Herzensstürme - Roman
Schritten voran, sie hörte ihn schnaufen und dachte schon darüber nach, was sie ihm gleich antworten würde, da spürte sie plötzlich zwei Hände, die sich von hinten fest auf ihre Schultern legten.
»Nicht so eilig, schöne Tänzerin«, murmelte der Ritter Gilbert. »Ich hätte ein Wörtchen mit dir zu reden.«
Sie versuchte mit einigen raschen Schritten, seinem Griff zu entgleiten, doch er folgte ihr geschickt und schlang nun sogar den Arm um ihre Mitte.
»Ich bin müde und erschöpft, Herr Gilbert«, sagte sie abweisend. »Wir können uns morgen bei Tageslicht gern unterhalten.«
»Das Tageslicht taugt wenig für die Unterhaltung, die ich im Sinn habe«, gab er flüsternd zurück und umschlang sie nun auch mit dem anderen Arm. Er presste ihren Körper fest an sich, und seine Hände tasteten dabei über den Stoff ihres Kleides.
»Nein«, fauchte sie zornig. »Lasst mich los, ich bin keine, die für solche Unterhaltung zu haben ist!«
Sie beugte sich nach vorn, um seinen Armen zu entkommen, doch sie wollte ihre Instrumente nicht fallen lassen, deshalb konnte sie sich nur mit halber Kraft gegen ihn wehren.
»Logan! Wo bist du?«
Es kam keine Antwort, doch Logan konnte noch längst nicht den Ausgang erreicht haben, wo also blieb er? Verzweifelt kämpfte sie gegen den kräftigen Mann, doch sie hatte kaum Chancen. Die Flöten rollten klappernd über die Stufen, die Fiedel schlug mit einem hellen Summen auf den Stein, und der Ton klang in Briannas Ohren wie ein Schmerzenslaut.
Niemand kam ihr zu Hilfe. Der Ritter Gilbert hielt sie umklammert, lachte vergnügt über ihre zappelnden Versuche, sich zu befreien, und riss ihr gleich darauf mit einem einzigen Ruck das Obergewand über der Brust entzwei. Auch das vorn geschlitzte Hemd schützte sie nicht vor seinen gierigen Fingern, der Stoff glitt auseinander, riss bis zur Leibesmitte hin ein, und sie spürte, wie der Mann grob ihre bloßen Brüste fasste.
»Darauf freue ich mich seit einem ganzen Jahr, meine Schöne!«
Sie trat nach ihm, während er versuchte, ihr das Gewand über die Schultern zu ziehen, traf sein Schienbein und hörte ihn unwillig zischen. Gleich darauf bückte er sich seitlich, hob ihre Gewänder und versuchte, die Hand zwischen ihre bloßen Schenkel zu schieben.
»Gleich wirst du sanft werden, meine kleine Stute«, murmelte er dicht an ihrem Ohr. »Du wirst sogar seufzen und stöhnen vor Wonne …«
»Lass mich los, Dreckskerl.«
»Mich anflehen wirst du, dass ich endlich in dich hineinfahre, du süße Hure.«
Er schrie auf, denn sie hatte ihn in die linke Hand gebissen.
»Das wirst du mir büßen.«
Geistesgegenwärtig duckte sie sich, denn er hatte zum Schlag ausgeholt, dennoch kam sie nicht von ihm frei, denn seine Rechte hielt ihr Gewand fest umklammert, sie hätte es sich vom Leibe reißen müssen, um zu entkommen.
»Herr Gilbert«, rief eine Männerstimme von unten herauf. »Es sind Reiter vor dem Tor, ein ganzer Trupp. Ihr Anführer sagt, König Edward habe sie ausgesandt.«
Der liebestolle Gilbert wollte nur ungern von Brianna ablassen, doch als der Torwärter mit einer Laterne in den Treppenaufgang trat, entschloss sich der Ritter, sein Gewand, das er bereits in die Höhe gezogen hatte, wieder über sein prall geschwollenes Glied fallen zu lassen.
»König Edward?«, knurrte er. »Es werden ein paar Narren sein, die sich einen Spaß mit uns machen.«
»Es sind Gepanzerte, Herr. Sie suchen nach einem schottischen Rebellen. Wir müssen den Burgherrn wecken.«
In diesem Augenblick gelang es Brianna, ihrem Peiniger zu entschlüpfen. Ihr Gewand vor der Brust zusammengerafft stürzte sie an dem verblüfften Torwächter vorbei, sprang über die Türschwelle des Wohnturms und rettete sich in die Remise, wo sie mit Logan Quartier bezogen hatte.
Fest warf sie die Tür hinter sich zu, dann lehnte sie sich schwer atmend gegen das Holz und schloss die Augen.
»Wo hast du dich so lange herumgetrieben?«, hörte sie Logans raue Stimme.
Sie blinzelte. Ein kleines Talglicht brannte und verbreitete einen stechenden Geruch, Logans Gesicht war dunkelrot, in seinen Augen stand blanker Hass.
»Wo ist die Fiedel? Die Flöten? Was hast du damit gemacht? He?«
Sie fand nur mühsam Worte, denn der Schrecken saß ihr noch in allen Gliedern.
»Der Ritter … Gilbert … im Treppenaufgang …«
Ein brutaler Schlag traf sie mitten ins Gesicht, er kam so überraschend, dass sie sich nicht einmal bewegte. Logan hatte sie nicht mehr geschlagen,
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