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Herzflimmern

Herzflimmern

Titel: Herzflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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war.
    Mit gekreuzten Beinen hockten sie auf dem Boden, an die dreißig junge Frauen mit langem, glatten Haar, das hinter die Ohren zurückgeschoben war, alle in Jeans oder anderen langen Hosen, in Folkloreblusen, Männerhemden oder riesigen Pullis. Eine trug ein T-Shirt mit der Aufschrift ›Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad‹. Sie gingen mit einer ruhigen Vertrautheit miteinander um, so als kennten sie sich schon seit Jahren und wären sich nicht erst im vergangenen Monat das erstemal begegnet. Vier schwarze Frauen und zwei Chicanas waren in der Gruppe, unterhielten sich mit den anderen mit einer Ungezwungenheit, die einige Jahre zuvor noch nicht möglich gewesen wäre.
    {99}
    Sie hatten Ruth am ersten Tag des neuen Studienjahrs völlig aus dem Konzept gebracht. Nachdem sie sich freiwillig gemeldet hatte, die Studienanfängerinnen willkommen zu heißen, war sie zu ihnen gegangen, mit den Ratschlägen gewappnet, die sie selber drei Jahre zuvor von Selma Stone erhalten hatte. Aber ihre Worte waren völlig überflüssig gewesen. Sie wußten schon Bescheid. Wie war das gekommen? Was war das für ein geheimnisvolles Netz weiblicher Kommunikation, das offenbar das ganze Land überzog? Wie war es möglich, daß diese dreißig Frauen, die aus ganz verschiedenen Teilen des Landes hier angekommen waren, sich, obwohl einander völlig fremd, schon kannten und ihr als einige Gemeinschaft gegenübertraten?
    Innerhalb einer Woche hatten sie eine radikale Änderung der Kleidervorschriften durchgesetzt. Moreno hatte sich, nachdem er nach bewährter Manier seine Nummer mit der fehlenden Leiche abgezogen hatte, in aller Form entschuldigen müssen. Dr. Morphy löschte stillschweigend Wörter wie ›Mädel‹ und ›Kleine‹ aus seinem Vokabular. Und derzeit wurde ein alter Lagerraum in der Mariposa Hall in einen Aufenthaltsraum nur für Frauen umgewandelt.
    Wie kam es, daß diesen dreißig gelungen war, woran ihre Vorgängerinnen gescheitert waren? Lag es nur an ihrer Zahl, die jetzt ein Drittel des neuen Jahrgangs ausmachte, so daß sie nun eine Kraft bildeten, mit der man rechnen mußte? Oder stimmte es, daß die Frauen überall sich veränderten, sich ihrer eigenen Identität und ihres Platzes in der Welt bewußter wurden, nicht mehr bereit waren, alles hinzunehmen?
    Ruth beglückwünschte die neuen Studentinnen im stillen und wandte sich wieder ihren Berechnungen zu.
    Sie mußte den Geburtstermin richtig bestimmen und konnte dann nur hoffen, daß kein unvorhergesehenes Ereignis ihr einen Strich durch diese Rechnung machte. Wenn sie bei Antritt ihrer Assistentenstelle hochschwanger war, würde das Krankenhaus sie nicht nehmen und ihre Stelle jemand anderem geben; wenn sie andererseits die Empfängnis zu lange hinausschob, würde sie während des größten Teils ihrer Assistenzzeit schwanger sein, und das würde auch keinen Anklang finden. Ruth kannte die meisten der Ärzte und Schwestern in dem Krankenhaus in Seattle, wo sie im kommenden Juli als Assistenzärztin anfangen würde; sie hatte bereits in den vergangenen drei Sommern mit ihnen zusammengearbeitet und war ziemlich sicher, daß man sie nehmen würde, wenn der Geburtstermin nicht mehr allzu fern war, und damit zu rechnen war, daß sie nach der Entbindung voll zur Verfügung stehen würde.
    {100}
    Ruth überlegte sich, daß der siebte Monat der geeignete Zeitpunkt wäre, um die Assistentenstelle anzutreten. Bis dahin würde sie Übelkeit und andere Beschwerden, die sich manchmal zu Beginn einer Schwangerschaft einstellten, hinter sich haben, würde zwar etwas rundlich, aber noch voll arbeitsfähig sein und würde im September alles hinter sich haben. Sie war sicher, daß man ihr lieber zwei Wochen Urlaub geben würde, als sich nach einer neuen Assistenzärztin umzusehen.
    Also.
    Ruth nahm Stift und Papier und rechnete es noch einmal durch. Man nimmt den ersten Tag der letzten Periode, zählt sieben Tage dazu, rechnet dann drei Monate zurück und erhält das Geburtsdatum. Ruths Menses kam immer sehr regelmäßig, so daß sie die künftigen Zyklusdaten genau vorherbestimmen konnte. Sie rechnete vom 5. November aus und kam auf einen Geburtstermin von Mitte August.
    Zu früh.
    Ihr nächster Zyklus begann am 2. Dezember. Diesmal kam sie mit ihrer Gleichung auf den 9. September.
    Ruth legte lächelnd den Stift aus der Hand und lehnte sich zurück. Ideal. Genau der richtige Zeitpunkt für das Kind.
    Jetzt brauchte sie nur noch Arnies Mitarbeit.
    Drei Jahre waren

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