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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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benützen. Also so.«
    {89}
    Die Hand gekrümmt, so daß Daumen und Fingerspitzen sich berührten, das Handgelenk leicht abgewinkelt, streckte Dr. Hill den Arm über das Operationsfeld, und die Operationsschwester schob ihm den Griff des Skalpells zwischen die Finger.
    »Im Idealfall«, fuhr er fort, »sollte man niemals ein Instrument verlangen müssen. Gesten sollten genügen. Und wenn die Operationsschwester auf Draht ist, sind nicht einmal Gesten nötig, weil sie das nächste Instrument schon bereithält, ehe man es braucht. Wir schneiden jetzt, Miss Long. Sehen Sie zu, daß Sie zu jeder Zeit einen Tupfer zur Hand haben. Das ist mit Assistenz gemeint. Sie
assistieren
mir, ist das klar?«
    »Ja, Doktor.« Mickey griff zum Operationswagen hinauf, nahm einen Tupfer von dem dort liegenden Stapel und riß drei Gefäßklammern und eine vorbereitete Nadel mit herunter.
    Dr. Hill legte mit demonstrativer Bedächtigkeit das Skalpell aus der Hand, richtete kalte graue Augen auf Mickey und sagte: »Das, Miss Long, ist absolut unmöglich. Sehen Sie die Tupfer hier unten, die unsere Operationsschwester aufmerksamerweise für uns bereitgelegt hat? Das ist ihre Aufgabe hier, Miss Long. Uns zu helfen. Wir arbeiten hier, in dieser Zone, wo die Wunde ist, und sie arbeitet am Operationswagen.«
    Mit hochrotem Kopf versuchte Mickey, die gebogene Nadel aus dem Gazebausch zu ziehen, machte die Sache aber nur noch schlimmer. Dr. Hill hüllte sich in Schweigen. Sein frostiger Blick durchbohrte Mickey förmlich, während sie an Gaze und Nadel riß und zupfte, bis endlich die Operationsschwester sich zu ihr neigte und freundlich sagte: »Lassen Sie, ich mach das schon.«
    »Tut mir leid«, murmelte Mickey und nahm einen der bereitliegenden Tupfer.
    Dr. Hill ergriff wieder das Skalpell und setzte seinen Vortrag fort.
    »Also, wenn man in den menschlichen Körper hineinschneidet, blutet er. Dieses Blut muß aufgetupft werden, während der Operateur arbeitet. Dazu hat Gott Sie bestellt, Miss Long – mir nachzutupfen. Wenn ich Sie ohne einen Tupfer in der Hand ertappen sollte, muß ich davon ausgehen, daß Sie keinen blassen Schimmer davon haben, warum Sie sich in diesem Operationssaal befinden, und werde Sie bitten, den Raum zu verlassen.«
    Er durchtrennte Haut und Fettgewebe mit einem einzigen sauberen und routinierten Schnitt, und Mickey stopfte sofort einen Gazebausch in die Wunde. Als er sich mit Blut vollgesogen hatte, zog sie ihn heraus und ersetzte ihn durch einen frischen. Dr. Hill sagte nichts. Seine Hände regten sich nicht. Mickey begann der Kopf zu dröhnen, während sie tupfte, {90} den Tupfer entfernte, einen frischen nahm, wieder tupfte und wieder wechselte. Sie wollte gerade einen weiteren frischen Tupfer in die Wunde drücken, als Dr. Hill trocken sagte: »Ich nehme an, Sie wollen so weitermachen, bis der Patient verblutet? Tupfen Sie das Blut ab, Miss Long, und bleiben Sie mir dann aus dem Weg, zum Teufel, damit ich kauterisieren kann.«
    Er nahm ein Instrument, das aussah wie ein Kugelschreiber, mit einer Nadel am vorderen Ende und einem Elektrodraht, der vom hinteren Ende wegführte, und drückte die Nadel auf alle Stellen, wo Blut austrat. An den Wundrändern zog sich bald ein Pfad kohlschwarzer Punkte entlang. Die Prozedur dauerte einige Minuten, und Mickey begriff rasch, worum es ging. Sie sah, welche Richtung die Nadel nahm, tupfte hastig ab, so daß Dr. Hill die Stelle erkennen konnte, wo das Blut austrat. Und bald blieben die Tupfer sauber, und die offene Wunde lag rosig und trocken vor dem Operateur.
    »Von jetzt an, Miss Long, werden Sie zu jeder Zeit eine Gefäßklammer zur Hand haben. Sollte mein Messer ein großes Gefäß treffen, so müssen Sie es augenblicklich abklemmen. Strecken Sie die flache Hand aus so wie ich es Ihnen zeige.«
    Sie tat es, und sofort wurde ihr fest eine Gefäßklemme auf den Handteller gedrückt. Automatisch hob sie die linke Hand, um die Klemme zu halten, während sie ihre Finger durch die Ringe schob. Blitzschnell fuhr Dr. Hill über den Tisch und schlug ihr hart auf die linke Hand. Erschrocken riß Mickey den Kopf in die Höhe.
    »Arbeiten Sie niemals mit beiden Händen, Miss Long. Ökonomie der Bewegung ist alles in der Chirurgie. Sie halten die Hand hin, und die Schwester gibt Ihnen das Instrument in Bedienungsposition. Also, kein Gefummel und nur
eine
Hand. Versuchen Sie’s noch mal.«
    Mickey schluckte ihren Zorn hinunter, ließ die Klemme fallen und streckte wieder die

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