Herzensbrecher: Roman (German Edition)
Blake hatte damit seine Probleme gehabt, aber Maxine war ihr Beruf wichtig. Das Fass war bei ihr immer randvoll, und wie der Dienstagabend gezeigt hatte, brauchte es nur einen Tropfen zum Überlaufen. Es gab nicht viel Raum für einen weiteren Menschen in ihrem Leben. Charles vermutete, dass es den Kindern so gefiel. Er hatte es ihren Gesichtern ansehen können, als er plötzlich vor ihnen stand. Er war nicht willkommen in ihrer Mitte. Sie brauchten ihn nicht. Und es kam ihm so vor, als erginge es ihr nicht anders. Sie strahlte nicht diese Verzweiflung vieler Frauen ihres Alters aus, die unbedingt eine Beziehung wollten. Stattdessen vermittelte sie den Eindruck, dass sie glücklich und zufrieden war und ein ausgefülltes Leben führte. Auch das machte sie attraktiv. Er hatte nicht das Bedürfnis, von einer Frau als Retter angesehen zu werden – der Mittelpunkt ihres Lebens aber wollte er schon sein. Bei Maxine wäre er das nie. Das war der Nachteil gegenüber allen Vorzügen.
»Glauben Sie, die Kinder würden sich daran gewöhnen, wenn Sie eine Beziehung hätten?« Er wollte herausfinden, wie seine Chancen standen.
Maxine überlegte. »Vermutlich. Vielleicht. Das hängt von demjenigen ab und davon, wie gut er mit ihnen zurechtkommt. Solche Dinge funktionieren immer in zwei Richtungen, und beide Seiten müssen sich bemühen.«
Dr. West nickte. Das war eine vernünftige Antwort. »Und was ist mit Ihnen? Glauben Sie, sich daran gewöhnen zu können, wieder einen Mann in Ihrem Leben zu haben? Sie machen einen sehr selbstzufriedenen Eindruck.«
»Ja, ich bin tatsächlich sehr zufrieden mit meinem Leben«, bestätigte sie und nippte an dem Pfefferminztee, der für sie der perfekte Abschluss des köstlichen Mahls war. Das Essen war vorzüglich gewesen, und Dr. West hatte hervorragende Weine dazu ausgesucht. »Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich würde mein Leben nur für den Richtigen verändern und muss davon überzeugt sein, dass es funktionieren würde. Noch mal möchte ich keinen Fehler machen. Blake und ich sind einfach zu verschieden. Wenn man jung ist, fällt einem so etwas nicht auf. Aber wenn man erwachsen geworden ist und klare Vorstellungen vom Leben hat, dann spielt es eine große Rolle. In unserem Alter kann man sich nicht mehr einreden, dass etwas klappt, wenn es nicht so ist. Es ist viel schwieriger, die Zahnräder ineinanderzufügen, weil es mehr davon gibt. Wenn man jung ist, hält man alles für einen Riesenspaß. Aber wenn man älter ist, wird es schwer, den passenden Partner zu finden. Es gibt weniger Kandidaten, und selbst die guten schleppen jede Menge Ballast mit sich herum. Es muss die Mühe wert sein, sein Leben zu verändern. Meine Kinder liefern mir die Entschuldigung, es gar nicht erst zu versuchen, das gebe ich zu. Sie halten mich auf Trab und machen mich glücklich. Das Problem ist, dass sie eines Tages erwachsen sein werden und ich allein zurückbleibe. Aber noch ist es nicht so weit.« Sie hatte recht, und Dr. West nickte. Die Kinder bewahrten sie davor, sich einsam zu fühlen, und boten ihr gleichzeitig einen Vorwand, keinen Mann in ihr Leben zu lassen. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie Angst vor einer neuen Beziehung hatte. Es schien ihm, als hätte Blake einen großen Teil von ihr mit sich fortgenommen, und selbst wenn die beiden so unterschiedlich waren, wie Maxine behauptete, so hatte er doch den Eindruck, dass sie ihn immer noch liebte. Auch das konnte zu einem Problem werden. Und wer konnte schon mit einem charmanten Millionär von Blakes Kaliber konkurrieren? Das war eine ziemlich große Herausforderung, die bisher offenbar nicht viele Männer angenommen hatten.
Sie wandten sich anderen Themen zu und sprachen vor allem über die Arbeit. Im Vergleich zu ihrer Praxis schien der Alltag in seiner recht uninteressant zu sein. Er behandelte zumeist unspektakuläre Erkrankungen wie Erkältungen oder grippale Infekte. Wenn einer seiner Patienten an etwas Ernstem wie Krebs erkrankte, überwies er ihn sofort an einen Spezialisten. Um schwere Krisen drehte sich sein Arbeitsalltag in der Regel nicht.
Nach dem Essen brachte Dr. West Maxine nach Hause und ging noch auf einen Brandy aus ihrer jetzt gutgefüllten Bar mit nach oben. Sie war bestens gerüstet für diese Verabredung, selbst wenn sie ihn danach nie wiedersehen würde. Doch Maxine musste sich eingestehen, dass es schön war, sich hübsch zu machen und einen ganzen Abend mit einem Erwachsenen zu
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