Herzensbrecher: Roman (German Edition)
West sagte, dass er in ein paar Minuten gehen würde, damit sie sich in Ruhe um ihre Kinder kümmern konnte. Sie setzten sich an den Küchentisch und plauderten miteinander. Er hatte eine echte Feuerprobe hinter sich. Maxine hatte zwar ohnehin vorgehabt, ihm die Kinder vorzustellen, aber nicht auf diese Weise. In ihren Augen hatte Dr. West die Prüfung mit Bravour bestanden. Auch wenn sie nicht sicher war, ob er das genauso sah, machte er doch zumindest gute Miene zum bösen Spiel. Ein typisches erstes Date war das sicher nicht.
»Tut mir wirklich leid«, entschuldigte sie sich noch einmal für das Chaos an diesem Abend.
»Ist doch prima gelaufen«, versicherte er und dachte einen Moment lang sehnsüchtig an das Dinner, das sie im La Grenouille bekommen hätten. »Wir werden uns am Freitag einen schönen Abend machen. Wenn man Kinder hat, muss man flexibel sein.«
»So flexibel wie heute normalerweise nicht. Mein Haushalt ist sonst gut organisiert. Aber heute ist alles aus dem Ruder gelaufen. Vor allem, weil Zellie krank ist. Sie nimmt mir sonst eine Menge ab.«
Er nickte. Es war nicht zu übersehen, dass Maxine jemanden brauchte, auf den sie sich verlassen konnte, und ihr Ex-Mann war nicht da. Nach dem, was Daphne ihm erzählt hatte, konnte er sich auch vorstellen, warum. Er hatte über Blake Williams im Laufe der Jahre immer mal wieder etwas in der Presse gelesen. Blake schien ein bedeutendes Mitglied des Jetsets zu sein, machte aber nicht den Eindruck eines Familienmenschen. Etwas Ähnliches hatte Maxine auch bei ihrem gemeinsamen Mittagessen erwähnt.
Bevor Dr. West ging, verabschiedete er sich von den Kindern und wünschte Sam gute Besserung.
Sam bedankte sich und winkte ihm zum Abschied zu. Kurz darauf brachte Maxine ihren Gast zur Tür.
»Ich hole Sie Freitagabend um sieben ab«, versprach er, und sie dankte ihm, dass er diesen Abend mit so viel Humor genommen hatte. »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken. Wenigstens kenne ich jetzt Ihre Kinder.« Als er den Aufzug betrat, winkte er noch einmal, und nur Augenblicke später ließ sich Maxine neben Sam auf das Bett fallen.
»Wie kann es sein, dass wir nichts von ihm wussten?«, fragte Jack vorwurfsvoll von der Tür her und spazierte herein. Daphne folgte ihm auf dem Fuß.
»Ich habe nicht dran gedacht.«
»Wer ist er überhaupt?«, fragte Daphne misstrauisch.
»Ein Kollege, den ich neulich kennengelernt habe«, antwortete Maxine müde. Sie wollte sich nicht rechtfertigen. Der heutige Abend war übel genug verlaufen. »Und übrigens«, sagte sie zu ihrer Tochter, »solltest du nicht mit deinem Vater prahlen. Das gehört sich nicht.«
»Wieso denn nicht?«, entgegnete Daphne aufsässig.
»Weil es uncool ist, von der Yacht und dem Privatflugzeug zu schwärmen. Man vergrault andere Menschen damit.«
»Genau deshalb hat sie es ja getan«, stellte Jack fest.
Daphne zuckte mit den Schultern und marschierte aus dem Zimmer.
»Er ist in Ordnung«, verkündete Sam.
»Ja, vielleicht.« Jack klang noch nicht überzeugt. Er verstand nicht, warum seine Mutter überhaupt jemanden brauchte. Sie vier waren doch glücklich miteinander. Es störte ihn nicht, dass sein Vater ständig Freundinnen hatte, aber seine Mutter wollte er mit niemandem teilen. Die anderen sahen das offenbar ähnlich, und die Botschaft war laut und deutlich bei Maxine angekommen.
Es war mittlerweile acht Uhr abends, und noch hatte niemand etwas gegessen. Maxine ging in die Küche. Während sie Salat, kalten Braten und Eier aus dem Kühlschrank holte, kam Zelda im Bademantel herein.
»Wer war der maskierte Mann, Tonto?«, fragte sie mit verstellter Stimme.
Maxine lachte. »Die richtige Antwort wäre jetzt vermutlich ›Lone Ranger‹. Aber es war ein Arzt, den ich vor kurzem kennengelernt habe. Wir waren für heute verabredet, und ich habe es total vergessen. Er hatte kaum die Wohnung betreten, da hat sich Sam im Flur übergeben. Welch ein Auftritt!«
»Werden Sie ihn wiedersehen?«, fragte Zelda gespannt. Auf sie hatte Charles einen netten Eindruck gemacht. Außerdem sah er gut aus. Das Ganze schien ihr recht vielversprechend zu sein. Vom Typ her war er richtig, und dass sie beide Ärzte waren, stellte eine gute Basis dar.
»Vielleicht führt er mich am Freitag aus«, antwortete Maxine. »Vorausgesetzt, dass er sich von diesem Abend erholt.«
»Interessant«, sagte Zelda, schenkte sich ein Glas Ginger Ale ein und ging wieder in ihr Zimmer.
Maxine kochte Nudeln. Dazu gab es kalten
Weitere Kostenlose Bücher