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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Kajaks oder Kanus oder so. Vielleicht lege ich mir eine Hydrophobie zu. Und man muss sich bestimmt von irgendwelchen Felsen herunterschwingen. Wie heißt das noch mal?«
    »Abseilen.«
    »Ja, genau. Ich habe diesen Film mit Julie Walters gesehen. Ich weiß, was auf uns zukommt, glaubt mir. Wir werden uns in die Hosen machen.«
    »Das bezweifle ich«, beruhigte ich sie. »Wahrscheinlich wandern wir ein bisschen und fahren mit einem Floß. Jonathan hat so etwas auch einmal mitgemacht. Russell hat recht, das ist bestimmt wie bei den Pfadfindern, nur ohne Singen.«
    Ruth schlug mit der Hand auf den Tisch. »Das war es. Ein Überlebenstraining. Sie mussten eine Woche lang unter Bananenblättern schlafen, sich ihre eigene Toilette graben und zum Abendessen Büffelhoden essen. O mein Gott! Mir läuft es kalt den Rücken herunter.«
    »In Wales gibt es keine Büffel«, sagte Russell. »Nur Schafe.«
    »Schafe? Herr im Himmel! Das ist ja noch schlimmer. Aber wenigstens weißt du, woran du mit dem Hoden bist.«
    ***
    »Was für ein Blödsinn«, sagte Jonathan, als ich nach Hause kam und ihm davon erzählte. Er wirkte hohläugig und müde, als ob er an gar nichts Schönes mehr denken könnte. Das war in der letzten Zeit bei ihm die Norm. Er arbeitete zwar in einer Privatklinik in Oxted, war aber auch Partner in einer protzigen Praxis in der Wimpole Street. Seit etwa fünf Jahren arbeitete er dort jeden Montag und Dienstag. Ich fragte mich oft, ob es ihm eigentlich wirklich Spaß machte. Meiner Meinung nach wirkte sich der Stress auf seine Laune aus. Er war immer noch im Anzug, und seine Reisetasche stand in der Ecke, wo sie stehen bleiben würde, bis ich sie wegräumte.
    »Vielleicht«, erwiderte ich. »Aber ich muss dahin. Ich habe mit Lydia gesprochen und mich für das Wochenende über den fünfundzwanzigsten entschieden. Es sind nur drei Tage. Am Dienstag bin ich wieder da.«
    Er schnitt gerade Baguette, und auf dem Grill brutzelte Speck. Es war ihm gar nicht recht, wenn ich mit seiner Sekretärin sprach. Wahrscheinlich fürchtete er, wir würden uns gegen ihn verbünden. Aber da er in London gewesen war, blieb mir nichts anderes übrig. Er hasste es, angerufen zu werden, während er zwischen den Zähnen einer zweitklassigen Schauspielerin herumstocherte oder das Gebiss irgendwelcher Boy-Group-Sänger bleichte.
    Er hielt inne.
    »Am fünfundzwanzigsten? Da kannst du nicht fahren! Das ist das Wochenende, an dem meine Eltern kommen. Was hast du dir dabei gedacht, gerade dieses Datum zu wählen? Was soll ich denn das ganze Wochenende über mit ihnen anfangen?« Er schnitt weiter Brot. »Du musst das ändern.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht«, erwiderte ich. »Es gab nur drei Möglichkeiten, und die anderen beiden passten gar nicht. An dem einen kommt Morgan, um die letzten Anproben zu machen, und das andere kollidiert mit Bob und Androulla.«
    Um bei der Wahrheit zu bleiben, alles kollidierte mit Bob und Androulla, vor allem, weil ich mit Bob und Androulla kollidierte. Oder, um genauer zu sein, mit Androulla. Und ich konnte nichts daran ändern, so wie die Dinge lagen. Ich geriet ständig mit Bob und Androulla aneinander, weil ich nicht Tricia war, weil ich nicht Bridge spielte, weil ich mit Jonathan verheiratet und nicht Morgans Mutter war. Androulla hingegen war Morgans Patin, und das sagt an sich alles. Aber es ist schlecht für meine Gesundheit, wenn ich mich zu lange darüber aufrege. Ich wäre jedenfalls jederzeit nach Wales abgehauen, wenn ich den beiden dadurch hätte aus dem Weg gehen können. Aber da weder Russell noch Ruth zu diesem Termin konnten, hatte ich die Aussicht, Bob und Androulla zu vermeiden, eingetauscht gegen die ähnlich erfreuliche Aussicht, nicht das ganze Wochenende hinter Jonathans Mutter herräumen zu müssen. Ein guter Tausch.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust, wobei ich mich insgeheim fragte, seit wann ich eigentlich so kämpferisch veranlagt war.
    »Oh«, grollte Jonathan und wendete seinen Speck. »Das ist ja großartig.« Er warf mir einen giftigen Blick zu. »Kannst du nicht absagen? Sag doch einfach, es geht nicht, du hättest Verpflichtungen. Sie mögen Amerikaner sein, aber sie können doch nicht erwarten, dass man ihretwegen alles stehen und liegen lässt.«
    Na, das war ziemlich unverschämt, wenn man bedachte, dass wir genau das für Bob und Androulla getan hatten. Ich hatte teure Karten für Miss Saigon ergattert. Aber nein, Bob und Androulla, die in einer

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