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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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sei der beste Weg, soziale Kontakte zu haben und trotzdem bei ihrem Roman am Ball zu bleiben. Ich dachte oft an sie, wenn ich in den frühen Morgenstunden wach wurde. Vielleicht sollte ich anfangen, einen Roman zu schreiben. Eine Seite pro Nacht. Ich war weiß Gott in den letzten Nächten oft genug wach gewesen.
    Das bedeutete auch, dass sie im Allgemeinen besser als die meisten in die Gedankengänge des stellvertretenden Filialleiters eingeweiht war, mit dem sie in der letzten Zeit häufig zusammen gefrühstückt hatte. Es war noch nicht so lange her, dass sie ein Verhältnis mit ihm gehabt hatte. Gott sei Dank war er mittlerweile zu seiner Frau zurückgekehrt.
    »Ich habe heute früh mit Michael geredet, und er meinte, heute käme ein Memo. Es sollen Trainingslager eingerichtet …«
    »Lager?«
    »Ja, richtig. Lager. Mit großem L. Sie wollen an den Wochenenden mit Maßnahmen zur Förderung der Teambildung vertraut machen, damit … ach, was weiß ich.«
    Das klang irgendwie zwielichtig. Kurz hatte ich die Vision von dicken amerikanischen Gangstern in Nadelstreifenanzügen, die in abgelegenen Hütten auf harmlose Apotheker losgelassen wurden. Vielleicht waren sie aber auch dünn. Mit rehbraunen Wildlederjacken und vergissmeinnichtblauen Augen. War das möglich? Ich nahm ein paar Sonnenbrillen aus dem Drehständer.
    »Äh, wo werden denn die Lager sein?«
    Ruth zerteilte das Klebeband eines Drug-U-Like-Kartons mit ihrem Kugelschreiber und betrachtete kopfschüttelnd den Inhalt.
    »Sieh dir diesen Schrott an«, sagte sie und steckte sich den Kugelschreiber wieder hinters Ohr. »Wer soll denn so etwas kaufen? Neunundachtzig Pfund neunundneunzig! Unfassbar! Oh, das wusste er nicht genau. Irgendwo in Wales, meinte er. Auf jeden Fall mitten in der Wildnis. Er glaubt, wir sind in der ersten Gruppe, also solltest du lieber schon mal dein Feldgeschirr überprüfen.«
    »Feldgeschirr?«, sagte ich. »Das klingt ziemlich abenteuerlich.«
    »Abenteuerlich?«, schnaubte sie. »Ich glaube nicht, Sal. Eher besorgniserregend.«
    Meine Sorgen sind im Allgemeinen nebulöser Natur. So wie Dinge, die man aus den Augenwinkeln erkennen, aber nicht klar sehen kann. Ruths Sorgen hingegen waren greifbar. Sie ließ sich in unsere übliche Ecke im Pub sinken und stöhnte.
    »Sieh mich an«, sagte sie. »Eine Stunde auf den Knien, und mein Rücken bringt mich um! Zur Hölle mit dieser Pfadfindernummer!«
    Russell ließ die drei Tüten Chips auf den Tisch fallen, die er zwischen den Zähnen hielt. »Eine Stunde auf den Knien, Ruth? Ich dachte, das wäre genau das Richtige für dich«, sagte er.
    »Halt den Rand, Russell«, erwiderte sie und warf ihm einen bösen Blick zu. Das Bier, das er ihr mitgebracht hatte, nahm sie allerdings gnädig entgegen und trank sofort einen Schluck. »Könnt ihr euch das vorstellen? Ich im Trainingsanzug? Ohne Wimperntusche? Beim Laufen?« Sie stellte ihr Glas ab und ließ die Arme kreisen.
    Russell blickte ihr auf die Brust und öffnete seine Tüte Chips.
    »Äh, ehrlich gesagt, nein, Ruth. Ich bin einmal mit der Leiterin einer Pfadfindergruppe ausgegangen«, verkündete er. »Sie war sehr zupackend. Zwar brusttechnisch nicht so heiß wie du, das muss ich zugeben, aber sie konnte einen geilen Trompetenknoten binden.«
    Ruth warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Nun, ich glaube nicht, dass ich das können möchte, und wenn mein Leben davon abhinge«, erwiderte sie nachdrücklich. »Bis zum heutigen Tag bin ich nur einmal mit Zeltleinwand in Berührung gekommen: Letztes Jahr hatte ich auf einer Party eine Kontaktlinse verloren und riss deshalb die Markise über dem Grill herunter.«
    »Da sind keine Zelte«, sagte ich. »Es sind Hütten, hat Dennis gesagt. Und in dem Memo stand auch nichts über Seetüchtigkeit.«
    Eigentlich hatte in dem Memo überhaupt nichts Greifbares gestanden. Man schlug uns lediglich eine Reihe von Terminen vor, und wir sollten uns das Datum aussuchen, das uns am besten passte. In meinem Fall passte jedoch leider keines. Ich hatte schon in Jonathans Terminkalender nachgesehen.
    »Zelte, Hütten. Was ist da der Unterschied? Rustikal ist doch alles«, grollte sie. »Alle sind meilenweit von heißem Wasser, Heizung oder Fernseher entfernt. Sonst braucht man nichts zu wissen.« Trübsinnig starrte sie in ihr Bier. »Und wir müssen bestimmt klettern. Ich meine, warum sollten wir sonst in hügeliges Gelände gehen? Und irgendwas mit Booten, Sal, glaub mir. Immer ist irgendwas mit Booten,

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