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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Dort sind wir zumindest ein bisschen geschützter. Warte, ich helfe dir auf.«
    Ich ergriff seinen Arm, als er aufstand. Er zuckte zusammen, weil ihm die Seite wehtat und er unwillkürlich mit dem verletzten Fuß auftrat. Ich spürte, wie sein Bizeps unter der Jacke anschwoll. Ein beruhigend fester Muskel.
    »Stütz dich auf mich«, sagte ich zu ihm und legte ihm den Arm um den Rücken. »Ja, genauso. Ich trage dein Gewicht. Tut es noch sehr weh?«
    »Ja, ziemlich. Au! Mist, das war keine gute Bewegung. Das tut weh.«
    »Versuch, nicht zu viel Gewicht auf das Bein zu geben. Ganz langsam. Keine Eile.«
    »Eile ist heute Abend sowieso nicht angesagt, Sally«, sagte er und machte einen vorsichtigen Schritt.
    Er legte mir den Arm um die Schultern, und wir bewegten uns langsam durch den weichen Sand vorwärts. Er stützte sich schwer auf mich, und ich konnte kaum das Gleichgewicht halten. Seine Jacke roch nach Holz und Aftershave. Vorsichtig setzte ich meine Schritte, als der Hang steiler wurde. Die Düne fiel in einer scharfen, konkaven Wölbung nach unten ab. Es war eine seltsame, fremdartige Landschaft.
    »Hier scheint es okay zu sein«, sagte ich schließlich und blickte mich nach einem geeigneten Platz um. »Wenn wir uns da hinsetzen, sind wir im Windschatten, können aber immer noch das Tal entlangsehen und ein Licht erkennen, wenn es näher kommt.« Ich half ihm in eine sitzende Position, sodass er sich gegen einen Sandwall lehnen konnte, und kletterte ein paar Schritte hinauf, um mich umzusehen. »Wenn jemand kommt«, fügte ich hinzu. »Russell ist schon seit einer Ewigkeit weg, oder? So lange kann er doch nicht gebraucht haben, um zurück zur Straße zu finden. Wie weit mag das sein? Fünf, sechs Kilometer?«
    »Hm«, sagte Nick und zog eine Grimasse, als er sein Bein ausstreckte. »Das ist vielleicht ein bisschen optimistisch geschätzt. Eher acht, würde ich sagen, aber ich weiß es nicht. Wir sind schließlich eine ganze Weile herumgelaufen. Es könnte auch weiter sein.«
    Ich rutschte den Abhang herunter und setzte mich wieder neben ihn. Im Windschatten war es richtig gemütlich. Trotz unserer Lage fühlte ich mich unter dem weiten Himmel seltsam zufrieden. Und seltsam weit weg von meinen eigenen »häuslichen Problemen«. Seltsam ruhig, ja sogar seltsam glücklich. Lebendig. »Oh, gut«, sagte ich. »Hier ist es wenigstens ein bisschen wärmer. Noch ein Weingummi?«
    »Langsam«, erwiderte er. »Wir müssen sie vielleicht rationieren.« Er beugte sich vor und rollte sein Hosenbein ein bisschen hoch. »Gott, ich weiß nicht, ob ich nicht lieber meinen Schuh ausziehen sollte. Der Knöchel pocht so – und Mann, er ist ziemlich geschwollen. Sieh mal!« Vorsichtig zog er seine feuchte Socke herunter. Der Knöchel wölbte sich aus dem Stiefel heraus, und die Haut war bläulich und glänzend. Sie war von dem nassen Stoff tief eingekerbt. Ich hockte mich auf die Knie, um mir die Schwellung genauer anzusehen. Selbst im Mondlicht erkannte man, dass sie dunkelviolett war.
    »Ach, ich wünschte, ich hätte mehr Ahnung von Erster Hilfe. Es sieht wirklich so aus, als ob er gebrochen ist. Für diesen Fall solltest du wohl lieber den Schuh anlassen, oder? Dann kann er den Fuß besser stützen.«
    Vorsichtig drückte er mit dem Finger auf die Haut. »Ich weiß nicht. Im Moment fühlt es sich so an, als ob der Fuß in Flammen stünde, und ich kann meine Zehen nicht bewegen.« Er runzelte die Stirn. »Aber ich glaube nicht, dass der Knöchel gebrochen ist. Als ich neun war, habe ich mir den Arm gebrochen, und das hat so wehgetan, dass ich mir ein Stück aus der Lippe gebissen habe, um nicht laut zu schreien.«
    »Ich glaube trotzdem, wir lassen es lieber so, wie es ist«, sagte ich. »Nur für alle Fälle.«
    »Du bist der Boss«, erwiderte er und rollte sein Hosenbein wieder herunter.
    »Ja, klar«, sagte ich. »Und du eine Kartoffel.«
    Kurz darauf musste ich pinkeln, deshalb ging ich ein Stück die Dünen entlang. Während ich einen geeigneten Platz suchte, hielt ich Ausschau nach Autoscheinwerfern.
    Aber es war nichts zu sehen. Nichts. Selbst das Licht auf der anderen Seite der Bucht war mittlerweile verschwunden. Ich stellte mir vor, dass ein älterer Mann dort drüben in einem Cottage wohnte und mittlerweile wahrscheinlich zu Bett gegangen war. Er hatte den Fernseher ausgeschaltet, sich einen Kakao oder Milch heiß gemacht. Eine Wärmflasche gefüllt. War über knarrende Treppenstufen nach oben gegangen. Aber obwohl um

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