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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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mich herum alles still war, war ich seltsam erregt. Ich fühlte mich immer noch belebt.
    Tief atmete ich die salzige Luft ein. In der Ferne schlug die Brandung in hellen Linien an die Felsen, und der Mond zog eine schimmernde Spur über die Wasseroberfläche. Langsam ging ich über die Düne wieder zurück. Der Sand machte meine Schritte geräuschlos und rieselte in dunklen Streifen vor mir den Abhang hinunter. In was für einer seltsamen Situation ich mich befand. Wie fern das reale Leben auf einmal zu sein schien.
    Ich fragte mich, ob es sich für ihn genauso anfühlte. Was für häusliche Probleme mochte er wohl haben? Er hob grüßend den Arm, als ich näher kam.
    »Eben sahst du aus wie eine Bugfigur. Wie eine Statue. Hast du ein Lebenszeichen erspäht?«
    Ich ließ mich neben ihn in den Windschatten fallen und drehte mein Haar an der Seite zusammen. Dann zog ich den Reißverschluss ganz hoch zu.
    »Nein, nichts. Wie spät ist es?«
    »Fast Mitternacht. Zeit für ein Weingummi, denke ich.«
    Ich zog die Tüte aus meiner Tasche.
    »Es sind noch sechs da. Schwarz oder gelb? Oder, ach nein, da ist noch ein rotes.«
    »Keine grünen mehr?«
    »Nein. Du hast das letzte gegessen.«
    »Dann ein gelbes.« Er nahm es. »Sally, sieh nur, wie deine Hände aussehen.« Er ergriff sie und umschloss meine kalten Finger mit seinen warmen Händen. »Sie sind völlig zerkratzt und zerschunden. Und eiskalt. Du hängst dir besser meine Jacke um die Schultern.«
    Ich hatte es kaum gemerkt. Aber er hatte recht. Meine Hände waren voller Schrammen und Kratzer. Und sie fühlten sich sehr kalt an. »Nicht schlimm«, sagte ich, sehr zufrieden mit mir. Irgendwie kam ich mir ganz hartgesotten vor. »Ich bin okay.«
    »Aber du frierst. Ich bestehe darauf, dass du meine Jacke nimmst. Ich bin schließlich für euch verantwortlich, vergiss das nicht.« Er ließ meine Hände los und begann, seinen Reißverschluss aufzuziehen.
    »Oh nein«, protestierte ich erfreut. »Du bist nass, und du bist verletzt. Du musst dich warm halten. Eigentlich sollte ich dir meine Jacke geben.«
    Er legte die Hand auf meinen Arm. »Jetzt komm. Weißt du was? Rutsch einfach ein bisschen näher an mich heran. Ich müsste zwar eigentlich duschen, aber wir könnten uns gegenseitig wärmen, oder? Wenn wir uns aneinanderkuscheln, wird uns beiden sicherlich wärmer.«
    Also kuschelten wir ein bisschen.
    Und ich glaube, es war keine gute Idee.
    Wir schwiegen. Lange.
    »Nun«, sagte er schließlich verlegen. Sein Arm lag schwer auf meiner Schulter. »Das ist doch gemütlich, oder?«
    Ich lachte nervös. Mir war ein bisschen schwindlig. Ich versuchte mir vorzustellen, dass ich mit Russell kuschelte, um herauszukriegen, ob es sich anders anfühlte als mit Nick Brown. Wahrscheinlich schon. Mein Puls wäre dann sicherlich langsamer. »Ja, sehr«, stimmte ich ihm zu. »Haha. Steht das auch auf dem Teambildungsplan von Drug-U-Like?«
    Ich spürte, wie er nickte.
    »Ja, absolut«, sagte er. »Es geht immer nur um Teambildung.«
    »Aha«, erwiderte ich. »Dann bekomme ich also Extrapunkte?«
    »Extrapunkte?«
    »Extrapunkte, weil ich den Gruppenführer warm halte. Extrapunkte für die selbstlose Abgabe von Körperwärme an einen Verletzten. Ich könnte bestimmt ein paar Extrapunkte vertragen, weil ich befürchte, mein Punktekonto ist ziemlich leer, da ich so schlecht für deine Gesundheit bin und so.«
    Ich weiß nicht, warum ich das alles sagte. Es war einfach blödes Geplapper, aber zugleich flirtete ich auch ein bisschen mit diesem gut aussehenden Mann, der den Arm um meine Schulter gelegt hatte. Mir wurde auf einmal klar, dass ich mich auf gefährliche, überwältigende Weise zu ihm hingezogen fühlte. Ich glaube, er wusste auch nicht, warum ich das sagte. Er zog mich ein bisschen enger an sich und lachte ein bisschen. Dann blickte er mich an. »Oh, die hast du schon, glaub mir«, sagte er leise.
    Auf eine so zweideutige und mit unausgesprochener sexueller Anspielung beladene Äußerung fiel mir keine Antwort ein, zumal es natürlich auch sein konnte, dass er damit meine Orientierungsfähigkeiten meinte. Hm …
    Ich warf ihm einen schüchternen Blick zu. Hm. Schließlich sagte ich nur: »Wie bitte?«
    Er blinzelte. »Ich meine … ich meine … Entschuldigung«, sagte er. Jetzt wirkte er verlegen. »Vergiss, was ich gesagt habe. Ich wollte das nicht sagen. Aber ja. Extrapunkte. Genau.«
    Aber er hatte es so gemeint. Das wusste ich. Und er wusste, dass ich es wusste, deshalb

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