Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
Vom Netzwerk:
sind. Sie war gesäumt von hohen Bäumen, die dicht belaubt waren und sich schwarz gegen den tintenblauen Nachthimmel abhoben. Er hatte nicht zurückgerufen. Keine SMS.
    Nichts. Es war zwanzig vor vier. Seine Worte gingen mir durch den Kopf.
    »Um eine so unchristliche Zeit, dass es eigentlich noch Montag ist.«
    Angenommen, ich kam zu spät? Angenommen, er saß schon längst im Flugzeug? Mein Herz sank. Nein, das konnte nicht sein, dachte ich. Dazu war es viel zu früh. Langstreckenflüge gingen doch nicht mitten in der Nacht, oder?
    Mir kam ein anderer Gedanke. Wenn er nun noch zu Hause war? Gott, warum hatte ich nicht daran gedacht? Ja, das war es bestimmt. Er packte wahrscheinlich gerade. Vielleicht hatte er sein Handy nicht gehört. Warum hatte ich nicht früher daran gedacht? Wie dumm von mir. Ich fuhr an den Straßenrand und hielt an, wobei ich aufpasste, dass ich mit den Reifen nicht aufs Bankett geriet.
    Merlin begann zu winseln und hüpfte aufgeregt auf dem Rücksitz hin und her. Ach herrje, der arme Kerl. Wie lange war er schon nicht mehr draußen gewesen? Seit Stunden! Ich ließ ihn hinaus, und er rannte sofort zum nächsten Baum, um das Bein zu heben.
    Nicks Telefonnummer zu Hause, wo hatte ich sie bloß? Ich scrollte das Adressbuch entlang. Nicht unter »Nick«, das wusste ich. Aber auch nicht unter »Brown«. Ich scrollte weiter. Da war sie. Unter »Stern«. Ich wählte die Nummer und wartete. Es klingelte. Oh, bitte, sei zu Hause.
    Er war aber nicht zu Hause. Noch nicht einmal der Anrufbeantworter sprang an. So endgültig. So definitiv. Er war bereits weg. Er hatte sogar seinen Anrufbeantworter ausgeschaltet. Ich stellte mir vor, wie seine Wohnung im Dunkeln lag. Ich stellte mir vor, wie er zurück nach Amerika flog. Wie er mich unter Erfahrungen ablegte. Wie sein Liebeskummer vorbeiging und er andere Frauen kennenlernte.
    O Gott. Weg, weg, weg. Der Flughafen. Ich musste unbedingt zum Flughafen. Ich steckte das Telefon in die Tasche und sah mich nach Merlin um. Er war nirgendwo zu sehen. Vor ein paar Minuten war er doch noch da gewesen. Aber nun war er verschwunden.
    Ich spähte zwischen die Bäume. »Merlin? Komm her!«
    Ich blickte den Graben entlang.
    »Merlin! Los, komm!«
    Ich blickte wild um mich.
    »Merlin! Komm her!«
    Ich rannte ums Auto herum, die Straße hinunter, wieder hinauf.
    »Merlin! Wo bist du? Komm her!«
    Man sollte nie das Schicksal herausfordern und seinen Hund nach einem Zauberer benennen. Abrakadabra. Meiner war verschwunden.
    Fluchen, hatte meine Mutter immer zu mir gesagt, sei die Domäne der Ungebildeten. Nur Leute mit geringem Wortschatz fluchten.
    Und ich. »Blöder, verdammter, beschissener Köter!«
    Es konnte natürlich niemand hören, deshalb zählte es eigentlich nicht. Aber danach fühlte ich mich ein bisschen besser.
    »Merlin«, rief ich wieder.
    Was zum Teufel sollte ich bloß tun? Ich hatte zwei Optionen. Ihn zu suchen oder loszufahren und ihn hierzulassen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kurz über die zweite Möglichkeit nachdachte. Das passiert wahrscheinlich, wenn man heiß geliebte Haustiere mit Flüchen belegt. Aber so verdammt blöde er auch war, er war mein Hund, und ich musste ihn finden. Ich ergriff meine Tasche, zog den Autoschlüssel aus dem Zündschloss und machte mich auf die Suche.
    Wahrscheinlich hatte er ein Wildtier verfolgt. Ein Eichhörnchen oder einen Fuchs. Er hatte eigentlich keinen Jagdtrieb, aber im Augenblick war nirgendwo auch nur eine Spur von ihm zu sehen.
    Entschlossen ging ich in die Richtung, in die er zuletzt gelaufen war.
    Fünf vor vier. Fünf vor vier, dachte ich beim Laufen.
    Mittlerweile war er bestimmt schon am Flughafen. Heutzutage musste man stundenlang vor dem Abflug einchecken, oder? Und unchristliche Uhrzeit konnte ja wohl kaum nach sechs Uhr bedeuten, oder? Okay, bleib ruhig und vernünftig. Du wirst deinen Hund finden und es rechtzeitig zum Flughafen schaffen. Und wenn du es nicht rechtzeitig zum Flughafen schaffst, ist es auch nicht das Ende der Welt. Sei nicht albern! Denk immer daran …
    »Merlin?«
    Denk immer daran, er ist schließlich nicht in den Weltraum geflogen, sondern nur auf die andere Seite des Atlantiks. Das ist ja nun wirklich nicht so weit. Nur ein paar tausend Kilometer. Sei nicht albern! Er arbeitet für Drug-U-Like, oder? Hat er das nicht gesagt? Er hat nur gesagt, er wolle den Posten als Personalchef nicht haben. Ja. Das hat er gesagt. Natürlich ist er noch bei Drug-U-Like. Und

Weitere Kostenlose Bücher