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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hinausstürzen zu sehen.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie mir Gesellschaft leisten, Dr. Long«, sagte Harrison, nachdem sie bestellt hatten. »Ich bin es zwar gewohnt, allein zu essen, aber heute abend –« Er breitete die Hände aus.
    »Bitte nennen Sie mich Mickey«, sagte sie lächelnd. »Wie Sie selber vorhin sagten – es kommt mir vor, als gehörten wir einer Familie an.«
    Er nickte ernsthaft. »Das Unglück bringt die Menschen einander näher, nicht?«
    Es gab eine Menge Fragen, die Mickey ihm gern gestellt hätte – wo Jasons Mutter war, ob er keine Geschwister hatte –, aber sie verkniff sie sich. Ihre Beziehung war, auch wenn die Kulisse noch so intim war, nicht persönlicher Natur.
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie dankbar ich für all das bin, was Sie für meinen Jungen tun«, sagte Harrison. »Ich weiß nicht, was – was ich ohne Jason anfangen würde. Er ist das einzige, was ich habe.«
    Mickey sagte nichts. Sie wußte, daß Harrison ihr von selber alles erzählen würde.
    Wenn Harrison nicht gerade in Honolulu zu tun hatte, wo er in der Nähe von Koko Head ein Haus hatte, lebte er mit Jason zusammen auf der Insel Lanai in dem alten Haus der Familie, das den Namen Pukula Hau trug.
    »Jason ist in Pukula Hau geboren«, erzählte Harrison mit gedämpfter Stimme.
»Ich
bin dort geboren. Mein Vater baute das Haus 1912 und zog 1913 mit meiner Mutter dort ein, die er gerade geheiratet hatte. 1916 mußte er in den Krieg und kam nie zurück. Ich kam im folgenden Jahr zur Welt. Meine Mutter hat mich allein großgezogen und leitete außerdem {234} unser Unternehmen. Als sie vor zwanzig Jahren starb, erbte ich die Firma. Und ich will sie Jason weitergeben.«
    Mickey wußte, daß Harrison Butler Millionär war. Man konnte den Namen Butler überall auf der Insel sehen, an Häuserwänden und an Anschlagtafeln. Im Lauf der Jahre jedoch hatte Harrison die Leitung des Unternehmens in die Hände von Angestellten gelegt, um sich selber anderen Interessen zuwenden zu können. Er hatte sich seitdem an allen möglichen geschäftlichen Unternehmen beteiligt; sein neuestes Interesse, erklärte er, gelte dem Film. Einer der Filme, die er finanziert hatte, hatte sich bereits als Kassenschlager entpuppt. Er hatte die Absicht, in Zukunft noch tiefer ins Filmgeschäft einzusteigen.
    Bald schon lenkte Harrison das Gespräch in andere Bahnen und ließ sich von Mickey aus ihrem Leben erzählen.
    »Sie sind offensichtlich eine Frau, die weiß, was sie will, und ihr Ziel mit Entschlossenheit verfolgt«, stellte er fest, nachdem er über ihre fünfeinhalbjährige Fachausbildung am Great Victoria gehört hatte. »Eine so lange Ausbildung auf sich zu nehmen und dafür auf so viele andere Dinge zu verzichten, das braucht eine Menge Kraft und Courage.«
    Die ›anderen Dinge‹ waren Mann und Familie. Auch jetzt, da sie im letzten Jahr ihrer Fachausbildung war und mehr Zeit für sich selber hatte, war Mickey nicht bereit, ihre Energien zu teilen.
    »Wann werden Sie denn fertig?«
    »Im nächsten Juni. Nach der langen Zeit am Krankenhaus wird es mir sicher merkwürdig vorkommen, ganz allein zu arbeiten.«
    »Wollen Sie Ihre eigene Praxis eröffnen?«
    »Ja, das habe ich vor. Ich will gleich nach Neujahr anfangen, mich nach Räumen umzusehen.«
    Er betrachtete einen Moment das schöne Gesicht mit den klassischen Zügen, auf denen das flackernde Kerzenlicht spielte. Mickey trug das blonde Haar immer noch so, wie Ruth und Sondra es ihr damals vor acht Jahren frisiert hatten – in einem strengen Nackenknoten. Wie eine Ballerina, dachte Harrison. Mickey Long war eine aufregend schöne Frau. Er konnte nicht verstehen, daß sie nicht verheiratet war.
    »Darf ich Sie gelegentlich wieder einmal zum Essen einladen?« fragte er.
    Ehe Mickey antworten konnte, tönte der Piepser, den sie in der Handtasche bei sich hatte.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte sie und ging zum Telefon.
    Als sie an den Tisch zurückkehrte, genügte Harrison ein Blick auf ihr Gesicht, um zu erraten, weshalb sie gerufen worden war.
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    »Es ist Jason«, sagte er.
    »Ja. Es tut mir leid, Harrison. Eine Lungenembolie. Es kam ganz plötzlich.«
    Er nickte und stand auf. »Gehen Sie mit mir ins Krankenhaus hinüber?«
     
    Mickey liebte ihre Wohnung. Sie hatte sie ganz nach ihrem persönlichen Geschmack mit den Dingen eingerichtet, die sie im Lauf der vier Jahre, seit sie sich von Gregg Waterman getrennt hatte, zusammengetragen hatte. Vom Balkon aus, wo sie häufig

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