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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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nur blöde und errötete noch mehr.
    »Nein, das stimmt natürlich nicht«, fuhr er fort und grinste. »Ich habe Sie sofort erkannt. Aber ich konnte Sie zuerst nicht einordnen. Sie haben heute Abend auch gar kein Kricketschlagholz dabei. Das hat mich irritiert.«
    »Du lieber Himmel.« Ruth verschluckte sich an ihrem Cocktail und blickte ihn gespielt entsetzt an. »Sollten Sie für so schlechte Witze nicht lieber eine Lizenz haben? Und erklärt mir vielleicht mal einer, was los ist?«
    »Ruth, Nick ist der Mann, von dem ich dir erzählt habe. Mit dem Unfall.«
    »Aha«, sagte sie. »Sie waren das also.« Sie stupste ihn an. »Was für ein Zufall.«
    »Ich bekenne mich schuldig«, sagte er und senkte den Kopf. Seine Haare waren wellig. Wie Sand, wenn die Flut sich zurückzieht, nur glänzend und milchschokoladenbraun.
    »Sie haben also den Weg nach Hause gefunden?«, sagte ich.
    »Am Ende schon«, erwiderte er. »Über Croydon und Horsham.«
    »Über Croydon? Sie machen Witze«, sagte ich.
    Er trank einen Schluck und zwinkerte mir zu.
    »Ach so«, sagte Ruth und streckte ihre Brust vor. »Sie sind Amerikaner. Das erklärt, warum Sie auf der falschen Straßenseite gefahren sind.«
    Ich hinkte immer noch zwei Sekunden hinterher. Natürlich. Er nickte und schaute uns beide an. Plötzlich kam ich mir grässlich vor, weil ich Ruth davon erzählt hatte. Als ob ich sein Vertrauen gebrochen und hinter seinem Rücken über ihn geredet hätte.
    »Ja, vermutlich«, sagte er reumütig. »Allerdings bin ich kein Amerikaner. Von Geburt her bin ich Engländer, aber ich lebe schon seit über achtundzwanzig Jahren in den Staaten.« Das würde seinen merkwürdigen Akzent erklären. »Und jetzt bin ich zurückgekehrt. Wollen wir noch etwas trinken, bevor wir hineingehen?«
    Unsere Diskussionsgruppe – die acht Angestellten von Sandals Optik in Amberley Park und die anderen aus den benachbarten Filialen – stand verlegen in dem kleinen Konferenzsaal, in dem unsere Sitzung stattfinden sollte. Nick Brown war uns offiziell als Personalverantwortlicher und Koordinator der Optikabteilungen für Großbritannien vorgestellt worden. Deshalb stand auf seinem Namensschild wahrscheinlich auch nur sein Name. Neben ihm stand der Bezirksdirektor, der sich als Donald vorstellte und uns sofort in beruhigendem Tonfall mitteilte, dass nichts Schreckliches passieren würde. Genau das dachten wir aber alle.
    Aber ansonsten kann ich mich kaum erinnern, was er gesagt hat. Ich gestehe, dass ich schon in dieser Anfangsphase überwältigt davon war, Nick Brown wieder getroffen zu haben. Ich bekam überhaupt nichts mehr mit und musste Ruth bitten, es mir zuzuflüstern. Damals war das natürlich nicht so eindeutig. Aber heute steht es mir glasklar vor Augen.
    Beim anschließenden Empfang kam er wieder auf mich zu.
    »Ist mit Ihrem Auto alles in Ordnung?«, fragte er.
    Ich nickte verlegen. »Ja, das Auto ist in Ordnung.«
    »Und Sie auch?«
    »Ja, danke.«
    »So trifft man sich wieder.«
    Er lächelte. »Sie arbeiten für Sandals. Ihre Freundin hatte recht. Was für ein Zufall.«
    Ich wies auf sein rosa Namensschild. »Sie arbeiten für Drug-U-Like.«
    »Hm. Schon wieder schuldig.«
    »Schuldig?«
    Er warf einen Blick über die wogende Menschenmenge. »Die Stimmung scheint mir heute Abend nicht besonders gut zu sein. Ich bezweifle fast, ob Großbritannien schon bereit ist für eine Kette wie Drug-U-Like.«
    »Das ist nur Unsicherheit. Niemand weiß genau, was passieren wird. Was wird denn eigentlich passieren? Stimmt es, dass Leute entlassen werden?«
    Er kniff die Augen noch mehr zusammen. Sein Anzug war aus einem weichen, lässigen Stoff, und seine Krawatte war nicht pink, sondern blau wie seine Augen. »Es hängt eine Menge davon ab, wie die Pilotläden funktionieren. Verschiebungen wird es auf jeden Fall geben. Aber das ist nicht mein Hauptaufgabenbereich.«
    »Und was ist Ihr Hauptaufgabenbereich?«
    »Die neue Optiksparte einzurichten. Die Ressourcennutzung zu rationalisieren. Ein Team aufzubauen. Unsere Computerprogramme zu installieren. Und ein bisschen der Magie von Drug-U-Like zu den ahnungslosen Menschen in Sussex zu bringen.« Er grinste. »So etwas in der Art.«
    Sein Tonfall war ironisch. »Also Rollschuhe«, sagte ich und trank einen Schluck.
    »Rollschuhe?«
    »Meine Freundin Ruth scheint zu glauben, dass Drug-U-Like den Brillenverkauf auf Rädern einführen will. Bitte, sagen Sie mir, dass das nicht stimmt.«
    »Ah«, sagte er stirnrunzelnd.

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