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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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müsste jetzt ebenfalls nach ihrem Mantel suchen, doch sie traut sich nicht, näher an ihn heranzutreten, er hat seine Jacke noch nicht gefunden.
    Er richtet sich auf, ohne den Blick von ihr zu wenden, mit zwei Schritten ist er beim Lichtschalter, vergewissert sich, ob es sie störe, wenn er den Raum ein wenig erhelle, er dimmt das Licht nur schwach, gerade so, dass sie einander sehen können. Dann kommt er zu Luna und reicht ihr die Hand. Erst jetzt erkennt sie an seinem Gesicht, an den Wangen, wie jung er noch ist.
    »Falk Wolter«, stellt er sich vor. »Du willst schon weg … ich übrigens nicht, hab nur nach meinen Zigaretten gewühlt … schlimmes Laster, ich weiß, auch wenn ich nur Gelegenheitsraucher bin.« Er grinst verschmitzt, wird jedoch gleich wieder ernst. Dunkelbraune Augen, denkt Luna, genauso warm wie seine Stimme. Jazz passt zu ihm. Sein Haarschnitt ist ganz akkurat und betont seinen schönen Hinterkopf, das hat sie gleich gesehen, als er sich über die Mäntel gebeugt hat, aber die einzelnen Strähnen, die ihm vorn in die Stirn fallen, verleihen seinem Aussehen dennoch etwas Lässiges. Das also ist Falk.
    »Macht doch nichts«, hört sie sich sagen. »Ich heiße Luna. Irgendein Laster hat jeder, oder?«
    »Du rauchst nicht?«, vergewissert er sich, neigt die Zigarettenpackung ganz leicht in ihre Richtung. Luna schüttelt den Kopf.
    Falk schiebt die Schachtel in die Brusttasche seines Hemdes, dann berührt er Luna ganz leicht am Ellbogen, nur mit zwei Fingerspitzen. »Du hast ganz alleine hier im Dunkeln gesessen … Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch«, beeilt sich Luna zu sagen. »Doch, es geht schon, danke.« Weiter kommt sie nicht, weil sie plötzlich spürt, wie ihr Hals enger wird, jetzt nur nicht weinen, sie versteht sich selbst nicht mehr. Eben noch hat sie Thores Foto angestarrt, ohne dass ihr die Tränen gekommen sind, sie hat genug von dem vielen Weinen. Lange hat niemand sie mehr so angesehen wie jetzt Falk. Wirklich sie angesehen, sie wahrgenommen, nicht nur an ihr vorbeigesehen, weil der eigene Schmerz zu übermächtig ist, um sich noch um sie zu kümmern. Seit Thore tot ist, existiert auch Luna nicht mehr.
    »Ich will dir nicht zu nahe treten«, fährt Falk behutsam fort und lässt seine Finger sanft bis zu ihrer Hand hintergleiten. »Aber manchmal ist es gerade gut, mit jemandem zu reden, den man noch nicht kennt. Ich kann dich jetzt auf keinen Fall gehen lassen und einfach so tun, als ob ich es hinnehmen würde, dass du gesagt hast, es sei alles in Ordnung. Nicht, wo ich genau sehe, dass es nicht stimmt. Das könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.«
    Luna blickt auf den Boden. »Ich will dir nicht die Party verderben«, sagt sie schließlich. »Wirklich, ich komme schon zurecht. Vielen Dank.«
    »Die Party verderben …« Falk blickt, noch immer ihre Hand haltend, zum Fenster hin; im Schein der Straßenlaterne erkennt Luna, dass ein feiner Nieselregen eingesetzt hat. »Ich bin nicht so ein Partylöwe, weißt du. Das Getue da draußen ist mir eigentlich viel zu oberflächlich, wollte nur Johannes nicht enttäuschen. Im Grunde ist eine Party für mich nur dann gelungen, wenn ich mindestens ein tiefes Gespräch mit jemandem geführt habe, Luna.« Er nimmt jetzt auch ihre andere Hand, seine Augen tauchen in ihre, beinahe wird ihr schwindlig. »Schlag mir diese Bitte nicht aus, komm. Ich besorge uns was zu trinken und dann setzen wir uns hin, hören ein bisschen Musik und reden. Okay?«

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