Herzklopfen für Anfänger
Flugzeug gekommen, und musste gleich auf irgendein Meeting. Wahrscheinlich hatte er einen Jetlag.«
»Trotzdem! Auf jeden Fall erzählst du ihm, was für eine Kanone ich im Lager bin. Hm. Das wird definitiv eine Herausforderung. Wann fängt er an?«
»Ich weiß nicht, ob er ganz zu uns kommt. Ich glaube, er pendelt zwischen den einzelnen Filialen. Aber am Freitag wollte er wohl da sein. Da ist doch das Drug-U-Like-Mittagessen, oder?«
Sie blickte erneut in den Spiegel.
»Hm! Ich gehe wohl besser zum Friseur.«
Als ich nach Hause kam, war Kate schon da, und die Küche sah wie immer so unordentlich aus, wie ich sie nicht hinterlassen hatte. Zusammengesunken saß sie am Küchentisch und las. Ihr leerer Teller stand auf einem Stapel Zeitschriften. Die Peperoni von ihrer Mikrowellenpizza hatte sie fein säuberlich an den Rand geschoben.
»Ist die Probe gut gelaufen?«, fragte ich.
»Nein. Wie war dein Meeting?«
»Informativ. Hast du etwas gegessen?«
Sie nickte und schob den Teller noch ein bisschen weiter von sich weg. Ich nahm ihn, schob die Reste in den Abfalleimer und stellte ihn neben die Spüle. Kate grunzte zustimmend.
»Ach, übrigens, da waren Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Dad hat angerufen. Morgan hat ein paar Tage frei und kommt morgen mit ihm her, um mit dir über die Kleider zu reden.« Sie verzog das Gesicht. »Du hast ihr hoffentlich schon gesagt, dass mir fliederfarben nicht gefällt, oder?«
Hatte ich nicht. Das hatte nämlich wenig Zweck. Es gab alle möglichen Farben, die Brautjungfern gut standen. Das von Kate bevorzugte Schwarz war leider nicht dabei.
»Oh, und Gran hat ebenfalls angerufen«, fügte sie hinzu. »Wenn sie vom Tai-Chi zurück ist, sollst du sie anrufen.«
Ich blickte auf die Uhr. Es war fast zehn. »Gut«, sagte ich, zog die Klappe der immer noch vollen Spülmaschine auf und runzelte die Stirn. »Dann mache ich das lieber mal. Hat sie gesagt, um was es geht?«
Kate schüttelte den Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem dicken Stapel von A4-Blättern vor sich zu.
»Was ist das?«
»Bah«, sagte sie. »Frag nicht. Okay? Frag einfach nicht.«
Ich fragte nicht. Sie folgte mir in die Diele.
»Gott! Ich meine, Mum, sag ehrlich: Sehe ich deiner Meinung nach aus wie ein Speisewagen?«
Da dies ein völlig normaler Wortwechsel bei den Matthews war, ließ ich mich auf den Stuhl neben dem Telefon sinken und zog fragend die Augenbrauen hoch. »Ein Speisewagen?«
»Ja.« Sie wedelte mit den Seiten, die sie immer noch in der Hand hielt. »Ich hätte eigentlich Diesel sein sollen. Lynsey wusste ganz genau, dass ich Diesel sein wollte. Und bloß weil diese Kuh Athena rumgekreischt hat: ›Oh, ich kann diese Rolle spielen. Ich war Diesel in der Aufführung der Whyteleafe Hotsteppers! Ich beherrsche sie mit verbundenen Augen, bla bla bla.‹ Sie glaubt, sie sei gut, dabei tanzt sie wie eine Ente. Ich sollte eigentlich Diesel sein. Ich hätte nicht übel Lust, alles hinzuschmeißen. Dinah, wirklich.«
»Dinah?«
»Dinah, der Speisewagen, natürlich! Es ist eine Scheißrolle. Scheiße! Oh, ich bin so sauer!«
»In welchem Stück denn eigentlich?«
»Gott, Mum! In Starlight Express natürlich. Meine Güte, kennst du dich denn überhaupt nicht aus?«
Ich hatte immer geglaubt, Starlight Express würde auf Rollschuhen gespielt. Aber offensichtlich nicht bei uns im Ort. Kate stampfte mit ihren Stiefeln die Treppe hinauf, während ich die Nummer meiner Mutter wählte, in der schwachen Hoffnung, ein etwas weniger stressiges Gespräch führen zu können. Ich wurde jedoch enttäuscht.
Was würde ich wohl tun, wenn ich einmal pensioniert war? Würde ich auch Tai-Chi-Kurse besuchen? Donnerstags zum Bingo gehen? Porzellanteller in limitierter Auflage sammeln?
»Na, wie war es?«, fragte ich meine Mutter, die all diese Dinge tat und Vergnügen und Erfüllung darin zu finden schien.
»Pah«, antwortete sie.
»Ich dachte, du wolltest weiter Yoga machen?«
»Yoga? Damit habe ich doch schon vor einer Ewigkeit aufgehört.«
»Ich dachte, es gefiele dir.« Besser als Tai-Chi jedenfalls.
»Zuerst ja«, berichtigte sie mich. »Aber dann lief es ein bisschen aus dem Ruder.«
»Wieso?«
»Na ja, es mag Dorah Bryan nichts ausmachen, aber im Leben einer Frau kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo einen die Aussicht, sich so weit vorbeugen zu können, dass man seinen eigenen Unterleib sehen kann, eher erschreckt als erfreut.«
»Und was passiert, wenn du bei Tai-Chi
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