Herzensbrecher: Roman (German Edition)
nicht albern«, widersprach er. »Die Kinder kämen prima ohne sie zurecht.«
»Das bezweifle ich, und für mich wäre es ein Riesenproblem. Ich verlasse mich mehr auf sie, als du ahnst. Allein würde ich das alles nicht schaffen.«
»Aber jetzt hast du doch mich«, erwiderte er zuversichtlich.
Maxine lachte. »Großartig! Wie gut bist du denn im Kochen, Waschen und Bügeln? Hast du Zeit, die Kinder in die Schule und zu Verabredungen zu chauffieren, Lunchpakete vorzubereiten, Pyjamapartys zu organisieren und dich um sie zu kümmern, wenn sie krank sind?«
Er hatte verstanden, stimmte ihr aber dennoch nicht zu. »Es gibt keinen Grund, warum die Kinder das meiste davon nicht selbst erledigen können.« Das sagte ein Mann, der nie eigene Kinder gehabt hatte. Charles hegte die überheblichen, unrealistischen Vorstellungen von Menschen, die keine Kinder und die Zeit vergessen hatten, in der sie selbst welche gewesen waren. »Davon abgesehen kennst du die Lösung«, erinnerte er sie. »Ein Internat. Dann hättest du keines dieser Probleme und auch keine Nanny, die mit einem Crack-Baby unter deinem Dach lebt.«
»Da bin ich anderer Meinung, Charles«, erklärte Maxine bestimmt. »Bis meine Kinder aufs College gehen, werde ich sie nirgendwohin schicken.« Es war wichtig, dass er das akzeptierte. »Und Zellie adoptiert auch kein Crack-Baby. Risikokind bedeutet nicht zwangsläufig, dass es süchtig ist.«
»Es könnte aber so sein«, beharrte er. Die Botschaft, dass Maxine ihre Kinder nicht auf ein Internat schicken würde, war jedoch laut und deutlich angekommen. Wenn er sie nicht so sehr lieben würde, wäre er energischer geworden. Und wenn sie ihn nicht lieben würde, hätte sie seine Bemerkungen nicht hingenommen. Charles hatte dieses kinderlose Wochenende mit Maxine sehr genossen. Ihr hatte es auch gefallen, aber sie hatte die Kinder vermisst. Da Charles keine Kinder hatte, würde er das nie verstehen, das wusste Maxine. Deshalb ließ sie es dabei bewenden.
Am Sonntagabend saßen sie zusammen mit den Kindern in der Küche und aßen. Sie hatten sich etwas vom Chinesen bringen lassen.
Plötzlich stürmte Zellie in die Küche. »O mein Gott … es kommt … es kommt!«
Im ersten Moment wusste niemand, wovon sie sprach. Sie lief wie ein aufgescheuchtes Huhn hin und her.
»Was kommt?«, fragte Maxine verständnislos.
»Das Baby! Das Mädchen liegt in den Wehen. Ich muss sofort ins Roosevelt Hospital.«
»O mein Gott!«, rief jetzt auch Maxine.
Alle standen auf und riefen durcheinander, als würde Maxine ein Kind bekommen. Nur Charles blieb ruhig am Tisch sitzen, aß weiter und schüttelte den Kopf.
Zelda war in fünf Minuten angezogen und durch die Tür. Alle redeten aufgeregt durcheinander, bis die Kinder in ihre Zimmer gingen und nur noch Charles und Maxine am Tisch saßen.
»Danke, dass du kein Spielverderber warst«, sagte sie zu ihm. »Ich weiß, dass du es nicht lustig findest.« Begeistert war Maxine auch nicht, aber ihr blieb keine Wahl.
»Dir wird das Lachen auch noch vergehen, sobald dieses Kind das ganze Haus zusammenschreit. Das wird der reinste Alptraum. Ich bin froh, dass ich erst in zwei Monaten bei dir einziehe.«
In diesem Punkt widersprach Maxine ihm nicht.
Zu ihrem größten Bedauern stellte sich heraus, dass Charles recht hatte. Die Mutter des Kindes hatte wesentlich mehr Drogen konsumiert, als sie zugegeben hatte. Das Kind kam kokainsüchtig auf die Welt. Der Kleine verbrachte die erste Woche im Krankenhaus und wurde einer Entgiftung unterzogen. Zelda saß jeden Tag an seinem Bettchen und wiegte ihn. Als er zu Hause war, schrie er Tag und Nacht. Zelda saß bei ihm in ihrem Zimmer. Er aß schlecht, schlief wenig und ließ sich nicht beruhigen. Das arme kleine Wesen hatte einen schweren Start in diese Welt, aber es lag in den Armen einer liebevollen Adoptivmutter.
»Wie läuft’s?«, fragte Maxine eines Morgens.
Zelda machte nach einer weiteren schlaflosen Nacht einen mitgenommenen Eindruck. Wieder hatte sie den Kleinen stundenlang im Arm gehalten. »Der Arzt sagt, es könne eine Weile dauern, bis die Drogen aus seinem Organismus heraus sind. Aber ich glaube, es wird langsam besser«, sagte sie und sah glückselig auf ihren Sohn hinunter. Sie liebte Jimmy, als wäre er ihr eigen Fleisch und Blut. Die Sozialarbeiterin war ein paar Mal da gewesen, um nach dem Kleinen zu sehen, und hatte sich beeindruckt gezeigt. Zelda war eine hingebungsvolle Mutter. Für die anderen war Jimmy nicht
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