Herzensbrecher: Roman (German Edition)
öfter ausgehen kann? Die Kinder brauchen gerade jetzt ihre Eltern. Sie müssen lernen, Werte zu entwickeln. Wer soll ihnen beibringen, mit Sex und Drogen umzugehen? Jedenfalls nicht irgendein Lehrer auf irgendeinem Internat. Sie sollen es von mir lernen.« Maxine war entsetzt.
»Aber was ist denn mit dir? Willst du dein Leben auf Eis legen, bis die Kinder alt genug sind fürs College? Darauf läuft es nämlich hinaus, wenn du sie die ganze Zeit um dich hast.«
»Dafür habe ich mich entschieden, als ich sie in die Welt setzte. Das ist die Aufgabe von Eltern. Ich erlebe jeden Tag, was geschieht, wenn Kinder sich alleingelassen fühlen. Selbst wenn die Eltern für ihre Kinder da sind, kann noch genug schiefgehen. Wenn du sie in dem Alter in ein Internat steckst, sind die Probleme doch vorprogrammiert.«
»Ich bin ganz gut geraten«, verteidigte er sich.
»Ja, aber du hast dich gegen Kinder entschieden«, sagte sie geradeheraus. »Das hat seinen Grund. Vielleicht hat dir in deiner Kindheit etwas gefehlt. Sieh dir nur die Briten an! Sie schicken ihre Kinder im Alter von sechs oder sieben Jahren fort, und etliche landen deshalb später beim Psychiater. Außerdem möchte ich nicht wissen, was Teenager im Internat so alles anstellen. Ich habe meine Kinder lieber in der Nähe, um ihnen meine Vorstellungen von Recht und Unrecht zu vermitteln.«
»Für mich klingt das nach Aufopferung«, widersprach er.
»Ganz und gar nicht.« Hatte sie sich etwa in ihm getäuscht? Wenn es um Kinder ging, fiel bei Charles offenbar die Klappe. Vielleicht war das der Grund, warum sie immer noch zögerte, sich ganz auf ihn einzulassen. Sie wollte ihn lieben, aber sie musste sicher sein können, dass er auch ihre Kinder liebte. Dass er sie offenbar am liebsten ins Internat schicken würde, war kein gutes Zeichen.
Charles spürte, dass er Maxine schockiert hatte und beendete das Thema. Er wollte sie nicht erschrecken, obwohl er die Idee, die Kinder auf ein Internat zu schicken, nach wie vor für gut hielt.
Am Nachmittag gingen sie in Sugarbush Skilaufen und verbrachten ein paar vergnügliche Stunden. Maxine war nie so gut gelaufen wie Blake, doch mit Charles konnte sie sich ohne weiteres messen, und beide bevorzugten sie die dieselben Abfahrten. Anschließend waren sie entspannt und zufrieden. Maxine hatte die kleine Auseinandersetzung beim Frühstück schon fast vergessen. Charles hatte schließlich ein Recht auf einen eigenen Standpunkt – solange er nicht versuchte, ihn ihr aufzuzwingen. An diesem Tag riefen die Kinder nicht mehr an, und Charles war erleichtert. Er genoss es, ungestört mit Maxine zusammen zu sein. Abends führte er sie zum Essen aus und liebte sie danach vor dem Kamin. Maxine stellte überrascht fest, wie wohl sie sich mit ihm fühlte, fast so, als würden sie einander seit Jahren kennen. Während sie sich später im Bett an ihn kuschelte, schneite es draußen. Es war, als stünde die Zeit still, als wäre sie mit Charles in eine Zauberwelt eingetaucht.
In Blakes Haus in Aspen ging es weniger friedlich zu. Die Stereoanlage dröhnte. Jack und Sam spielten Nintendo, Freunde kamen zu Besuch, und Daphne war entschlossen, Arabella das Leben zur Hölle zu machen. Sie gab unablässig spitze, gehässige Kommentare von sich und kritisierte alles an Arabella – was sie auch sagte, tat oder anzog. Als Arabella das erste Mal für alle kochte, rührte Daphne keinen Bissen an und fragte, ob Arabella sich auf AIDS hätte testen lassen, nachdem sie sich die Tattoos hatte stechen lassen. Arabella war ratlos, aber sie versicherte Blake, dass sie nicht vorhabe aufzugeben.
Er wünschte sich, dass sie sich mit den Kindern gut verstand, doch Daphne ließ ihr keine Chance. Sie versuchte, auch die Jungs gegen Arabella aufzustacheln. Bisher war ihr das nicht gelungen. Jack und Sam fanden Arabella trotz der wilden Frisur und der vielen Tattoos ganz okay.
Jack schenkte ihr praktisch keine Beachtung, und Sam war höflich. Er hatte seinen Vater nach dem Bindi gefragt, und der erklärte ihm, dass Arabella es trug, seit sie in Indien gelebt hatte, und er es sehr hübsch fände. Sam teilte Blakes Meinung.
Daphne sagte Arabella, dass sie schon so viele Frauen im Leben ihres Vaters hatte kommen und gehen sehen, dass sie sich nicht mehr die Mühe mache, sie besser kennenzulernen. Sie versicherte, dass ihr Dad sich in ein paar Wochen von ihr trennen würde. Das war die einzige Bemerkung, die Arabella unter die Haut ging, und Blake fand sie
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