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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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und reden ein bißchen –«
    »Hier drinnen?«
    »Warum nicht? Wenn Sie gebraucht werden, weiß die Schwester, wo Sie sind.«
    Sie warf einen Blick auf das Essen im Korb, roch den verlockenden Kaffeeduft, sah ihm wieder in die sympathischen Augen.
    »Ich kann nicht. Das wäre einfach nicht in Ordnung.«
    »Na schön, Sie wollen es nicht anders.« Er steuerte auf die Tür zu.
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich kann auch schauspielern, Dr. Long. Ich werde mich da draußen brüllend vor Schmerz auf dem Boden wälzen. Und dann werde ich allen erzählen, daß Sie sich geweigert haben, mich zu untersuchen. Und dann werde ich drohen, Sie zu verklagen –«
    Mickey fing an zu lachen.
    »– und dann bring ich den ganzen Skandal in meinem Film und mach Sie so unmöglich –«
    »Also gut.«
    »– daß Sie froh sein können, wenn Sie in irgendeinem gottverlassenen Nest in Arkansas noch eine Praxis aufmachen können.«
    {95}
    »Ich sagte, also gut. Ich bleibe.« Sie hob rasch eine Hand. »Aber nur, weil ich einen Riesenhunger habe. Und nur ein paar Minuten.«
    »Macht Ihnen das hier wirklich Spaß?« fragte er fünf Minuten später und umfaßte mit einer Armbewegung den kleinen, kahlen Raum, die Manschetten zum Blutdruckmessen, die an der Wand hingen, die Instrumente, die in einer rosafarbenen Lösung lagen, die Kartons mit Verbandszeug und Nahtmaterial.
    »Ja, es macht mir wirklich Spaß.«
    Er trank den Rest seines Kaffees und sah sie in schweigender Nachdenklichkeit an.
    »Wo ist Sam?« fragte sie.
    »Er ist im Labor und schaut sich die ersten Muster an.«
    »Von Ihrem Film?«
    »Ja.«
    »Ich habe leider noch nie einen Ihrer Filme gesehen. Ich komme so selten ins Kino.«
    Er lachte. »Ich habe nur zwei gemacht, und der erste landete irgendwo in der Schublade. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, daß
Nam
so ein Hit werden würde. Ich hatte einzig die Absicht, der Öffentlichkeit die Augen zu öffnen. Wer hätte gedacht, daß das für die guten Leute so schmerzhaft sein würde.«
    »An welcher Filmakademie haben Sie studiert?«
    Jonathan nahm sich ein zweites Brötchen, legte dick Käse darauf und garnierte es dann mit einer Scheibe Lachs.
    »Ich war nicht auf der Filmakademie. Ich bin Jurist. Stanford, Jahrgang 68.«
    »Filmen ist Ihr Hobby?«
    »Es ist mein Beruf. Ich hab Jura studiert, weil mein Vater es gern wollte. Er stellte sich vor, ich würde dann in seine Kanzlei in Beverly Hills eintreten. Aber den Ehrgeiz hatte ich nie, ich fühlte mich immer zum Kino hingezogen. Sie haben keine Ahnung, wie oft ich Seminare geschwänzt habe, um irgendwo in einem dunklen Kino zu sitzen. Aber ich machte meine Prüfungen und bekam meine Zulassung als Anwalt, wie er es sich wünschte, und erfüllte damit sozusagen den Vertrag.« Er biß von seinem Brötchen ab, kaute nachdenklich und schenkte sich frischen Kaffee ein. »Mein Vater hat seitdem kein Wort mehr mit mir gesprochen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Mickey.
    »Ach, das wird schon wieder. Das weiß ich aus Erfahrung. Mein Bruder rebellierte genauso. Er ging in die Versicherungsbranche. Aber kaum kam bei ihm das erste Kind – der erste Enkel meines Vaters –, da war alles verziehen.«
    {96}
    Mickey lachte. »Wollen Sie diese Taktik auch anwenden, um Ihren Vater zu versöhnen?«
    »Ich werde ihm entweder ein Enkelkind präsentieren oder meine erste selbst verdiente Million. Beides wirkt«, erwiderte Jonathan lächelnd und hoffte inbrünstig, die verdammte Sprechanlage würde stumm bleiben.
    Mickey hoffte das gleiche, und es verwunderte sie. Seit sie sich in jenem Sommer 69, vor nun mehr als zwei Jahren, von Chris Novack verabschiedet hatte, hatte sie sich ausschließlich auf ihr Studium konzentriert.
    »Wollen Sie sich spezialisieren?«
    »Ja, auf plastische Chirurgie.«
    »Warum denn das?«
    Sie erzählte ihm von sich selbst, von ihrem Leiden an dem verunstaltenden Muttermal und von Chris Novack. Sie sprach ruhig und gelassen über das, was sie vor zweieinhalb Jahren noch mit tiefster Beschämung erfüllt hatte.
    Jonathan musterte sie mit zusammengezogenen Brauen, noch ehe sie zum Ende gekommen war. »Auf welcher Seite war das Muttermal?«
    »Sagen Sie’s mir.«
    Er stand auf und ging zu Mickey. Sehr behutsam umfaßte er ihr Kinn und drehte ihren Kopf erst auf die eine, dann auf die andere Seite.
    »Ich glaub’s Ihnen nicht«, sagte er schließlich.
    »Doch, es ist wahr. Und das Mal ist auch immer noch da. Dr. Novack hat es nicht entfernt, er hat es nur verdeckt.

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