Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
Vom Netzwerk:
förmlichen Umgebung zu stellen. Um uns herum wurde bereits das Büfett für das gemeinsame Abendessen aufgebaut.
    Russell schnüffelte. »Na, das war quälend, was? Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich brauche was Anständiges zu trinken. Sollen wir uns davonschleichen und uns ein Bier an der Hotelbar genehmigen?«
    Montags nach der Arbeit gingen wir immer etwas trinken. Jonathan blieb montagsabends in London, und Kate trainierte mit ihrer Tanztruppe.
    »Oh, ich weiß nicht«, sagte Ruth, die sich ihre knallrosa Bauchtasche als freundliche Geste umgeschnallt hatte. »Ich würde eigentlich gern ein bisschen hierbleiben. Es kann ja nicht schaden, den Feind besser kennenzulernen, oder? Sal? Bleibst du auch? Ja? Wartest du auf mich? Ich muss nur rasch zur Toilette.«
    Russell machte sich auf den Weg zum Zapfhahn, und ich ging zurück in den Ballsaal. Mittlerweile war der Enthusiasmus der Leute gewachsen, beflügelt von Wein und kostenlosen Toilettenartikeln. Ich drängte mich durch die Menge vor der Theke und fragte mich, ob Ruth recht gehabt hatte mit ihrer Beobachtung, dass ich nicht zum Verkaufspersonal gehören würde. Mir kam es so vor, als ob in der neuen Unternehmenskultur alle zum Verkaufspersonal gehörten – alle vereint in dem Streben, Waren zu verkaufen. Ob wir unseren alten Patienten dann wohl noch genügend Service bieten konnten? All den Rentnern, für die der Gang zum Optiker wegen einer neuen Brille ein seltener Ausflug war? Ganz hinten in der Ecke, zwischen der Sonnenbrillenwerbung und den Kontaktlinsen erblickte ich unseren Filialleiter Dennis, der mit dem blonden Mann vom Podium ins Gespräch vertieft war. Plötzlich fühlte ich Dankbarkeit, weil er ab und zu mit sanfter Stimme eine Produktivitätssteigerung angeregt hatte.
    Ruth, der es zu langsam in Richtung lauwarmer Hauswein voranging, griff sich zwei Gläser Fruchtcocktail vom Tablett eines Kellners und kippte den Inhalt ihres Glases mit einem Schluck zur Hälfte hinunter. »Na, ist das nicht nett hier?«, sagte sie. »Ich erwärme mich geradezu für diese Amerikaner, du nicht? Oh, ich weiß, unterm Strich werden Scherereien, lächerliche verkaufsfördernde Maßnahmen und der Untergang der angelsächsischen Kultur die Folge sein, aber es ist doch eine nette Abwechslung, oder? Wasser auf die Mühlen der Schriftstellerin!«
    Davon verstand ich nichts, aber mit der Abwechslung war ich mir nicht so sicher. Veränderungen gefielen mir nicht besonders.
    »Na komm«, fuhr sie fort. »Mischen wir uns unters Volk. Wir können uns ein bisschen präsentieren. Ich glaube, die Optiker haben sich alle da versammelt.« Sie deutete auf den Nebenraum. »Oh, und weißt du was?« Sie stupste mich an. »Ich habe schon den Prototyp für die neue Abteilung Man-U-Like entdeckt.«
    »Was?«
    »Ich hatte eine Vision«, erwiderte sie grinsend.
    »Was für eine Vision?«
    Sie seufzte übertrieben. »Ich habe jemanden gesichtet, an den heranzumachen sich wirklich lohnen würde, Sal. Sagen wir es so«, fügte sie hinzu und näherte ihre glänzenden Lippen meinem Ohr: »Sagen wir, er kann mich jederzeit in einen dunklen Raum zerren und mir etwas verschreiben. Ah, sieh nur«, zischte sie plötzlich und stupste mich an. »Wenn ich mich nicht irre, kommt er gerade auf mich zu.«
    »Wer?«
    »Der Typ, den ich gesehen habe, Dummchen! Oh, oh. Er steht genau hinter dir, auf zehn nach zwei.«
    Was? Aber sie streckte bereits die Hand aus. »Hallo. Ruthie Preston, Verkauf Optik.«
    Ruthie? Verkauf Optik? Hä? Ich wunderte mich noch darüber, wo sie das so schnell hergeholt hatte, als ein Arm vor mir auftauchte.
    Ich drehte mich um. »Hallo«, sagte er. »Ich bin Nick Brown.«
    Ich brauchte etwa zwei Sekunden, bis ich Name und Gesicht erkannte. Eine mehr als er. »Ach! So treffen wir uns wieder, Sally«, sagte er. »Ich darf doch Sally sagen?«, fuhr er in seinem ungewöhnlichen Singsang fort. Er schüttelte mir die Hand. »Was für eine äußerst erfreuliche Überraschung.«
    Er wusste meinen Namen noch. »Ja, Sally ist in Ordnung«, erwiderte ich und spürte, dass ich so rot wurde wie der Fruchtcocktail. Warum wusste ich nicht.
    »Oh, ihr zwei kennt euch?«, fragte Ruth. Sie wirkte verwirrt und ein bisschen pikiert. Seine Augen waren ungeheuer blau.
    »In gewisser Weise«, erklärte er. »Wir sind uns Freitagnacht begegnet. Allerdings muss ich sagen, Sally, angezogen hätte ich Sie beinahe nicht erkannt.«
    Darauf fiel mir keine witzige Antwort ein, deshalb lächelte ich

Weitere Kostenlose Bücher