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Herzklopfen für Anfänger

Herzklopfen für Anfänger

Titel: Herzklopfen für Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Barrett-Lee
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Schmetterlinge in meinem Bauch. Grundgütiger. Was war es, was er nicht hätte sagen dürfen?

9
    Beim Schlafengehen war alles wieder gut. Als ich in meinem Etagenbett lag, umweht vom Geruch nach nassem Flanell aus dem Gemeinschaftsbad nebenan, und auf Ruths ruhiges Atmen lauschte, war in meinem Kopf bereits wieder alles klar und sortiert. Ich liebte meinen Mann. Ja, ich fühlte mich zu Nick Brown hingezogen, aber ich liebte meinen Mann. Wirklich? Ja, natürlich. Was sollte diese blöde Frage? Ich war glücklich verheiratet. Das mit Nick Brown – das, was mit Nick Brown noch nicht war, aber durchaus sein könnte – war nur ein Flirt. Ein sehr angenehmer Flirt, sicher. Es fühlte sich einfach gut und richtig an, von jemandem umworben zu werden, dessen Zuneigung man von ganzem Herzen erwiderte. Vor allem, wenn man sein ganzes bisheriges Leben tagtäglich von kurzsichtigen alten Männern umgeben war. Aber das war’s auch schon. Eine dieser erwachsenen, aber im Grunde unbedeutenden Begegnungen, die eben vorkommen. Alles war in Ordnung. Kein Grund zur Beunruhigung. Kein Grund, sich schuldig zu fühlen. Kein Grund, sich die Gedanken zu verbieten. Nichts, gar nichts hatte sich verändert.
    Nur dass es jetzt sieben Uhr fünfzehn an einem dunstverhangenen Dienstagmorgen ist und gar nichts zu passen scheint. Ich habe ganz gut geschlafen. Ich habe sogar ungewöhnlich gut geschlafen, aber ich bin mit klopfendem Herzen aufgewacht. Nichts Sexuelles. Nichts Ernstes. Nur ein kleines Hüpfen, als ich den Tag überdenke. Ich wünschte, ich könnte es abstellen, aber das kann ich nicht. Ich liege in meinem muffigen oberen Etagenbett, dicht unter den Deckenbalken, in denen sich alle möglichen kleinen Lebewesen eingenistet haben, und ticke wie eine kleine Natriumbombe unter der kratzigen Decke. Ich höre Ruth zu, die irgendwas von Oberteilen und BH-Trägern erzählt, und frage mich, ob er bereits zurück ist.
    Ich greife nach Alltagsstrohhalmen, während ich meine Gefühle abwäge. Jonathans Sandwiches. Kates Tattoo. Die Aussicht, mit meiner Mutter das Frauenhaus zu retten. Aber sie beruhigen mich nicht. Ich habe mich verändert. Ich habe meine erste Sternschnuppe gesehen.
    Sternschnuppen sind natürlich keine Sterne, sondern Meteoriten. Winzigste Staubpartikel, die sich mit großer Geschwindigkeit bewegen und beim Eintritt in die Atmosphäre verglühen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass etwas so Winziges einen so spektakulären Effekt hervorrufen kann.
    »Meine Güte, Sal, wie du aussiehst! Was hast du gemacht? Bist du mit einem Stachelschwein aneinandergeraten?«
    So hatte Ruth gestern Nacht reagiert, als wir im Zentrum ankamen. Anscheinend waren wir telefonisch angekündigt worden, denn als der Land Rover auf den knirschenden Kies im Hof fuhr, hatte sich schon eine kleine Menschenmenge draußen versammelt, die uns jubelnd und applaudierend begrüßte. An der Seite stand ein Krankenwagen, um Nick ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen, wo Fuß und Brustkorb geröntgt werden sollten.
    Er wurde unverzüglich umgebettet und ich sofort ins Badezimmer gebracht. Trotz unserer plötzlichen Trennung – nein, nein, vielleicht eher deswegen – fühlte ich mich ein bisschen high. Glücklich und ein bisschen, als hätte ich einen Adrenalinschub versetzt bekommen. Oder als ob ich von einem Pfeil getroffen worden wäre. Einem kleinen goldenen?
    Ruth goss Wein in einen Becher und reichte ihn mir durch den Duschvorhang. Die Badezimmer waren primitiv. Sechs Duschen nebeneinander, zwei Toiletten, ein paar Schließfächer, eine alte Holzbank.
    Ich sah an mir herunter. Ruth hatte recht. Die zerkratzten Hände waren nur die Spitze des Eisbergs. Meine Schienbeine waren ähnlich zugerichtet, und über meinen rechten Oberschenkel zog sich eine lange, blutverkrustete Schramme. Unter dem heißen Wasser begann sie zu schmerzen.
    »Du hast recht«, sagte ich. »Und ein paar Stiche habe ich auch abbekommen. Ach verdammt, Ruth, ich bin völlig zerstochen. Sieh dir das an!« Ich streckte meinen Knöchel aus der Dusche heraus. Ein Band von dicken, roten Knubbeln wand sich darum. An meinem Hals sah es ähnlich aus. Ich ließ einfach das warme Wasser an mir herunterlaufen. Der Wein wärmte mich von innen.
    Ich hörte, wie Ruth sich noch ein Glas einschenkte.
    »Hm. Ich bin beinahe froh, dass ich heute dageblieben bin«, sagte sie. »Dieser Typ aus Horsham hat natürlich gewonnen, und die beiden Weiber aus Worthing haben sich fast geprügelt. Russ schien

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