Herzensangelegenheiten
erwartet. „Ich habe auch einen Bruder, schon vergessen? Ja, es hat mir nicht gerade gefallen, was passiert ist, aber ich habe nicht vor, dir daraus einen Strick zu drehen. Das schaffst du auch ganz gut allein.“
Colin verschloss sich, Samuel konnte es ihm ansehen. „Ich will nicht darüber reden.“
Himmel, war dieser Ire stur. Aber da er selbst erst vor ein paar Wochen ein perfektes Beispiel für einen Sturkopf abgegeben hatte, würde Samuel den Teufel tun und jetzt weiter darauf herumreiten. Zumindest nicht hier. „Du willst dich also entschuldigen?“, fragte er daher und Colin nickte. „Gut, dann komm' mit.“
„Und wohin?“
Samuel fing an zu grinsen. Eigentlich hatte er mit Amber gehen wollen, aber die Gelegenheit, Colin vollkommen zu schockieren, war einfach viel zu günstig, um sie sich durch die Lappen gehen zu lassen. Außerdem konnte er auf diese Weise gleich herausfinden, was Colin von der Idee dachte. Mikael fand sie klasse. Seine Eltern fanden sie genauso klasse. Kendrick hatte nur gelacht und zustimmend den Daumen nach oben gestreckt. Und Devins Eltern hatten auch gelacht und geweint und ihn in die Arme genommen, als er sie um ihre Erlaubnis gefragt hatte. Ja, er war altmodisch in der Hinsicht, aber Samuel kümmerte das nicht. Er hatte den Segen der Menschen, die ihm wichtig waren, alles, was jetzt noch fehlte, waren Ambers und Devins Antworten.
„Ich werde Devin heiraten.“ Colin blieb der Mund offenstehen. „Du wirst mir dabei helfen, einen Ring zu besorgen.“ Colin glotzte ihn schweigend an. Er sah dabei aus wie ein Fisch auf dem Trockenen, was Samuel zum Lachen reizten, aber er hielt sich zurück, für den Fall, dass der Ire gleich ohnmächtig wurde oder versuchte, ihm für die Frechheit seinen besten Freund heiraten zu wollen, eine reinzuhauen. „Du atmest, also lebst du.“ Colin nickte. „Schockiert?“ Noch ein Nicken. Samuel räusperte sich, um sein Amüsement zu überspielen. „Überlegst du, ob du mir eine reinhaust?“ Colin nickte ein drittes Mal. „Und?“
Colin blinzelte und sackte im nächsten Augenblick mit dem Rücken neben ihm an den Pickup. „Ach du Scheiße... Meine Fresse... Fuck!“ Colin starrte ihn an. „Fuck!“
Samuel fing an zu grinsen.
„Das ist nicht lustig“, schimpfte Colin auch prompt los.
„Doch, irgendwie schon“, widersprach Samuel belustigt. „Hast du noch nie darüber nachgedacht, Mik zu heiraten?“
„Nein!“, rief Colin völlig entsetzt und da war es mit Samuels Beherrschung endgültig vorbei. Er lachte schallend los.
Das war typisch Colin. Genauso typisch war dessen Geschimpfe und Genörgel, als sie eine Stunde später einen Juwelier fanden, dessen Auslagen im Fenster Samuel ansprachen. Er hatte sich nicht vorher darum gekümmert, sondern einfach spontan entscheiden wollen. Colin mitzunehmen war schließlich auch komplett spontan gewesen. Und so wanderten sie schließlich an den unzähligen Vitrinen entlang, mit einem lächelnden Verkäufer im Hintergrund, der ihm auf die Frage, ob sie Eheringe im Angebot hatten, mit einem Nicken und einen Wink durch den ganzen Raum zu verstehen gegeben hatte, dass sie sich in aller Ruhe umsehen konnten.
Allerdings war es gar nicht so einfach, etwas zu finden, das ihm gefiel. Zu protzig, hässlich, langweilig, zu bunt, zu viele Steine und so weiter und so fort. Samuel wusste, dass er Ringe brauchte, die ihm auf den ersten Blick zusagten, sonst würde er sie niemals kaufen. Aber was er bislang gesehen hatte, gefiel ihm nicht. Colin runzelte auch in einem fort die Stirn oder schüttelte den Kopf, um dann zur nächsten Vitrine zu gehen. Sie hatten das Geschäft so gut wie durch, als der Ire plötzlich stehenblieb.
„Die hier.“
Samuel trat neben ihn und sah auf ein Paar zweifarbiger Ringe aus Weiß- und Gelbgold. Das Weißgold mit einem breiten Streifen in der Mitte, gerahmt von schmalen Streifen Gelbgold an den Rändern. Kein überflüssiger Schnickschnack, keine Schnörkel oder eingearbeitete Edelsteine, wie es bei Eheringen für die Frau üblich war. Die Ringe waren schlicht, direkt und schön, genau wie Devin. Kein Wunder, dass Colin sich für sie entschieden hatte und ihn jetzt fragend ansah. Samuel fing an zu lächeln, was Colin leise lachen ließ.
„Haben Sie etwas Passendes gefunden?“ Der junge Verkäufer trat an die Vitrine, vor der sie standen.
Samuel überlegte kurz. „Nehmen Sie auch Sonderwünsche an?“
„Wenn wir es möglich machen können, sogar sehr gerne“,
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