, so das Gleichgewicht zu halten. Es half, dass Devin jetzt stillhielt und keine plötzlichen Bewegungen machte.
„Sam?“ Devin räusperte sich und klang auf einmal recht verlegen. „Ich bin zu schwer.“
„Bist du nicht“, hielt er dagegen und grinste in sich hinein, als Devin rot wurde. „Noch eine Drehung?“ Devin sah ihn an und nickte. „Vertraust du mir?“, fragte Samuel daraufhin, denn er hatte gerade eine Idee.
„Daran arbeite ich noch“, grummelte Devin und Samuel lachte.
„Ich formuliere es anders, vertraust du mir, dass ich dich nicht fallenlasse?“
„Ja.“
„Okay“, sagte Samuel und zog seinen Arm unter Devins Beinen weg. „Nicht erschrecken. Leg' deine Arme um meinen Nacken“, bat er und hielt Devin fest. Der tat es, ohne nachzufragen, worauf Samuel seine Hände unter Devins Achseln hindurch schob, um sie auf dessen Rücken miteinander zu verschränken. „Ich halte dich so fest und du bist selbst durch deine Hände nochmal abgesichert.“
„Das merke ich, aber wozu ist es gut?“, fragte Devin und sah ihn neugierig an. „Noch eine Pirouette?“
„Nein, eher eine abgewandelte Form der Todesspirale. Ken hat mich auf die Idee gebracht. Er fand das toll, als er klein war. Es ist auch ganz einfach.“ Samuel grinste unschuldig. „Ich drehe mich und du lernst fliegen.“
„Ähm...“
„Vertrau' mir, Dev. Ich halte dich fest, ich verspreche es.“
„Wehe, wenn nicht“, murmelte Devin und verdrehte die Augen, weil Samuel daraufhin nur grinste. „Ich hoffe, ich werde nicht seekrank oder so was.“
Samuel lachte. So mürrisch er sich gerade auch gab, die Neugierde in Devins Augen war nicht zu übersehen. Deshalb stieß er sich auch ab und begann langsam zu laufen. Da Devin etwas kleiner war als er selbst, passte es größenmäßig perfekt und Samuel brauchte auch nur eine Runde, um ausreichend Schwung aufzubauen, dass er stoppen und in die Drehung gehen konnte. Er hätte alles gegeben, was er besaß, um diesen Blick für ewig festhalten zu können, dachte Samuel, als Devins erste Verblüffung in ehrliches Staunen und danach in totale Begeisterung umschlug.
Deshalb hatte er sich in der Reha in Devin verliebt. Dieses laute und begeisterte Lachen und dazu diese wunderschönen grünen Augen, waren ausreichend gewesen. Samuel konnte den Blick nicht von Devin abwenden, selbst als er nach und nach langsamer wurde, um Devin wieder auf die Arme zu nehmen. Am liebsten hätte er Devin hier und jetzt gesagt, was er für ihn fühlte, aber Samuel tat es nicht. Sie kannten sich doch kaum und außerdem hatte er Angst, Devin damit zu überrumpeln. Vor allem wegen Amber, fiel Samuel ein, und er blieb stehen, mit Devin in den Armen, der ihn grinsend und mit geröteten Wangen ansah.
„Na? Habe ich zuviel versprochen?“
„Nein, hast du nicht“, antworte Devin und wurde auf einmal ernst. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass es länger dauert.“
„Länger dauert?“, fragte Samuel ratlos und bekam eine Gänsehaut, als Devin ihn nur ansah. Vielleicht irrte er sich, aber konnte es sein, dass Devin ähnlich fühlte wie er? Samuel entschied, es hier und jetzt herauszufinden. „Ich mag dich sehr, Devin.“
„Nur mögen?“, hakte Devin leise nach und da wäre Samuel wirklich fast auf dem Eis gelandet, so
Weitere Kostenlose Bücher