Herzgefaengnis
keineswegs besser. Leo blieb unschlüssig in der Nähe der Tür stehen. Ich verharrte neben dem Ruderboot, unfähig, mich zu bewegen. Die Luft hatte sich auf unerklärliche Weise elektrisch aufgeladen.
„Was machst du hier? Wie kommst du hier her?“ Er rührte sich nicht. Stand einfach nur da, mit ausdrucksloser Miene. Musterte mich von Kopf bis Fuß. „Äh – und danke übrigens. Hast mir meinen Arsch gerettet.“
„Gern geschehen. Ich wollte wissen, welches die Person ist, die das Herz dieses weißhaarigen alten Knackers hier ganz und gar besitzt.“ Meine Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken. „Und ich hab´ dich rudern gesehen. Alle Achtung, das war wirklich gut.“
Seine Züge entspannten sich. Ein zögerndes Lächeln breitete auf seinem Gesicht aus. Mein Herz tat ein paar sehr unregelmäßige Schläge, als das Grübchen auf seiner Wange erschien und seine Lachfältchen sich vertieften.
Er kam einen, zwei, drei Schritte auf mich zu. Ich hätte nur noch die Hand nach ihm ausstrecken müssen. Doch ich tat es nicht, aus Angst, meinen Halt zu verlieren. Einige Sekunden vergingen, in denen wir uns ansahen, regungslos. In seinen Augen sprühte ein kleines Feuerwerk goldener Reflexe. Ich hielt die Luft an. Er atmete tief ein, machte einen weiteren Schritt und – beugte ein Knie, wie ein Ritter vor seiner Königin, die ihm den Ritterschlag verpassen will. Doch er sah nicht zu Boden. Sondern mich an. Es gab keinen Zweifel, wem sein Herz gehörte. Es stand in seiner Miene deutlich geschrieben.
Er streckte beide Hände nach mir aus. Die Geste rührte und beschämte mich zugleich. Ich war es, die um Verzeihung bitten sollte. Tränen traten in meine Augen. Ich reichte ihm meine Hände, um ihn hochzuziehen. „Bitte, Leo …“
Er schüttelte den Kopf, lächelnd. „Nein.“
Also ging ich vor ihm in die Knie. Ganz nah vor ihm. Er ließ meine Hände nur los, um mich in seine Arme zu reißen. Ich fiel ihm um den Hals und er presste mich so fest an sich, dass er mir die Luft abdrückte. Ich verbarg meinen Kopf an seiner Schulter. Zum Glück trug er eine Regenjacke, sodass meine Tränen an ihm abperlten.
„Kannst du mir noch mal verzeihen“, murmelte er in mein Haar, während ich „Bitte verzeih´ mir“ schluchzte.
„Nur noch ein Mal“, flüsterte er, während ich hauchte: „Ja, Leo … ja …“
Er ließ mich nicht los, hielt mich eisern umklammert. Ich fand nichts daran auszusetzen und atmete tief. Erst jetzt erkannte ich, wie sehr ich ihn entbehrt hatte. Seinen Geruch, das Gefühl seiner Hände auf meinem Körper, seine Stimme – einfach alles. Still leisteten wir einander Abbitte – Leo stumm und ich lautlos schluchzend.
„Ich war so ein Idiot“, murmelte er.
„Nein, nein, ich hätte nicht …“
Der Druck seiner Umarmung ließ nach, und er nahm mein Gesicht in seine Hände. In seinen Augen spiegelten sich beides: Zärtlichkeit und ein Rest Schmerz. Bis er sie schloss und seine Lippen entschlossen auf meine presste. So fest, so verlangend. Ungestüm drängte seine Zunge sich zwischen meine Lippen, und ich konnte es kaum erwarten, ihn in Empfang zu nehmen.
Als er losließ, hatten seine Augen einen dunkleren Ton angenommen, und mit rauer Stimme sagte er nur ein Wort: „Komm.“
Er stand auf und zog mich zu sich hoch. Meine Knie fühlten sich taub an. Er drängte mich in eine dunkle Nische zwischen zwei senkrecht aufragenden Reihen voller Ruderboote, die mit dem Kiel nach oben in den stählernen Gestellen lagerten. Immer mit seinem Mund auf meinem, schob er mich ganz an die hintere Wand, nahm meine Handgelenke und legte sich meine Hände um den Hals. Ich durchfuhr sein Haar, doch wo vorher dichte Locken waren, fühlte ich jetzt regelrechte Borsten. Aber das war mir gerade so was von egal. Seine Hände waren unter meine Regenjacke und meinen Pulli gewandert, erkundeten ungeduldig meinen Rücken, meine Brüste und die Öffnungsmöglichkeiten meiner Jeans. Der Gedanke, dass wir jetzt sofort und hier in diesem unsicheren Versteck Sex haben würden, erregte mich über die Maßen.
Mit energischen Bewegungen öffnete er meinen Gürtel, streifte meine Jeans und den Slip an meinen Beinen herab. Ich tat das Gleiche mit dem Gürtel seiner Hose, und unversehens hatte ich seine beeindruckende Erektion in den Händen. Er stöhnte auf, als wenn ich ihm Schmerz zufügte. Dabei umfasste ich seinen prallen Schaft nur mit meinen Händen – zugegebenermaßen ziemlich fest. Ich fühlte, wie er sich unter
Weitere Kostenlose Bücher