Herzensangelegenheiten
wütend, weil Devin dir die Wahrheit direkt an den Kopf geworfen hat, oder? Du bist stinksauer auf ihn, weil er recht hat und weil er weiß, dass er drängeln muss, denn anders kommt er nicht an dich ran.“
„Hat er das bei dir auch so gemacht?“, wollte Colin wissen.
„Hm“, machte Samuel zustimmend.
„Und?“
„Ich kann nicht behaupten, dass ich davon begeistert war“, gab er zu und grinste schief, als Colin das mit einem triumphierenden, „Ha!“ kommentierte. „Ich sollte allerdings dazusagen, dass es mir gut getan hat darüber zu reden.“
„Mist.“
Samuel lachte, weil er genau wusste, was im Moment in Colins Kopf vor sich ging. Devin konnte eine richtige Nervensäge und furchtbar penetrant sein, wenn er etwas wollte. Und auch wenn er es nie böse meinte, war es nur natürlich, dass er mit dieser Direktheit nicht überall auf Gegenliebe stieß. Ihm selbst war es schließlich auch so gegangen, als er begonnen hatte um Devin zu werben. So langsam verstand Samuel, woran es bei Colin haperte. Der Ire war einfach noch nicht soweit. Er selbst hatte über sechs Jahre Zeit gehabt, sich mit dem Geschehen in Laos zu arrangieren und sich außerhalb der Armee ein Leben aufzubauen. Colin baute an seinem neuen Leben mit Mikael und Kilian erst seit einem Jahr.
„Es geht dir zu schnell, oder?“
„Ja“, gestand Colin leise ein. „Ich habe fünf Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass ich Mikael liebe, und wäre Kilian nach dem Tod meiner Schwester nicht so abrupt in mein Leben geplatzt, wären wir heute vermutlich immer noch kein Paar. Mir ist klar, dass ich mit ihm darüber reden muss, aber ich kann nicht. Das ist mir im Moment einfach alles zuviel, verstehst du?“
Samuel nickte. „Hast du das Devin gesagt?“
Colin seufzte. „Nein. Wir waren damit beschäftigt uns anzubrüllen, das weißt du doch.“
„Sag' es ihm. Genau so. Verlang' Zeit. Verlang', dass er sie dir gibt. So wie sie dir Mikael gibt.“ Samuel sah Colin ernst an. „Ihr seid solange Freunde, lasst euch das nicht durch eure Dickschädel kaputt machen.“
„Es tut ihm weh.“
Damit war nicht Devin gemeint, das wusste Samuel. „Ich weiß, aber Mikael liebt dich. Er wird abwarten, weil er weiß, dass du zu ihm kommen wirst. Dann dauert es eben noch ein oder zwei Jahre, na und wenn schon? Ja, das ist vielleicht nicht die perfekte Lösung, mag sein, aber wenn es nun mal nicht anders geht...“
Colin beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Knien ab, um das Gesicht in den Händen zu vergraben. „Scheiße.“
„Gut gesagt“, murmelte Samuel und lächelte unwillkürlich, als er Mikael und Devin am Parkeingang entdeckte. Irgendwie sah Devin sehr danach aus, als hätte Mikael ihm ein paar deutliche Worte zu dem Thema gesagt. „Ich lasse dich allein.“
Colin sah ihn an, Samuel deutete nach vorn und der Ire seufzte, als er seiner Kopfbewegung gefolgt war. „Oh man.“
„Gib euch eine Chance“, bat Samuel und stand auf, als Mikael vorn stehenblieb. Scheinbar hatte er den gleichen Gedanken gehabt. Samuel ließ Colin sitzen und drückte kurz Devins Schulter, als er bei ihm vorbeikam. Devin nickte und rollte weiter zu Colin. Samuel sah zu Mikael, der daraufhin die Augen verdrehte und kehrtmachte, was ihn schmunzeln ließ, bevor er sich Mikael anschloss. „Will ich es wissen?“
Mikael seufzte leise. „Er hat einfach Angst um Colin. Aber statt das offen zu zeigen, versteckt er sich hinter seiner Direktheit.“ Mikael sah ihn finster an. „Ich kann ihn verstehen, aber im Moment möchte ich ihn einfach nur erwürgen. Er drängt Colin in eine Ecke. So wird er nie mit mir reden.“
„Colin weiß, dass er das muss“, sagte Samuel. Mikaels Blick wurde fragend und Samuel schüttelte den Kopf. „Er hat nichts erzählt und selbst wenn, würde ich es dir nicht sagen. Es geht ihm einfach zu schnell. Colin braucht Zeit.“
Mikael nickte. „Ich gebe sie ihm. Das habe ich versprochen.“
„Er weiß nicht, dass er eine Therapie braucht, oder?“
Mikael blieb stehen und sah ihn an. „Es ist erstaunlich, wie sehr du über Colins Seelenleben Bescheid weißt, aber dein eigenes...“
„Ich weiß, ich weiß...“, wehrte Samuel mit erhobenen Händen ab, um Mikael dann eine Weile wütend anzusehen, bevor er die Schultern zuckte und sagte, „Der Vater eines meiner Kinder in der Schule ist Psychologe. Ich habe nächste Woche einen Termin bei ihm.“
Mikael sah ihn erstaunt an. „Weiß Devin davon?“
„Nein“, gab Samuel zu
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