Herzhauser, R: Reinkarnation: Traum oder Wirklichkeit
Sequenzen vergangener Existenzen im Traumgeschehen zu durchleben. Dies geschieht zu Tageszeiten wie in nächtlichen Erinnerungen, die immer wiederkehrend aus Phasen meiner früheren Leben berichten.
Römische Legionen Anfang des ersten Jahrtausends ziehen vorüber.
Stürme, Wellen, Kampf und Tod auf hoher See werden in plastischer Art in der Karibik des 16. Jahrhunderts durchlitten.
Mit Eingeborenen der Südsee und Nordamerikas wird gejagt und der Kriegspfad beschritten.
Schmerzhafte Wunden entstellen den jeweiligen Körper und bittersüße Ahnungen lustvoller körperlicher Empfindungen verwirren das Bewusstsein meiner Kindheit.
Bei all diesen fragmentarisch aufblitzenden Erinnerungen drängen auch angenehme Gedanken in mein jetziges Dasein – Gedanken an ein Dasein fern jedes Zeitbegriffes, in einer Kultur, die weit hinter der offiziellen Geschichtsschreibung liegt. Bilder aus einer längst vergessenen Zeit.
Fahrzeuge, die sich durch Gedankenkraft steuern lassen.
Eine Kultur, in der die Menschen sich frei bewegen. In der alles materielle Gut allen zugänglich ist.
Aber auch aus jener Zeit dringen Handlungen in das Bewusstsein, die von einer großen Gefahr für diese Kultur zeugen.
Kriegsgefahr durch Waffen, wie sie heute noch nicht vorhanden sind.
Kämpfe, in denen Millionen von Menschen ausgerottet werden.
Menschen in Raumanzügen, die sich durch menschenleere Straßen bewegen.
Menschen in Raumanzügen, die alle Häuser nach Überlebenden durchkämmen.
Eine Armada an Raumschiffen, die sich auf die Umlaufbahn eines Planeten zubewegen.
Raumschiffe, die diesen Planeten mit einer unvorstellbaren Feuerkraft zum Bersten bringen.
Doch – und hier beginnen die persönlichen Probleme schon – wem kann man von solchen Erinnerungen, von solchen Geschehnissen berichten?
Die unbedachten Aussagen meiner Kinderzeit meinen Eltern gegenüber lösten bei ihnen nur eine Reaktion aus, mit der sie alle meine Erzählungen in das Verständnis ihrer persönlichen Welt und der ihrer Bekannten integrieren konnten. »Unser Roland ist ein kluges Kind – aber eine Fantasie hat der, eine unwahrscheinliche Fantasie. Man muss ihn halt nehmen, wie er ist.«
Mein anfängliches Verletztsein, mein Unverständnis gegenüber der Relativierung meiner Erzählungen wich bald einer Selbstzensur. Ich lernte meine Erinnerungen für mich zu behalten. Die Furcht davor, ausgelacht, nicht ernst genommen zu werden, wurde in diesen frühen Tagen meiner Kindheit zu einem steten Begleiter.
Erst in der Schule, im Religionsunterricht, wurde mir bewusst, dass meine Eltern sich gar nicht anders verhalten konnten. Es war klar: Es gibt nur ein Leben! Das wurde mir vom Religionslehrer vermittelt. Überzeugen konnte er mich aber nicht. Was er mir jedoch – wie auch meine Eltern – klarmachte, war die Angst, die anscheinend überall auf der Welt vor dem Tod, dem Ende dieser Existenz, herrscht.
Der Schrecken des Todes
Für sehr viele Menschen stellt der Tod das Undenkbarste überhaupt dar. Tod, zumal der persönliche – so weit entfernt und dennoch allgegenwärtig. In keiner Kultur wird der Tod so verdrängt wie in der christlichen Glaubensgemeinschaft. Zwar werden jährlich die Ostergeschichte und das Pfingsterlebnis in der Kirche festlich gefeiert, die Auferstehung als Dogma gelehrt – aber nur für den Einen, genannt Jesus. Alle anderen Menschen sind davon ausgenommen und haben – den richtigen Glauben vorausgesetzt – am jüngsten Tag die Chance, wieder zum Leben erweckt zu werden.
Der Tod – das schrecklichste Erlebnis für viele Menschen unseres Kulturkreises – hatte diese Bedeutung für mich noch nie. Ich ahnte und versuchte zu verstehen, wer oder was ich bin. Folgende Fragen drängten sich mir immer mehr auf:
Ist meine Existenz an diesen Körper gebunden, der sich von Tag zu Tag ändert? An einen Körper gebunden, der im Laufe dieses Lebens altert, sich verbraucht und sich irgendwann auflöst?
Bin ich ein ewig existierendes Energiewesen, das mit dem, was die Kirche als Gott bezeichnet, enger verbunden ist als mit irgendeinem Blutsverwandten hier auf der Erde?
Gilt dies für jeden Menschen, der sich hier auf diesem Planeten bewegt?
Fast jeder, der in der heutigen Zeit geboren wurde, ist kein unbeschriebenes Blatt mehr. Schon viele Leben durchlebte er, ohne sich daran zu erinnern. Diese Leben gingen an ihm vorüber wie die Tage des Jahres. So wie die Erinnerung an einen unbedeutenden Tag des Jahres schon nach wenigen Tagen, oftmals
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