Herzensbrecher: Roman (German Edition)
können.
»Sie hat die Arme von oben bis unten tätowiert!«
Maxine lächelte bei der Vorstellung. »Die letzte hatte nicht nur die Arme tätowiert, sondern auch die Beine. Da hat es dich nicht gestört. Ist sie denn nett?« Vielleicht war sie unfreundlich oder herablassend gegenüber den Kindern. Allerdings war Maxine sicher, dass Blake das nicht zulassen würde. Er mochte seine Freundinnen, aber er liebte seine Kinder.
»Keine Ahnung. Ich spreche nicht mit ihr«, verkündete Daphne stolz.
»Sei nicht so unhöflich, Daff. Du bringst deinen Dad in eine schwierige Situation. Ist sie nett zu den Jungs?«
»Sie hat ein paar alberne Bilder für Sam gemalt. Sie ist Malerin oder so etwas. Und sie hat so ein dämliches Ding zwischen den Augen.«
»Was für ein Ding?« Maxine stellte sich einen Pfeil mit einem Saugnapf vor.
»Du weißt schon … wie diese indischen Frauen. Sie ist von oben bis unten eine Fälschung.«
»Meinst du so etwas wie ein Bindi? Komm schon, Daff, sei nicht so streng mit ihr. Sie ist nur ein bisschen exzentrisch. Gib ihr eine Chance.«
»Ich hasse sie!«
Maxine wusste, dass Daphne auch Charles hasste. Momentan verabscheute ihre Tochter ziemlich viele Menschen, einschließlich ihrer Eltern. Sie war jetzt in dem Alter.
»Nach diesem Urlaub siehst du sie vermutlich nie wieder. Verschwende also nicht zu viel Energie darauf, dich zu ärgern. Du weißt doch, wie es läuft.«
»Dieses Mal ist es anders«, sagte Daphne niedergeschlagen. »Ich glaube, Dad liebt sie.«
»Das bezweifle ich. Er kennt sie erst seit ein paar Wochen.«
»Aber er ist total verknallt.«
»Ja, aber bald wird sich alles in Rauch auflösen, und er vergisst sie. Entspann dich!«
Nachdem Maxine aufgelegt hatte, fragte sie sich, ob Daphne nicht doch recht hatte. Möglich war alles. Sie konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Blake noch einmal heiraten oder lange mit einer Frau zusammenbleiben würde, doch man konnte nie wissen. Vielleicht würde er genau das eines Tages tun. Die Vorstellung begeisterte sie nicht. Wie ihre Kinder wünschte auch sie sich, dass alles so blieb, wie es war. Veränderungen machten das Leben kompliziert. Doch vielleicht würde sie sich ihnen eines Tages stellen müssen – sowohl was Blakes Leben als auch was ihr eigenes betraf. Genau darum ging es bei Charles. Um Veränderung. Auch sie hatte Angst davor.
Wegen des Schnees brauchte sie für die Fahrt länger als geplant. Sie traf erst um acht Uhr abends ein. Charles’ Haus war ein hübsches, gepflegtes New-England-Häuschen mit Spitzdach und Jägerzaun. Der Anblick erinnerte an eine Postkarte. Sobald er den Wagen hörte, kam Charles heraus, um sie zu begrüßen und ihr das Gepäck abzunehmen. Auf der Veranda standen eine Hollywoodschaukel und zwei Schaukelstühle. Drinnen gab es ein Wohnzimmer mit offenem Kamin, eine gemütliche Landhausküche und ein großes Schlafzimmer. Enttäuscht stellte Maxine fest, dass es keinen Platz für die Kinder gab. Es gab nicht einmal ein Gästezimmer, in dem man die drei zur Not in einem Bett hätte unterbringen können. Dieses Haus war für einen Junggesellen gedacht, bestenfalls für ein Paar. So lebte Charles, und es gefiel ihm so. Das hatte er bereits deutlich gesagt.
Maxine umfing eine gemütliche Wärme. Charles brachte ihre Taschen ins Schlafzimmer und zeigte ihr den Schrank, in dem sie ihre Sachen aufhängen konnte. Es war sonderbar, allein mit ihm in seinem Haus zu sein. Bisher hatten sie nicht miteinander geschlafen, und nun würde sie sogar über Nacht bleiben. Und wenn sie nicht mit ihm schlafen wollte? Doch für derlei Überlegungen war es jetzt ein bisschen spät. Plötzlich schien ihr dieser Ausflug geradezu tollkühn, und sie folgte Charles schüchtern, während er ihr alles zeigte: Handtücher, Bettwäsche, Waschmaschine und das Badezimmer. Es gab nur eins. Die Küche war blitzblank und aufgeräumt. Charles hatte eine Suppe und gebratenes Huhn vorbereitet, doch Maxine war zu müde, um zu essen. Sie war vollauf damit zufrieden, am Kamin zu sitzen und eine Tasse Tee zu trinken.
»Sind die Kinder gut weggekommen?«, erkundigte Charles sich höflich.
»Hat alles prima geklappt. Daphne hat mich angerufen, nachdem sie in Aspen angekommen sind. Sie ist sauer, weil ihr Vater seine neue Freundin mitgebracht hat. Er hatte eigentlich versprochen, dieses Mal allein zu kommen. Aber dann hat er jemanden kennengelernt, und am Anfang geht immer die Begeisterung mit ihm durch.«
»Er hat wirklich viel um die
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